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Berlin – narrativ
Frauke Bergemann: Alexanderplatz 2003, 83 cm x 107 cm

Frauke Bergemann »

Berlin – narrativ

die Hauptstadt zwischen 2000 und 2013

Exhibition: 17 Jun – 11 Oct 2014

Tue 17 Jun 19:30

Dentalzentrum Pankow

Garbátyplatz 1
13187 Berlin

+49 (0)30-499 1985 99


www.dentalzentrum-pankow.de

Mon-Fri 7:30-21, Sat/Sun 10-15

Berlin – narrativ
Frauke Bergemann: Tacheles

Frauke Bergemann
"Berlin – narrativ"
Die Hauptstadt zwischen 2000 bis 2013


Ausstellung: 17. Juni – 11. Oktober 2014
Eröffnung: Dienstag 17. Juni, 19.30 Uhr

Wie fotografiert man eine Stadt? Schon viele Fotografen wurden mit Bildern von Städten berühmt, Eugène Atget und Thomas Struth, Kurt Hielscher und Walker Evans. Allein diese wenigen Namen machen aber deutlich, dass jene Frage eigentlich falsch gestellt ist, suggeriert sie doch, es gebe nur eine gemäße Art, Städte zu fotografieren, während in Wirklichkeit höchst unterschiedliche Weisen den Eindruck vermitteln, es sei gelungen, ‘die’ Stadt – ihre Substanz oder ihr Wesen – festzuhalten. (…)

Wie fotografiert Frauke Bergemann eine Stadt? Auf ihren Bildern offenbart sich die Stadt – in diesem Fall: Berlin – vor allem als Erzählung. Es fällt schwer, den Blick von diesen Fotos zu lassen, da sich jedes von ihnen bei genauerer Betrachtung zu einem Epos weitet, in dem alles enthalten zu sein scheint, wonach man sucht. Das Verlangen jedes Flaneurs, immerzu Neues zu entdecken und von zahllosen kleinen Szenen und Beobachtungen schließlich überwältigt zu werden, findet hier seine Erfüllung, und es gibt wohl nur wenige Fotos, auf denen so gut mit- und nacherlebbar wird, was die spezifische Wachheit eines flanierenden Gangs durch eine Stadt ausmacht. Daher ist es aber auch schwer, die Bilder von Frauke Bergemann genau zu beschreiben: So vieles will gleichzeitig mitgeteilt werden und wäre im selben Moment erzählbar. Daher wird sich derjenige, der über die Bilder sprechen will, andauernd selbst unterbrechen, um zuerst noch auf ein anderes Detail aufmerksam zu machen und auf ein weiteres und … (…)

Doch nicht die extreme Tiefenschärfe, auch nicht die lebendige Farbigkeit trägt am meisten zu jenem Erzählcharakter der Fotos bei. Er ergibt sich vielmehr aus einer hochmodernen und zugleich uralten Technik, derer sich Frauke Bergemann bedient. Schaut man sich ihre Bilder mit analytischem Blick an, fällt auf, dass sie den Gesetzen der Zentralperspektive nicht gehorchen, sondern jeweils mehrere, leicht voneinander abweichende Fluchtpunkte besitzen. Jedes Foto ist im Grunde eine Collage und aus verschiedenen Einzelbildern zusammengesetzt, die dasselbe Sujet mit einem etwas anderen Ausschnitt und aus geringfügig verschobenem Blickwinkel zeigen. (Dr. Wolfgang Ullrich, ZKM Karlsruhe)

Berlin – narrativ
Frauke Bergemann: Palast der Republik, 2001, 83 cm x 91 cm

(…) Attraktiv, hell, leuchtend, anziehend erscheinen all die Fotokunstwerke, die der zeitgenössischen, vitalen Metropole Berlin gewidmet sind. Es ist eine künstlerische Sprache, die den Charakteristika der Werbung in gleicher Weise verpflichtet scheint wie der Kompositionslehre der Renaissance. Modernste und altmeisterliche Elemente scheinen sich in glücklicher und harmonischer Weise zu verbinden. (…) Die exakt festgehaltenen Strukturen der Umgebung, der Natur werden stets erfrischend ergänzt durch gekonnt komponierte, aktuell erscheinende Elemente: das kreisrunde Fundament eines Fahnenpfostens mit der treffenden Schrift in überdimensionierten Lettern 3. Oktober – Tag der Deutschen Einheit, ein leuchtend roter, breiter Ring hoch über dem Pariser Platz in scharfem Kontrast zum Blau des Himmels, begleitet von einer süffisanten Beobachtung all der Touristengruppen, und schließlich die eindrucksvolle Tafel mit Details des alten Stadtschlosses, auf dessen Wiedererstehung sich Berlin nun freuen kann. Frappierend wirkt wohl der Blick auf die glänzend polierte Kühlerhaube eines repräsentativen Fahrzeugs, auf deren leicht gewölbter Oberfläche die Umgebung bisweilen verzerrt gespiegelt ist. Ein ähnliches Detail bietet das schräg von rechts ins Bild ragende Motorrad, auf dessen poliertem Tank man die unmittelbare Umgebung abgebildet vorfindet. Die Anordnung all der Bildelemente ist wohl durchdacht, (…) Hinzu kommt die Ausnutzung des Spiegels bzw. einer spiegelnden Oberfläche, die entgegengesetzt liegende Aspekte, Details der Umgebung ins Bild selbst holt und so den Raum vervollständigt, ein Effekt, der mit dem runden Spiegel der Arnolfini-Hochzeit von van Eyck berühmt wurde. (…)

Frauke Bergemanns fotografische Kunst verwendet die vermeintlich objektive Wahrnehmung durch Fotografie und sucht sie mit der persönlichen Erfahrung des eigenen wesentlich komplexeren Sehvorgangs zu kombinieren. Sie will dabei die Qualität des Sehens mit dem eigenen Auge einholen, wie eben das eigene Auge blitzschnell über das gesamte Geschehen in einem Raum streift, darin alles wahrnimmt oder aber Objekte fokussiert, gleichsam aus der Umgebung heranholt, detailliert betrachtet, um sie dann im Sehvorgang wieder in den natürlichen Abstand zu rücken. (…)

Der Titel des Berlin-Zyklus »Inszenierungen der Macht und mächtige Inszenierungen« ist nicht nur eine Anspielung auf die Stadt Berlin, wie sie sich nach dem Mauerfall darstellt – mit ihrer neuen und alten Architektur verbunden mit dem Wunsch sich vor aller Augen als lebendig, innovativ in unterschiedlichsten Situationen und Formen zu zeigen und damit neu zu positionieren. Dieser Titel will auch auf die kraftvolle Bildsprache der Fotoarbeiten in ihrer Überhöhung des räumlichen, teils expressionistischen Aufbaus im Vordergrund, in ihrer oft knalligen Farbigkeit und nicht zuletzt in ihren übergroßen Formaten hinweisen. (Dr. Hermann Schifferer, EPA München)

Berlin – narrativ
Frauke Bergemann: Reichstag – Einheit, 2000, 103 cm x 147 cm