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Das Selbstporträt in der Kunst
Die amerikanische Fotokünstlerin Cindy Sherman schlüpft seit über 30 Jahren in sämtliche Rollen und Masken unserer Gesellschaft; inszeniert sich als Mätresse und Monster, Mann und Modell; ist immer selbst im Bild, ohne je sie selbst zu sein.
Bildrechte: SWR / © SWR

Das Selbstporträt in der Kunst

Die Verneinung der eigenen Existenz - Ich ist ein anderer!

TV:

Wed 24 Jun 4:15

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Samstag, 20. Juni 2015, 04.00
Sonntag, 21. Juni 2015, 03.45
Dienstag, 23. Juni 2015, 04.15

Die amerikanische Fotokünstlerin Cindy Sherman schlüpft seit rund 40 Jahren in sämtliche Rollen und Masken unserer Gesellschaft; inszeniert sich als Mätresse und Monster, Mann und Modell; ist immer selbst im Bild, ohne je sie selbst zu sein. Das Selbstporträt als forsche Behauptung: Ich ist ein anderer. Ich bin überall - und nirgends. Der englische Malerstar Francis Bacon verformt und verunstaltet sein Selbstbild bis zur Unkenntlichkeit. Immer auf der Suche nach seinem inneren Kern, seinem anderen Ich. Indem er sich malerisch von seinem Spiegelbild lossagt, löst er sich auch von allen gesellschaftlichen Zwängen. Das Selbstporträt als Befreiungsschlag: Ich ist grenzenlos - Ich ist ein anderer. Die österreichische Malerin Maria Lassnig nennt ihre Selbstporträts "Körperbewusstseins-Bilder"; denn sie malt nur, was sie spürt: ihr Körpergefühl. Und das ist - ihr anderes Ich. Ob Kochtopf oder Nervenbündel, Zyklop oder Froschkönigin - ihr Körper hat viele Gesichter. Das Selbstporträt als heiter-melancholisches Spiel mit dem Alter Ego, dem anderen Ich. Die französische Performancekünstlerin Orlan bearbeitet ihr Selbstporträt radikal und blutig: Ihr Atelier ist der Operationssaal, ihr Material der eigene Körper. Für sie heißt"Ich ist ein anderer" konkret: das äußere Spiegelbild dem inneren Selbstbild anpassen, mit allen Mitteln der plastischen Chirurgie. Das Selbstporträt als Akt schmerzvoller Selbsterschaffung. Der deutsche Maler Jonathan Meese produziert Selbstporträts im Akkord, versteht das Genre als fantastische Spielwiese Hunderter neuer Meeses: Ob Stalin oder Hitler, Teufel oder Messias - sein Ich will nicht nur ein anderer sein, sondern alle anderen. Das Selbstporträt als egozentrisches Universum unendlicher anderer Ichs. Cindy Sherman, Francis Bacon, Maria Lassnig, Orlan und Jonathan Meese - sie alle haben das Selbstporträt für sich völlig neu erfunden. "Ich ist ein anderer": eine künstlerische Kampfansage an das traditionelle Selbstporträt; und es gilt, das Künstler-Ich in all den anderen Ichs zu entdecken.