Hannah Collins »
SPECTRUM
Internationaler Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen
Exhibition: 7 Mar – 14 Jun 2015
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
+49 (0)511-16843875
sprengel-museum@hannover-stadt.de
www.sprengel-museum.de
Tue 10-20, Wed-Sun 10-18
»SPECTRUM« Internationaler Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen: HANNAH COLLINS
Ausstellung: 7. März bis 14. Juni 2015
Preisverleihung und Eröffnung: 6. März, 19 Uhr
Die Stiftung Niedersachsen vergibt 2015 zum neunten Mal den »SPECTRUM« Internationaler Preis für Fotografie. Er wird an Hannah Collins verliehen. Damit wird eine Künstlerin geehrt, deren Werk das Spektrum fotografischer Ausdrucksweise entschieden geweitet hat.
Hannah Collins, geboren 1956 in London, fiel Mitte der 1980er-Jahre mit großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien auf. 1993 wurde sie für den renommierten Turner-Preis nominiert. Präsentationen unter anderem im Centre Pompidou, Paris, im Museo de Arte de la Universidad Nacional de Colombia, Bogotá, und im Walker Art Center Minneapolis, würdigten ihr Schaffen.
Auf Spuren, die die eigene Biografie legt, folgt Hannah Collins, Tochter eines polnischen Juden, den Bewegungen der Heimat- und Ortslosen; derer, die sich der Orte und Modalitäten ihres Seins nicht sicher sein können, um sie ringen, sie gegen das Denken ihre Zeit behaupten müssen. Performative und dokumentarische Verfahren überlagern sich in Bildern von Räumen, Situationen und Objekten von großer poetischer Kraft. Diese speist sich aus den Überblendungen innerer Landschaften und realer Gegebenheiten.
Das große Thema von Hannah Collins ist die Geworfenheit der Existenz, aber auch jene Kraft, die sich dagegen behauptet, und das Wissen, das diese Spuren transportiert: In den frühen Jahren baut Collins Bilder in ihrem Studio. Anfang der 1990er-Jahre geht sie in Polen den Spuren der Vernichtung der jüdischen Kultur in monumentalen Bildern nach: in einer Aufnahme jener Straße, die nach Auschwitz führt; in einem Blick auf einen jüdischen Friedhof, den sie "Hunters Space" nennt. Bild und Sprache stehen in ihrem Werk stets in einer symbiotischen Beziehung.
In Südafrika folgt sie jener Straße, die Nelson Mandela auf dem Weg zwischen Kindheit und politischem Wirken beging. In Istanbul findet sie ikonische Bilder für das Aufeinanderprallen der europäischen und der asiatischen Kulturen. In Südamerika folgt sie dem „wilden Denken“, das von jener symbiotischen Beziehung zwischen Mensch und Natur spricht, die es in der westlichen Kultur neu zu entdeckend gilt. In der Wüste Kaliforniens recherchiert Hannah Collins auf den Spuren Noah Purifoys, eines Künstlers, dessen Werk den Freiheits- und Selbstbestimmungskampf der schwarzen Community in den USA radikal und auf ästhetische Weise – unter anderem in Bezug auf Kurt Schwitters – formuliert.
Hannah Collins’ Arbeiten sind getragen von einer poetischen Melancholie, die zu einer Positionierung gegenüber der Geschichte des 20. Jahrhunderts als einer in vielen Facetten gelebten, individuellen Geschichte fordert. Darin liegt der besondere, demokratische Gestus ihres
Werkes.
Die Ausstellung im Sprengel Museum Hannover stellt ausgewählte Werke vor. Parallel zur Ausstellung erscheint die erste deutschsprachige, in das vielschichtige Werk einführende Monografie.
Mit dem »SPECTRUM« Internationaler Preis für Fotografie würdigt die Stiftung Niedersachsen die Bedeutung der Fotografie als ein zeitgenössisches Medium der bildenden Kunst. Zugleich wird an die Ausstellungstradition der Photogalerie Spectrum (1972 – 1992) im Sprengel
Museum Hannover erinnert. Das Museum gehört zu den wenigen Häusern von Rang in Deutschland, die sich kontinuierlich der Sammlung und Pflege der zeitgenössischen Fotografie widmen.
Die ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler reflektieren ein breites Spektrum der künstlerischen Arbeit mit dem Medium. Der Preis wird seit 1995 vergeben und ging bisher an Robert Adams, Thomas Struth, John Baldessari, Sophie Calle, Martha Rosler, Helen Levitt,
Bahman Jalali und Boris Mikhailov.
Die diesjährige Jury setzte sich zusammen aus Ute Eskildsen (Essen), Simon Groom (Scottish National Gallery of Modern Art Edinburgh), Bartomeu Marí (Museu d’Art Contemporani de Barcelona; vorschlagend), Inka Schube (Sprengel Museum Hannover) und Joachim Werren
(Stiftung Niedersachsen, Hannover; beratend).