Camilo José Vergara »
Tracking Time – Documenting America’s Post-Industrial Cities
Exhibition: 17 Oct – 28 Dec 2014
Thu 16 Oct 19:00
Museum für Photographie
Helmstedter Str. 1
38102 Braunschweig
Tue-Fri 13-18, Sat/Sun 11-18
Museum für Photographie Braunschweig
Helmstedter Str. 1
38102 Braunschweig
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Tue-Fri 13-18, Sat/Sun 11-18
Camilo José Vergara
"Tracking Time – Documenting America’s Post-Industrial Cities"
Ausstellung: 17. Oktober bis 11. Dezember 2014 (Ausstellungshalle Hamburger Straße 267)
bis 28. Dezember 2014 (Torhäuser)
Eröffnung: Donnerstag, 16. Oktober, 19 Uhr in Anwesenheit des Künstlers
Der amerikanische Fotograf Camilo J. Vergara dokumentiert seit über 40 Jahren die Spannung in den von Armut gekennzeichneten Problemvierteln amerikanischer Metropolen. Dabei berichtet er von den Symptomen sozialer Konflikte und macht das Auseinanderdriften der amerikanischen Gesellschaft in seinen kontinuierlichen Langzeitstudien für den Betrachter erfahrbar. Wie wohl keinem zweiten zeitgenössischen Fotografen ist es Vergara hierbei gelungen, die Transformationsprozesse des städtischen Wandels sichtbar zu machen. Als visueller Spurenleser, fotografischer Soziologe, Ethnograf und Stadtforscher hat er ein einzigartiges Archiv amerikanischer (Stadt-)Geschichte geschaffen, welches die Veränderung und Auflösung von Stadtteilgemeinschaften belegt.
Seit den frühen 1970er Jahren untersucht Vergara Prozesse der Ghettoisierung und Gentrifizierung in Harlem, der Bronx und Brooklyn, aber auch den Verfall und die Verslumung ganzer Städte wie Detroit. Seine Fotografien betrachten hierbei systematisch einzelne Bereiche des Einflusses und der Auswirkungen von Arbeitslosigkeit, Rassendiskriminierung und sozialer Perspektivlosigkeit. "I prowl the entire city in search of local forms of the elements that define the new ghetto: caretaking institutions, NIMBYs, ruins, graphic expressions, fortification, and enclaves." In seinem Bildband American Ghetto (1995) führt Vergara seine fotografische Herangehensweise und Intension vertiefend aus: "I developed a methodology to capture a monumental urban transformation underways."
Als Langzeitstudie angelegt, in der der Fotograf über Jahrzehnte hinweg an dieselben Orte wiederkehrt und deren Veränderung über einen längeren Zeitraum hinweg dokumentiert, bezeugen Vergaras Bilder den historischen Städtewandel. Sein überbordendes, exzessives Werk vitalisiert hierbei nachhaltig und mit gleichbleibend hoher Intensität die Grundprämissen der sozialen Dokumentarfotografie. Ausgehend von einem Verständnis als Anwalt für die sozial Schwachen, als einem fotografischen Botschafter, der bildliche Belege über die Ereignisse in der Welt sammelt und seinen Mitbürgern vor Augen führt, entwickelte Vergara die beschriebene Methodik, in der er Fotografie und soziologische Studie in Einklang bringt. Doch seine Fotografien bieten weitaus mehr als eine Dokumentation architektonischer Oberflächen. Das entstandene monumentale Bildarchiv visualisiert Codes und Riten und legt mit seinen bildlichen Zeugnissen Markierungen, Verhaltensweisen und soziale Grenzen im Prozess des städtischen Wandels aus den mittlerweile "klassischen" Problemvierteln der USA offen.
Im Juli 2013 wurde Vergara für seine Verdienste mit der National Humanity Medal gewürdigt, eine Auszeichnung, die der amerikanische Präsident erstmalig an einen Fotografen verlieh. Im September 2014 erwarb die Library of Congress Arbeiten Vergaras, um sie für das nationale Gedächtnis der Nation zu bewahren.
Die Einzelausstellung "Tracking Time - Documenting America’s Post-Industrial Cities" des 1944 in Chile geborenen, seit den 1970er Jahren in New York lebenden Fotografen stellt dessen außergewöhnliches fotografisches Werk erstmalig in einer institutionellen Einzelausstellung in Deutschland vor. Mit 180 Abzügen wird die Ausstellung Einblicke in die faszinierenden Stadtbetrachtungen und in die Geschichte amerikanischer Stadtentwicklungsdebatten bieten. Die Bildauswahl greift hierbei unterschiedliche Schwerpunkte seines Oeuvres im Sinne eines "best of Vergara" auf.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Kerber Verlag mit Texten von Dr. Gisela Parak (Museum für Photographie Braunschweig), Camilo José Vergara und Helena Zinkham (Library of Congress, Washington D.C.).