Wiebke Elzel / Jana Müller »
52° 3’ 21’’ N, 13° 6’ 48’’ E
Photographs 2003 - 2015
Exhibition: 14 Feb – 18 Apr 2015
Fri 13 Feb 19:00
Galerie Springer Berlin
Fasanenstr. 13
10623 Berlin
+49 (0)30-3157220
office@galeriespringer.de
www.galeriespringer.de
Tue-Fri 12-18, Sa 12-15 +
WIEBKE ELZEL / JANA MÜLLER
52° 3’ 21’’ N, 13° 6’ 48’’ E
Photographs 2003 – 2015
Ausstellung: 14. Februar bis 18. April 2015
Vernissage: Freitag, 13. Februar, 19 Uhr
In der ersten Einzelausstellung der Künstlerinnen Wiebke Elzel und Jana Müller präsentiert die Galerie Springer Berlin die aktuelle Serie "Koordinaten" sowie eine umfassende Übersichtspräsentation des "Archiv Elzel / Müller". Der rote Faden, der die gemeinsamen Arbeiten des Künstlerinnenduos seit 2001 durchzieht: die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Katastrophen, Bedrohungen, kollektiven Ängsten und deren Darstellung in den Medien.
Die Arbeit "Koordinaten" zeigt in helles Sonnenlicht getauchte, waldähnliche Szenen, in denen bei genauer Betrachtung Spuren menschlicher Zivilisation sichtbar werden: ein Stück Mauer, ein Zaun, zwischen dichtem Blattwerk durchschimmernde Gebäude. Der Betrachter steht vor Fotografien eines augenscheinlich ehemals besiedelten Gebietes – die fortgeschrittene Überwucherung durch Bäume und Pflanzen weist darauf hin, dass es seit geraumer Zeit verlassen ist. Die Bilder selbst geben keinerlei Hinweise auf den konkreten Ort, um den es sich hier handelt. Allein die jeweiligen Koordinaten-Angaben der Bildtitel können Aufschluss darüber geben.
Wiebke Elzel und Jana Müller interessiert hier einerseits der Prozess der Auflösung von menschlichen Ansiedlungen sowie die Katastrophen und Ereignisse, die diesem Zustand voraus gegangen sein könnten. Andererseits beschäftigen sie sich mit den rasant verändernden Möglichkeiten der Bilderzeugung, Bildästhetik und Rezeption – eine Folge der Digitalisierung der Fotografie, ihrer Allgegenwart und ihrer zunehmend im Internet stattfindenden Vermittlung.
Die beiden Künstlerinnen setzen sich hier erstmals in ihrem gemeinsamen Werk mit der fotografischen Form des Schnappschusses auseinander. Seit einigen Jahren findet diese zumeist der Amateurfotografie zugeschriebene Bildästhetik verstärkt Eingang in die Berichterstattung aus Krisengebieten. Die von zivilen Augenzeugen zumeist mit dem Mobiltelefon aufgenommenen Bilder prägen eine neuartige Bildsprache und beeinflussen unsere Auffassung davon, wie ein „dokumentarisches“ Foto auszusehen hat. In „Koordinaten“ machen die Künstlerinnen sich diese Bildästhetik zunutze und verschieben sie gleichzeitig zu einer neuen Form von Tafelbild. Die Fotografien werden in ähnlich großen Formaten präsentiert, wie die inszenierten Bilder der Serie "Die Katastrophe im Kopf" (2002 - 2010).
Beiden Serien liegt die Auseinandersetzung mit Medienbildern zugrunde, die von Krisen und Katastrophen berichten. Elzel und Müller untersuchen diese Bilder, eignen sie sich an, hinterfragen sie. So wie 2001 mit der Berichterstattung zu 9/11 eine neuartige und erschreckend cineastisch und inszeniert anmutende Bildästhetik über unsere Bildschirme flackerte, so sind es in jüngerer Zeit die schnappschussartigen Amateurfotos von Augenzeugen, die eine neue Form von Dokumentarfotografie prägen. Durch sie stellt sich die Frage danach, wann ein Foto „glaubwürdig“ oder "authentisch" ist, ganz neu.
Neben der Arbeit "Koordinaten" zeigt die Ausstellung eine Übersichtspräsentation des "Archivs Elzel / Müller". Diese Serie wurde seit ihrem Beginn 2003 stets nur in Auszügen vorgestellt. Zum ersten Mal wird auf diese Weise sowohl das Gesamtwerk "Archiv Elzel / Müller" hervorgehoben, als auch der seit über zehn Jahren bestehende "work in progress". Die einzelnen Werke des Archivs bestehen aus autarken Einzelbildern, die jedoch durch ihre Präsentationsform (genormter Stempel, immer gleiche Größe, graues Passepartout) stets auch auf das sich hinter dem einzelnen Bild verbergende Gesamtarchiv verweisen – ein anfangs noch imaginäres, inzwischen beachtlich angewachsenes Konvolut.
Wiebke Elzel, geboren 1977 in Hannover, studierte von 1999 bis 2006 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (HGB) und schloss mit einem Diplom bei Timm Rautert ab. Als Meisterschülerin von Peter Piller beendete sie ihr Studium 2009. Sie arbeitet seit über zwölf Jahren mit Jana Müller, geboren 1977 in Halle/Saale, zusammen, die ebenfalls von 1999 bis 2006 an der HGB Leipzig Fotografie bei Timm Rautert studierte. Beide Künstlerinnen arbeiten neben ihren Einzelprojekten kontinuierlich an gemeinschaftlichen fotografischen Werkreihen.
Die Künstlerinnen beteiligen sich mit ihren Werken an Ausstellungen im In- und Ausland, zum Beispiel im Künstlerhaus Bethanien Berlin, im Museum der Bildenden Künste Leipzig, in der Fotogalerie Wien oder in der Kunsthalle Rostock. Zahlreiche Stipendien, u. a. Reisestipendien vom DAAD, führten sie in Städte wie Venedig und Banja Luka, wo sie ortsbezogene Arbeiten entwickelten und präsentierten.