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Wohlstandstraum / Nuclear Family
Lumiere Rouge, Wohlstandstraum / Nuclear Family © Kermit Berg

Kermit Berg »

Wohlstandstraum / Nuclear Family

Ein Foto-Essay von Kermit Berg

Exhibition: 11 Oct 2014 – 1 Feb 2015

Fri 10 Oct 18:00

Märkisches Museum

Am Köllnischen Park 5
10179 Berlin
Tue-Sun 10-18

Märkisches Museum

Am Köllnischen Park 5
10179 Berlin

+49 (0)30-24002162


www.stadtmuseum.de

Tue-Sun 10-18

Wohlstandstraum / Nuclear Family
Buick, Wohlstandstraum / Nuclear Family © Kermit Berg

"Wohlstandstraum / Nuclear Family"
Ein Foto-Essay von Kermit Berg über das West-Berlin der 50er Jahre
Zwei Familien. Ihre Träume. Transatlantische Freundschaft. Modernes Design.

Ausstellung: 11. Oktober 2014 bis 1. Februar 2015
Eröffnung: Freitag, 10. Oktober, 18 Uhr

Inspiriert von Briefen zwischen seinem Vater und einer Berliner Familie aus den 1950er Jahren zeichnet der US-amerikanische Künstler Kermit Berg (* 1951) ein intimes Bild der Verbindung von Menschen verschiedener Nationen vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Der Sohn einer Berliner Familie war als Austausch-Schüler in einer Kleinstadt in Indiana/USA. Die Briefe setzen ein, als die Gasteltern seine Familie mit Geld und Kleidung unterstützen. Kermit Berg hat diese Episode ein halbes Jahrhundert später zu einem Werk von 55 Einzelbildern verarbeitet, in dem er Briefpassagen und andere Artefakte, lakonische Kommentare und fulminante Aufnahmen von Designgegenständen der Zeit in Beziehung setzt. Diese elegante Ding-Welt repräsentiert den Traum von Modernität und Wohlstand, den beide haben: die infolge von Krieg und Teilung in Not lebende Berliner- und die Amerikanische Mittelstandsfamilie. Die assoziative Darstellung führt die reale Familiengeschichte weit über sich hinaus in die Gegenwart und lässt den Betrachter über persönliche und gesellschaftliche Werte, deren Bedrohung und Deutsch-Amerikanische Freundschaft nachdenken.

"1953 schrieb eine Familie aus Berlin-Neukölln meinen Eltern, dass Tag für Tag 2000 Ostdeutsche in den Westen kämen und es nicht genug zu essen gäbe."

Kermit Bergs Bilder können eine Geschichte erzählen. Sie spielt in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Schauplatz sind Deutschland und Amerika. Seine Eltern gaben ihm Briefe und er nutzt sie, um an die unmittelbare Nachkriegszeit zu erinnern. Aber Berg wird nicht zum historischen Chronist, sondern arbeitet als Künstler. Er bringt seine Bilder in Beziehung zu kleinen Texten, die kurz und knapp ein Schlaglicht auf die Vergangenheit werfen. Es sind ästhetische Miniaturen, die erst im Kontext der Familiengeschichte ihren Erzählcharakter offenbaren.

"1952 begann mein Vater eine Familie in Berlin finanziell zu unterstützen. Meine Mutter stimmte nur zögernd zu, denn sie hatte vier Kinder zu versorgen. 1957 präsentierte Knoll einen von Eero Saarinen entworfenen Tisch. Der aerodynamische Stil wurde sofort mit dem Weltraumzeitalter assoziiert. Die Amerikaner nannten den Stil 'Space-Age'."

Wohlstandstraum / Nuclear Family
Knoll Tisch 2, Wohlstandstraum / Nuclear Family © Kermit Berg

Bergs Fotografien zeigen das Design jener Jahre. Dinge, die damals den Alltag begleitet haben: Ein Stück Stoff aus den 50er Jahren, eine Glaskanne von Wilhelm Wagenfeld oder Möbel von Alvar Aalto.

Im Kontext der Familiengeschichte sind die Fotografien auch ein Hinweis auf das "Seelendesign" jener Zeit: Amerika richtete sich im Wohlstand ein (mit solidem Produktdesign aus den USA und Europa), während die West-Berliner nach dem verlorenen Krieg und der Teilung der Stadt Halt bei den Amerikanern suchten und sich am "American Way of Life" neu orientierten. Erste Gehversuche in eine bessere Welt, die schon bald im Wirtschaftswunder mündet.

"Im Mai 1957 wurde in West-Berlin das Kino Zoo Palast eröffnet. 1967 fiel ich von einem dreibeinigen Stuhl, ein Designerstück von Alvar Aalto. Ich knallte gegen den Schreibtisch meines Vaters und verletzte mich dabei heftig am Kopf. Die Lampe auf dem Schreibtisch, ein Entwurf von Gerald Thurston, zerschellte auf dem Fußboden. Uns beiden jagte der Vorfall einen bleibenden Schrecken ein."

Bergs Bilder können Teil einer Geschichte sein, müssen es aber nicht. Sie sind autonom, weil sie einen eigenen ästhetischen Raum besetzen, der keine Leerstellen kennt, die mit zusätzlichen Erklärungen gefüllt werden müssten. Und so wird das Projekt "Wohlstandstraum / Nuclear Family" zum ästhetischen Setzbaukasten, der dem Betrachter viel Platz gewährt. Dabei evozieren Bergs Bilder und Texte eine sanfte Melancholie, die aber durch den kräftigen und selbstbewussten Auftritt der Fotografien schnell überlagert wird. Bergs Bilder werden zur Metapher für einen ganz allgemeinen Wohlstandstraum, der im guten Design (im International Style) seine Heimat sucht.

Wohlstandstraum / Nuclear Family
Brief wir Berliner, Wohlstandstraum / Nuclear Family © Kermit Berg
Wohlstandstraum / Nuclear Family
Melmac, Wohlstandstraum / Nuclear Family © Kermit Berg