Roger Ballen »
Theater der Absurdität
Eine Ausstellung anlässlich der Edition 46 des Süddeutsche Zeitung Magazin
Exhibition: 15 Nov 2014 – 8 Feb 2015
Museum Villa Stuck
Prinzregentenstr. 60
81675 München
Tue-Sun 11-18
Museum Villa Stuck Interim
Goethestraße 54
München
089-4555510
villastuck@muenchen.de
www.villastuck.de
Tue-Sun 12-20
The older I get the more I need to get to the source, the place where dreams originate, the source of our psyche. The clock is ticking. There is a lot to find and it is thrilling. I am very passionate about it.
I want to find the vein, the source of the ore, find the belly, the molten rock. If I couldn't do this I would feel let down inside. (Roger Ballen, 2007)
Das Museum Villa Stuck präsentiert in der Ausstellung »Roger Ballen. Theater der Absurdität« 32 Arbeiten des US-amerikanischen, in Johannesburg lebenden Fotografen. Zum vierten Mal widmet sich das Museum Villa Stuck in diesem Jahr damit dem Thema Fotografie. Den Anfang machten die Arbeiten von Jan Paul Evers im Rahmen der Reihe RICOCHET, gefolgt von der Ausstellung »gute aussichten - junge deutsche fotografie 2013/2014« und den Fotografien von Regina Schmeken aus der Serie »Unter Spielern«. Den Kern der aktuellen Ausstellung bilden Werke Ballens aus der jüngst abgeschlossenen Serie »Asylum of the Birds«, die in einer Publikation und einem begleitenden Film 2014 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Ergänzt werden diese neuen Fotografien durch Arbeiten aus den Serien »Outland«, »Shadow Chamber« und »Boarding House«. Die Ausstellung im Museum Villa Stuck findet anlässlich der Edition 46 des Magazins der Süddeutschen Zeitung statt, die in diesem Jahr von Roger Ballen gestaltet wird, und ist nach der umfassenden Retrospektive in der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums 2010/11, die zweite institutionelle Präsentation seiner Fotografien in München.
In den 1970er-Jahren bereist der in New York geborene Fotograf Roger Ballen zum ersten Mal Südafrika, seit 1981 lebt er in Johannesburg. Roger Ballen fotografiert die weiße Bevölkerung Südafrikas, jedoch interessiert er sich nicht für die heile Hochglanzwelt derjenigen Menschen, die von dem Apartheidregime jahrelang profitierten. Er widmet sich vielmehr jenen Menschen, die durch ein Raster gefallen sind, auf der Straße oder in heruntergekommenen Behausungen leben, gezeichnet von Armut, Hunger, Krankheit und Verfall. Seine Aufnahmen fasst Ballen in dem Buch »Platteland« zusammen. Platteland ist das afrikaanse Wort für Flachland und beschreibt grundsätzlich die Landschaft Südafrikas, geht aber über eine rein geographische Bezeichnung hinaus und kann vielmehr als Geisteshaltung gedeutet werden.
Ballen, der als Geologe in Südafrika tätig war, arbeitet sich immer tiefer in das Lebensumfeld der ausgegrenzten Menschen hinein. Es entstehen eindringliche Porträts und immer öfter Aufnahmen von Innenräumen, leer oder mitsamt der Menschen, die sie bewohnen. Die Objekte und Gegenstände, immer wieder auch Tiere, mit denen sich Ballens Protagonisten umgeben, werden zu zentralen Elementen der Fotografien. Hinterfangen werden diese Szenen durch Zeichnungen an Wänden, auf Möbeln oder auf dem Boden, oft mit Kreide mehr schnell gekritzelt als sauber gezeichnet; sie zeigen Gesichter, Körper oder bleiben abstrakt. Im Lauf der Zeit verändert sich Ballens Herangehensweise von der fotografischen Dokumentation hin zu einer arrangierten Fiktion, in der die Rolle des Fotografen ergänzt wird durch Züge des Inszenierens und Komponierens ganzer Räume. Ballen ist dabei immer ein einfühlsamer Kommunikator, der mit den Menschen auf eindringliche Weise spricht, sie in jedem Moment des Austauschs ernst nimmt, und so den manchmal unmenschlich wirkenden Zustand, in dem sich Menschen und Räume befinden, eine zutiefst berührende Menschlichkeit verleiht.