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Das Spiel mit der Erinnerung: Die Bilderwelt des Thomas Demand
"Presidency", Filmausschnitt © Looks Filmproduktionen

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Das Spiel mit der Erinnerung: Die Bilderwelt des Thomas Demand

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Mon 23 Sep 4:25

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Seine erste Einzelausstellung hatte Thomas Demand 1991 an dem Tag, an dem in Amerika die aufgeblähte Kunstblase platzte. 14 Jahre später hängt seine Werkschau bereits im New Yorker MOMA. Heute wird er zwischen Berlin, New York und Tokio von den renommiertesten Galerien vertreten.

Thomas Demand ist ein international hoch gehandelter „Fotograf“, doch kein gewöhnlicher. Zunächst baut er in seinem Atelier in Lebensgröße nach, was er auf Pressebildern und privaten Fotos findet. Am Anfang des Schaffensprozesses steht ein Modell, am Ende steht ein lebensgroßes Foto. Schere, Kleber, Pappe und Papier sind die dafür benötigten Grundmaterialien. Obwohl die papierenen Skulpturen den größten Aufwand in seinem Arbeitsprozess erfordern, zerstört und entsorgt er sie, nachdem er sie fotografiert hat.

Seine Fotos - jeweils perfekt aufgezogen hinter spiegelblankem Plexiglas - zielen auf das kollektive Gedächtnis. Dem Betrachter begegnen bekannte Bilder von politischen und gesellschaftlichen Ereignissen, die längst zum visuellen Allgemeingut geworden sind. Demand reduziert seine Fotos jedoch auf wenige notwendige Details.

Zu seinen berühmtesten Werken gehören ein Bild der Badewanne, in der der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Barschel tot aufgefunden wurde und ein Bild der verwüsteten Räume der Stasizentrale nach ihrer Erstürmung 1990. Dass die Aufnahmen nicht vom Originalort stammen können, bemerkt man daran, dass alle Menschen und jegliche Schrift getilgt worden sind. Mit diesen seltsam geschichtslosen Geschichtsorten schafft Demand perfekte Bühnenbilder für die Schemen unserer Erinnerung. Dabei - so seine Aussage - könne er mit seinen Bildern nicht zur Wahrheitsfindung beitragen. Die Interpretation bleibt dem Betrachter überlassen.

Bildlegenden sucht man bei seinen Fotografien vergebens. Die Titel entsprechen eher sachdienlichen Hinweisen. Bei „Grotte“ sieht man eine Grotte, bei „Haltestelle“ eine Haltestelle und in den Animationsfilmen wie „Tunnel“ einen Tunnel – menschenleere Orte bar jeglicher Informationen - und dennoch steckt hinter jeder der Arbeiten mindestens eine Geschichte - und stets stellt sich das diffuse Gefühl des Wiedererkennens ein.