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mit Ingo Taubhorn und Brigitte Woischnik durch die Ausstellung
Saul Leiter: Sign Painter, 1954
© Estate of Saul Leiter, Courtesy Howard Greenberg Gallery, New York

Saul Leiter »

mit Ingo Taubhorn und Brigitte Woischnik durch die Ausstellung "Saul Leiter. Retrospektive"

Kuratorenführung:

Sat 13 Dec 11:00

FFF Fotografie Forum Frankfurt

Braubachstr. 30-32
60311 Frankfurt (Main)

+49 (0)69-291726


www.fffrankfurt.org

Tue-Sun 11-18

Das Fotografie Forum Frankfurt würdigt den Fotografen und Maler Saul Leiter in einer umfangreichen Überblicksschau. Die Ausstellung umfasst mehr als 100 Arbeiten und vereint in einem großen Spannungsbogen frühe Schwarzweiß- und Farbaufnahmen, Modefotografien, seine Malerei sowie die selten ausgestellten Skizzenbücher. Zudem sind neue Fotoarbeiten von Saul Leiter zu sehen, die er noch bis zu seinem Tod auf den Straßen seiner Nachbarschaft im New Yorker East Village aufnahm. Saul Leiter starb kurz vor seinem 90. Geburtstag im Jahr 2013. Die von Ingo Taubhorn und Brigitte Woischnik kuratierte Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg und der Saul Leiter Foundation.

Pionier der Farbfotografie
Saul Leiter erfährt erst seit wenigen Jahren die verdiente Würdigung als einer der führenden Pioniere der Farbfotografie. Schon seit 1946, weit vor den Vertretern der „New Color Photography“ der 1970er Jahre wie William Eggleston und Stephen Shore, benutzte er als einer der ersten die damals von Künstlern verachtete Farbfotografie für seine freien künstlerischen Aufnahmen.

Fotografie als Malerei
Saul Leiter hat sich immer als Maler und Fotograf verstanden. Sowohl in seiner Malerei als auch in seinen Fotografien tendierte er deutlich zu Abstraktion und Flächigkeit. Oft findet man große, tiefschwarze, von Schatten hervorgerufene Flächen, die bis zu Dreiviertel seiner Fotografien einnehmen. Passanten werden nicht als Individuen in das Bild aufgenommen, sondern als verschwommene Farbimpressionen, überlagert von Fensterscheiben oder eingekeilt zwischen Hauswänden und Verkehrszeichen. Die Übergänge zwischen Abstraktion und Figurativem in seinen Malereien und Fotografien sind nahezu nahtlos. Saul Leiters Straßenfotografie ist eigentlich Fotografie gewordene Malerei, wie Rolf Nobel im begleitenden Buch schreibt.

Urbane Fotoästhetik
In seinen Aufnahmen fließen die Genres der Straßen-, Porträt-, Stillleben-, Mode- und Architekturfotografie zusammen. Er fand seine Motive wie Schaufenster, Passanten, Autos, Schilder und immer wieder Regenschirme in der unmittelbaren Umgebung seiner New Yorker Wohnung, die er bis zu seinem Tod fast 60 Jahre bewohnte. Die Unschärfe im Detail, die Verwischung von Bewegung und die Minderung der Tiefenschärfe, den Ausgleich oder den gewollten Entzug von notwendigem Licht und die Verfremdung durch Fensterdurchsichten und Spiegelungen − dies alles verschmilzt zur Farbsprache eines halb realen, halb abstrahierten urbanen Raums. Es sind Arbeiten eines modernen Meisters der Farbfotografie der 1940er und 1950er Jahre. 

Vom Autodidakten zum Modefotografen
Saul Leiter (*1923 in Pittsburgh, †2013 in New York) entdeckte schon früh seine Leidenschaft für die Kunst und begann bereits als Teenager Ende der 1940er-Jahre zu malen. Seine Familie unterstützte sein künstlerisches Interesse nicht, da der Vater, ein anerkannter talmudischer Rabbiner und Gelehrter, stets seine Hoffnungen darauf gesetzt hatte, dass sein Sohn Saul ihm eines Tages in der Familientradition als Rabbiner nachfolgen würde. Als Künstler war Saul Leiter zwar Autodidakt, aber keinesfalls ungebildet. Er las und lernte viel über Kunst, sodass sein Wissen und Verstehen beständig wuchsen. Er sorgte damit für die notwendigen historischen Zusammenhänge für sein eigenes Denken und künstlerisches Schaffen.

1946, kurz nachdem er nach New York gezogen war, lernte Leiter den Künstler Richard Poussette-Dart kennen, der ihn mit der Fotografie bekannt machte, einem Medium, das ihm sehr lag und das er schnell lernte. Leiter entschied bald, Fotografie nicht nur als Mittel der Kunst zu nutzen, sondern sich damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er begann, Mode zu fotografieren und wurde dank seines guten Auges, seines spielerischen Sinns für Humor und seines ausgeprägten Sinns für Eleganz zu einem außergewöhnlichen Modefotografen. In den 1950er-Jahren wurden erste Schwarzweiß-Serien Saul Leiters im „Life“-Magazin publiziert.

Er nahm u.a. an der von Edward Steichen kuratierten Ausstellung "Always the Young Strangers" (1953) im Museum of Modern Art teil. Von 1958 bis 1967 arbeitete Leiter für Harper’s Bazaar. Insgesamt fotografierte er rund 20 Jahre für verschiedene klassische und neuere Magazine, nach Esquire und Harper’s folgten Show, Elle, British Vogue, Queen und Nova.

"Saul Leiter. Retrospektive" im Fotografie Forum Frankfurt
Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg und dem Fotografie Forum Frankfurt und wurde von Ingo Taubhorn und Brigitte Woischnik kuratiert. Die umfassende Retrospektive von Leiters Werk entstand in enger Kooperation mit dem Künstler und Margit Erb, Direktorin Saul Leiter Foundation. Die Ausstellung wurde erstmals 2012 in Hamburg gezeigt und war danach im Kunsthaus Wien zu sehen.

Publikation
Im Kehrer Verlag ist das Buch "Saul Leiter - Retrospektive" in Deutsch/Englisch, herausgegeben von Ingo Taubhorn und Brigitte Woischnik, gestaltet von Detlev Pusch, mit Texten von Vince Aletti, Margit Erb, Adam Harrison Levy, Rolf Nobel, Ulrich Rüter, Carrie Springer, Ingo Taubhorn und Brigitte Woischnik, mit 296 Seiten und 155 Abbildungen erschienen. Die Publikation kann für 58 Euro während der Ausstellung erworben werden.