Leonore Mau »
Das zweite Gesicht - Hommage à Leonore Mau
Exhibition: 9 Nov – 21 Dec 2014
Sat 8 Nov 16:00
Forum für Fotografie
Schönhauser Str. 8
50968 Köln
Wed-Fri 14-18 . Sat 12-18 . Sun 12-16
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Wed-Fri 14-18 . Sat 12-18
"Das zweite Gesicht - Hommage à Leonore Mau"
Ausstellung: 9. November bis 21. Dezember 2014
Eröffnung: Samstag, 8. November, 16 Uhr
Ausstellung in Kooperation mit der S. Fischer Stiftung und der Stiftung F.C. Gundlach
kuratiert von Franziska Mecklenburg
Das Gesicht ist der Schlüssel zur Persönlichkeit eines Menschen. Von einem künstlerischen Porträt erwarten wir daher, dass es uns mehr zeigt, als die bloße Erscheinung einer Person. Dem fotografischen Porträt ist die Ambivalenz von Identität und Abbild besonders eingeschrieben: "Denn die Fotografie ist das Auftreten meiner selbst als eines anderen: eine durchtriebene Dissoziation des Bewusstseins von Identität." (Roland Barthes [1])
Um Bewusstseinszustände geht es auch Leonore Mau in ihrer Fotografie, wenn sie sich in ihrem zentralen Werk den afroamerikanischen Religionen in Brasilien, der Karibik und Miami widmet oder die psychiatrischen Dörfer in Afrika dokumentiert. Die Trancezustände, die in den Ritualen der Macumba, Candomblé und Santerìa hervorgerufen werden, und auch die Bewusstseinszustände der Kranken unter Einfluss von Psychopharmaka spiegeln sich in den Gesichtern wider. Leonore Mau gelingt das Porträt, indem sie ihre Modelle psychologisch und deren gesellschaftliche Kontexte anthropologisch und soziologisch durchdringt. So entstehen Bilder der vom Geiste gezeichneten, von Göttern und Dämonen besessenen oder mit Masken verwobenen Gesichter.
Die Faszination dieser Bilder liegt vor allem darin, dass sie ein Phänomen fixieren, an das der Betrachter im Allgemeinen nicht glaubt: Die Präsenz der Götter in Körper und Geist der Geweihten. Unglaublich erscheint hier die Akzeptanz angesichts des Beiseins einer Fotografin mit Kamera. Tatsächlich hat sich Mau der volkskundlichen Methode der teilnehmenden Beobachtung bedient und oft Monate darauf verwandt, Kontakte und Vertrauen zu den religiösen Gemeinschaften aufzubauen. Jedes Porträt dokumentiert eine Begegnung und charakterisiert sowohl den Porträtierten als auch die Porträtierende hinter der Kamera.
Die Bemalungen und die Überschüttungen mit Milch und Blut ähneln bereits den Maskierungen, wie sie Leonore Mau im Karneval auf Haiti und in Trinidad dokumentierte. In diesem Kontext entstanden Bilder eindrucksvoller Köpfe mit Ganz- und Halbmasken. Sie ergänzen den Blick auf das menschliche Gesicht: Masken verdecken und entfremden Gesichter. Das Antlitz einer maskierten Person ergibt sich aus dem Zusammenwirken von ausgesparten Gesichtspartien und der Beschaffenheit der Maske. Die Maske erlaubt ihrem Träger, eine Rolle anzunehmen, vielleicht sogar unerkannt und hemmungslos zu agieren. Fragen tun sich auf: Was hat die Maske mit der Person zu tun, deren Gesicht sie maskiert? In welchem Verhältnis steht sie zur Identität ihres Trägers? Dient die Maske zur Visualisierung und Vergegenwärtigung von etwas Innerem oder Gedachtem? Denn: „Mit nichts entblößt man sich so wie mit Masken. Nackt, um zu entschlüpfen“ (Hubert Fichte [2]).
(Franziska Mecklenburg)
[1] Roland Barthes: Die helle Kammer, Frankfurt a.M. 1985, S.21.
[2] Hubert Fichte: Hälfte des Lebens Leonore Mau: Hubert Fichte, Hrsg. Ronald Kay, Hamburgische Kulturstiftung, Hamburg 1996, S. 160.
Im Rahmen der Ausstellung ist eine Veranstaltung des Literaturhauses und des Forum für Fotografie geplant:
Ein Gespräch über Hubert Fichte
Donnerstag, 11. Dezember, 19.30 Uhr
Über Hubert Fichte sprechen Kenner seines Werkes: der Literaturwissenschaftler Jan Frederik Bandel und der Kritiker und Essayist Gerd Schäfer – moderiert von Schreibheft-Herausgeber Norbert Wehr.