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Das Schwarze und das Weiße
Michael Schnabel, Olperer 2010
Ditone Pigment Print, 160 x 220 cm, 2/3
© Michael Schnabel / Courtesy Kleinschmidt Fine Photographs

Michael Schnabel »

Das Schwarze und das Weiße

Fotografie als Malerei

Exhibition: 13 Feb – 27 Apr 2012

Fri 10 Feb 19:00

Kleinschmidt Fine Photographs

Steubenstr. 17
65189 Wiesbaden

+49 (0)611-5990701


www.klauskleinschmidt.de

Tue-Fri 14-18

Das Schwarze und das Weiße
Michael Schnabel, Langkofel 2010
Ditone Pigment Print, 160 x 220 cm, 2/2
© Michael Schnabel / Courtesy Kleinschmidt Fine Photographs

Michael Schnabel | Das Schwarze und das Weiße - Fotografie als Malerei
Ausstellung | One-Man-Show | Buchvorstellung | Signierstunde
Eröffnung am 10. Februar um 19:00 Uhr bei Kleinschmidt Fine Photographs
Dauer der Ausstellung: 13. Februar bis 27. April 2012
Der Künstler wird zur Eröffnung und zum Signieren da sein.


Ein Fotokünstler lotet die Grenzen der sichtbaren Welt aus, indem er sie hinterfragt. Michael Schnabel widmet sich in der Ausstellung ‘Das Schwarze und das Weiße - Fotografie als Malerei’ den Grenzfragen des Sehens. Der in der Kunstwelt erfolgreiche Fotograf, geboren 1966 in Neunkirchen, ist international längst bekannt. So hat er in den letzten Jahren durch Nachtstudien auf sich aufmerksam gemacht. Nach den allseits beachteten Werkschauen ‚Stille Berge’ (2004)‚ Wasser’ (2007) und ‚Museen’ (2009) folgen nun mit ‚Tirol’ (2010) ein weiteres Mal Bergstudien - wieder als atemraubende Nachtstücke. Und mit ‚Weißes Land’ sehen wir einmal mehr Michael Schnabel bei der Begehung von Neuland: Hierbei werden, durchaus diametral zum Frühwerk, gleissende Lichtstücke gewagt. Mit dieser Grenzziehung zwischen abstraktem Schwarz und reduziertem Weiß benennt er die Antipoden seiner Bilderstürmerei. Mit dem Rückzug aus der Darstellung - Modus: Licht aus - verstörten seine Nachtstücke von 2004-2009 nicht wenig.
Den aktuellen Versuch der luziden Überblendung dürfen wir getrost als heiteren Dekonstruktivismus eines ‘Zenbuddhisten im Geist der Malerei’ betrachten. Als Fotograf sucht Schnabel die absolute Ruhe im Bildraum seiner Werke: Sehen wir mit den ‚Skizzen’ im Kleinformat als gegenständliche und naturalistische Handzeichnung noch Vorstudien, so wirkt ‚Weißes Land’ mit seiner Tendenz ins Nichts vollends kühn. Der eigentliche Schlüssel zum Werk von Michael Schnabel ist indes die Langsamkeit, die den Betrachter der monochromen Farbflächen umfängt. Diese Zeitlupe beim Erkennen - das Auge braucht Minuten zum Abgleich der subtilen Kontraste, weshalb seine Werke im Dunkeln tiefer wirken - macht die Entdeckung erst möglich und stellt sie sprachlos vor als stille Sensation hinter dem Werk. Michael Schnabel hält uns vor Augen: wer schnell schaut, sieht überhaupt nichts. Nur wer langsam hinsieht, erkennt wesentlich, imaginiert ein inneres Bild, eine Vorstellung, illussioniert etwas, das über das Abbild hinausragt.

So sehen wir in der Ausstellung bei Kleinschmidt Fine Photographs etwa das übergroße Panorama auf den Olperer in Tirol. Das Gebirge aus Granit und Gneis thront als Landschaft mit 3.476 Metern über dem Meeresspiegel realiter über dem Zillertal. Diese naturgewaltige Pyramide über den Wolken von Tirol wurde von dem deutschen Fotokünstler Michael Schnabel als Nocturne gesehen. Der Betrachter möchte fast mit Rilke glauben: Schon den Himmel hält kein Bild mehr. Die Nachtszene wird weder von Sonne noch Mond noch von den Sternen direkt erhellt. Kein Himmelskörper wirft sein Gnadenlicht. Wenige Photonen erreichen die Linse der Kamera in den Stunden der Belichtung. Das Firmament kündet zart den Aufbruch. Grauviolett trifft auf Wolkenweiß. Als ob der Himmel singt. Wir wähnen die Landschaft dichtend als Schattenstudie. Graut da ein Morgen am Horizont? Der Berg tritt aus dem Mittelgrund durch das helle Spiel der Wolken und das amöne Relief des Schnees gleichsam plastisch hervor. Das dichte Wolkenband im Vordergrund verwehrt dem Betrachter den direkten Einblick in das Schauspiel der Dämmerung hinein. Die Spitze des Berges ist teils mit einem Mantel von Schnee bedeckt. Die Szene ist gänzlich menschenleer - wir sehen die Vedute als somnambule Landschaft. Das in der Ausstellung zu bestaunende Nachtstück nimmt in Bildaufbau und Komposition Anleihen an die Malerei der Romantik. Das nahezu mondscheinlose Licht ist indessen alles andere als romantisch erhaben. Die Farbe der Nacht wirkt unirdisch schön und kündet im Restlicht doch nur nahende Dämmerung. Die hier gezeigte Landschaft von Michael Schnabel ist ein Solitär und findet eigens seinen Raum in Wiesbaden im Rahmen der Frühjahrs-Sonderschau ‘Das Schwarze und das Weiße - Fotografie als Malerei’.

Klaus Kleinschmidt