Fotografen lieben Kuba! Es heißt, Havanna existiere nur noch für die Blicke von außen, als leere Hülle, als Bühnenbild mit zerbröckelnder Kolonialarchitektur und zerbeulten Limousinen, vor dem die Kubaner zur Freude der Fotografen das Schauspiel "Kubanität" aufführen. Man mag diese bunten Bilder vom lebendig improvisierten Alltag, von der vermeintlichen Vitalität der leidgeprüften Kubaner, die den Widrigkeiten ihrer Lebensumstände mit Fröhlichkeit begegnen, immer zum Feiern, zum Lachen aufgelegt sind, eigentlich nicht mehr sehen. Kuba scheint diese Klischees perfekt zu befriedigen, und zahlreiche internationale Fotografen danken es dem Land und seinen Leuten mit einer Bilderflut. Der spanische Fotograf Juan Manuel Díaz Burgos sucht seit Jahren nach dem Alltäglichen in Kuba, greift dabei nicht die offenkundigen und oberflächlichen Reize des Fremden ab, sondern erfasst die dahinter liegenden Strukturen. Die ausgestellten Arbeiten zeigen Innenansichten Havannas aus den Jahren 1997-2000. Díaz Burgos blickte mit der Kamera hinter die "kubanische Fassade", auf das alltägliche, intime Leben: in Hinterhöfe, Treppenhäuser, Wohnzimmer, Küchen. Dabei sind ihm nicht nur äußerst "hautnahe" und erzählerisch dichte Fotos gelungen, sondern auch ästhetisch hochkomplexe Kompositionen. In seinen Bildern hat er häusliche Szenen von lebendiger Authentizität, momenthafte Konstellationen im kontrastreichen Spiel von Licht und Schatten festgehalten. Mit dieser Ausstellung von Juan Manuel Díaz Burgos zeigt die vhs-photogalerie Werke eines großen Fotografen unserer Zeit, dessen Engagement untrennbar mit der Brillanz formaler Meisterschaft verknüpft ist. Zur Ausstellung ist bei LUNWERG EDITORES, Barcelona, ein Buch erschienen.