Ulrich Weichert »
Italien! Italien? Italien.
Exhibition: 25 Apr – 1 Nov 2015
Historisches Museum Bamberg
Domplatz 7
96049 Bamberg
+49 (0)951-51 90 746
museum@stadt.bamberg.de
www.museum.bamberg.de
Tue-Sun 9–17
Ulrich Weichert
Italien! Italien? Italien.
Ausstellung: 25. April bis 1. November 2015
Der Fotograf Ulrich Weichert zeigt eine Auswahl hochkarätiger Schwarz-Weiß-Fotografien, die in den letzten Jahren in Italien entstanden sind. Die eindringlichen Aufnahmen zeigen Menschen "nur" in alltäglichen Situationen. Doch beim Betrachten entwickelt sich das Gefühl, unmittelbar dabei zu sein: vermeintlich Vertrautes wird neu entdeckt, Fremdes wird nah. Es scheint, als sei die Zeit stehen geblieben. Weichert gelingt es in seinen Bildern nicht nur, den Augenblick einer besonderen Szenerie festzuhalten, wie sie normalerweise Touristen verborgen bleibt. Zudem werden Geschichten erzählt, welche die biographischen Hintergründe der Portraitierten widerspiegeln. So gelingt es dem Fotografen, eine Klammer zwischen Einzelschicksal und sozialer Realität Italiens zu fassen. Die Ausstellung setzt sich aus drei Werkkomplexen zusammen, die jeweils einen besonderen Einblick in das Alltagsleben der Italiener gestatten.
Italien! ist für viele Deutsche das Land der Sehnsucht: Sie verbinden mit ihm Sonne, Kultur und südliches Lebensgefühl. Italien? ist aber auch ein Land, das vor großen Herausforderungen steht: Arbeitslosigkeit, demografischer Wandel und Landflucht machen sich fast überall bemerkbar. Phänomene, die sich in den Bildern des deutschen Fotografen Ulrich Weichert widerspiegeln. Er hat Italien seit Jahren immer wieder bereist. Dabei entstanden mehrere Fotoserien, in denen sich Weichert vor allem den Menschen widmet: den Männern und Frauen auf der Straße, an ihren Arbeitsplätzen oder in Momenten der Muße.
Gezeigt werden drei Werkkomplexe, die sich in ihrem Entstehungsort sowie der fotografischen Vorgehensweise unterscheiden. In Altidona, einer kleinen Gemeinde in den Marken, entstand zwischen 2001 und 2003 eine Reihe eindringlicher Porträts. Weichert setzt hier die Menschen in ihrer Umgebung in Szene. Dabei wird deutlich, wie sehr sie in ihrem Selbstverständnis durch die Rollen in einer kleinstädtischen Gemeinschaft geprägt sind – der Polizist und die Metzger ebenso wie der alte Wünschelrutengänger oder die Bardamen.
Die zweite Gruppe bilden Fotografien, die im Jahr 2014 in Olevano Romano entstanden – einem Ort in der römischen Campagna, der im 19. Jahrhundert viele Künstler aus dem Norden anzog. Anders als in den inszenierten Porträts verlässt sich Weichert nun auf spontan vorgefundene Situationen und passt sich im Fotografieren dem verlangsamten Rhythmus der Kleinstadt an. Er folgt den alten Männern auf der Piazza, porträtiert die Kaufleute hinter dem Tresen und die Hausfrauen bei der Arbeit. Fotografien, die das Bild einer Stadt vermitteln, die vor allem aus der Vergangenheit lebt – und auch das ist Italien.
Römische Straßenszenen stehen im Mittelpunkt des dritten Werkkomplexes. Es sind die unspektakulären Seiten des Alltags, die Weichert festhält: Menschen unterwegs auf der Straße oder in der U-Bahn, Situationen auf dem Markt und im Café. Szenen, die von einem Leben erzählen, das sich vor allem draußen abspielt. Dabei gelingt es Weichert – nicht zuletzt durch sein Gespür für aussagekräftige Details – genau jenen "sprechenden" Augenblick zu finden, der in der fotografischen Umsetzung ein Bild ergibt, das weit über den jeweiligen Moment hinausweist.
Ulrich Weichert, geboren 1949 in Tübingen, absolvierte eine Fotografenlehre bei Karl-Hugo Schmölz in Köln und besuchte anschließend die Fachhochschule für Kunst und Design in Köln, wo er 1978 als Meisterschüler abschloss. Es folgten verschiedene Lehraufträge. 1980 wurde Weichert Photokina-Preisträger. Er ist Mitglied der DGPH (Deutsche Gesellschaft für Photographie) und war bis 2013 Leiter der Bildreaktion im Bundespresseamt.