
Foto: Christian P. Schmieder / Sammlung Siegert, München, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015
RealSurreal: Meisterwerke der Avantgarde-Fotografie
Das Neue Sehen 1920-1950 Sammlung Siegert
Exhibition: 19 Apr – 19 Jul 2015

Max Ernst Museum Brühl des LVR
Comesstr. 42 / Max-Ernst-Allee 1
50321 Brühl
+49 (0)2232-57930
maxernstmuseum@lvr.de
www.maxernstmuseum.lvr.de
Tue-Sun 11-18

Foto: Christian P. Schmieder / Sammlung Siegert, München © František Drtikol – heirs, 2015
RealSurreal
Meisterwerke der Avantgarde-Fotografie
Das Neue Sehen 1920-1950. Sammlung Siegert
Ausstellung: 19. April bis 19. Juli 2015
Mit "RealSurreal" schließt das Max Ernst Museum an seine erfolgreiche Fotoschau zu Man Ray aus dem Jahr 2013 an. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum Wolfsburg. War hier der Fotograf im Paris der Surrealisten im Fokus, zeigt nun die neue Ausstellung eine besondere Auswahl von rund 200 Meisterwerken von nahezu 100 internationalen Fotografinnen und Fotografen aus der Münchner Sammlung von Dietmar Siegert. Die Präsentation stellt bedeutende fotografische Positionen u.a. von Eugène Atget, Herbert Bayer, Hans Bellmer, Aenne Biermann, Brassaï, František Drtikol, Lotte Jacobi, André Kertész, Germaine Krull, László Moholy-Nagy, Herbert List, Man Ray, Albert Renger-Patzsch, August Sander, Umbo und Wols vor.
Der frühere Film- und TV-Produzent und Dokumentarfilmer Dietmar Siegert zählt zu den bedeutendsten Fotosammlern in Deutschland. Seine sehr umfangreiche fotografische Sammlung war ideale Grundlage für die Zusammenstellung der Werke. Diese ist ab 19. April 2015 im Max Ernst Museum zu bewundern. Die Ausstellung "RealSurreal" präsentiert drei Schwerpunkte: das Neue Sehen in Deutschland, der Surrealismus in Paris und die Avantgarde in Prag. Es werden Porträts, Akte, Fotoexperimente sowie Objekt- und Architekturfotografie gezeigt. Historische Fotobücher und Zeitschriften sowie Künstlerbücher ergänzen die seltenen Originalabzüge. Ein Prolog mit Fotografien des 19. Jahrhunderts - ebenfalls aus der Sammlung Siegert - macht deutlich, dass bereits einige frühe Aufnahmen eine verblüffende Komplizenschaft mit dem Neuen Sehen aufweisen.
Der Begriff des Neuen Sehens bezieht sich auf die Avantgarde-Fotografie von 1920 bis 1950. Inspiriert durch das pulsierende Leben der modernen Großstädte, die fortschreitende Technisierung in der Gesellschaft und die zunehmende Bilderflut in den Zeitungen und Zeitschriften hatten Fotografinnen und Fotografen damit begonnen, das Alltägliche mit Hilfe der Kamera in faszinierende und dynamische Bildwelten zu verwandeln. Dabei wählten sie extreme Bildausschnitte, ungewöhnliche Details sowie besondere Blickwinkel. So entwickelte sich eine völlig neue und zeitgemäße Realitätsaneignung, welche die Sehgewohnheiten des Publikums herausforderte und veränderte. Das fotografische Spektrum reicht von der exakten Aufzeichnung des Gesehenen in der Porträt und Industriefotografie bis hin zum inszenierten Bild im Surrealismus. Die Wahl neuartiger Perspektiven und Dinge, Fotomontagen, technische Experimente wie Fotogramm, Solarisation und Doppelbelichtung sind weitere Facetten der neuen Kunstform, die sich im Spannungsfeld zwischen Realem und Surrealem bewegt.
"Erscheint das »Surreale« in einem Museum, das Max Ernst gewidmet ist, der das Prinzip der Collage brillant beherrschte und zum Angelpunkt seines gesamten Œuvres machte, wie selbstverständlich, bereichert das »Reale« das Spektrum jenseits des Surrealismus. Doch lässt sich beides so eindeutig trennen, wenn die im Foto angestrebte neusachliche Faktizität etwa durch die ungewöhnliche Perspektivik aufbricht, um ebenso Qualitäten des Surrealen zu offenbaren? Wohl kaum", so Museumsdirektor Dr. Achim Sommer.
Der Katalog ist im Wienand Verlag erschienen und umfasst 259 Seiten, 283 Abbildungen und Beiträge von Antonín Dufek, Björn Egging, Ivo Kranzfelder, Henning Schaper, Achim Sommer und Bernd Stiegler sowie ein Gespräch Ulrich Pohlmanns mit Dietmar Siegert. Preis an der Museumskasse: 28 Euro.