Willy Maywald »
Photographer and cosmopolitan. Portrait, fashion, reportages
Fotograf und Kosmopolit. Porträts, Mode, Reportagen.
Exhibition: 24 Apr – 2 Aug 2015
Thu 23 Apr 19:00
Museum für Fotografie
Jebensstr. 2
10623 Berlin
+49 (0)30-266424242
mf@smb.spk-berlin.de
www.smb.museum/mf
Tue-Sun 11-19, Thu 11-20
Willy Maywald. Photographer and cosmopolitan.
Portrait, fashion, reportages
Exhibition: 24 April - 2 August 2015
Opening: 23 April, 7pm
Parisian fashion and artists, life in the streets and cafés of Montparnasse – Willy Maywald’s photographs document all of this.
Born in Kleve in the Lower Rhine region in 1907, he attended the schools of applied arts in Krefeld, Cologne, and Berlin which shaped his avant-garde style. In 1932 he moved to the city on the Seine, where he befriended many of the protagonists of modern art. The bustling arts scene of Paris offered him many different images – from the 1937 World Exhibition to the nuclear research facility in Ivry-sur-Seine.
At the beginning of World War II Maywald was initially detained and then fled successfully to Switzerland. In 1946 he came back to Paris. He helped Christian Dior’s New Look rise to fame; he became a fashion photographer for all major Haute Couture houses in Paris. The photographs Maywald took in prominent artist’s studios – Picasso and Léger among others – were put on display in galleries and reprinted in many magazines and books.
This retrospective of Maywald’s work also features his dance and architectural photographs as well as his travel reports and city portraits. An important master of 20th-century photography is about to be rediscovered and seen with fresh eyes.
Willy Maywald.
Fotograf und Kosmopolit.
Porträts, Mode, Reportagen.
Eine Ausstellung der Kunstbibliothek - Staatliche Museen zu Berlin und der Association Willy Maywald
Ausstellung: 24. April bis 2. August 2015
Eröffnung: 23. April, 19 Uhr
Geradezu exemplarisch steht das Werk Willy Maywalds für ein Fotografenleben der Moderne in Deutschland und Frankreich. In gutbürgerlichen Verhältnissen 1907 im niederrheinischen Kleve geboren – seine Eltern führten dort das mondäne Hotel Maywald – erhielt er seine künstlerische Prägung an den Werkkunstschulen in Köln und Krefeld und in der Berliner Avantgardeszene der Jahre um 1930. Dort nahm er Unterricht an der Privaten Kunstschule des Westens in Charlottenburg, und er tauchte ein in das kulturelle Leben der Metropole mit seinen Theatern, Revuen, Galerien, Kinos und Konzerthallen, entdeckte die Subkultur der schwulen Bars und Dancing Halls wie das Eldorado. Über Ursula Lang-Kurz, die im bekannten Fotoatelier Binder am Kurfürstendamm arbeitete, erhielt er Hilfestellungen bei den ersten Fotografierversuchen. Vor allem interessierte er sich für die Porträt- und Modefotografie, und hier waren die bei Binder gemachten Starbilder einer Marlene Dietrich oder eines Conrad Veidt hervorragendes Schulungsmaterial.
Doch seine Wahlheimat fand Maywald ab 1932 in Paris, wo er zunächst im modernen und gut etablierten Atelier des Modefotografen Harry Meerson als Assistent arbeitete. Hier erlernte er die Grundlagen wie die Finessen des Fotografengewerbes. So konnte er sich schon kurze Zeit später, im 1934, machte er sich selbständig und etablierte das Studio May-Wa am Montparnasse. Das quirlige Leben in den Cafés fing er beim Flanieren mit der Kamera ein. Bei der Pariser Weltausstellung 1937 gelingen ihm eindrucksvolle Architekturaufnahmen, die die Modernität etwa des Schweizer Länderpavillions im Kontrast zu den Bauten der totalitären Staaten durch stürzende Linien und gekippte Perspektiven unmittelbar sinnfällig machen.
Schon früh suchte Maywald den Kontakt zur Pariser Künstlerszene, ging in die Ateliers und machte dort Porträts. Hier sollte er eines seiner ureigenen Betätigungsfelder finden, das er über Jahrzehnte beibehielt. Sein sensibler Blick zeigte ihn im kreativen Dialog mit den Künstlern – von Tamara de Lempicka bis zu Hans Arp, von Hans Hartung bis zu Yves Klein – die er zumeist im Umfeld ihrer Arbeiten aufnahm. Exemplarisch dafür kann sein in den Nachkriegsjahren entstandenes, geradezu monumental wirkendes Porträt Fernand Légers gesehen werden, den er umrahmt von seinen Leinwänden aus der Serie Les Constructeurs zeigt. Die kräftige Statur des Malers scheint geradezu aus den eigenen Bilderwelten herauszuwachsen.
Willy Maywalds vielversprechende Karriere wurde jäh durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs unterbrochen. Als feindlicher Ausländer zunächst interniert und zu Fabrik- und Landarbeitseinsätzen gezwungen, konnte er nach Cagnes-sur-Mer im Süden Frankreichs flüchten, wo er mit Künstlern und Schriftstellern für einige Monate eine kleine Produktion handgefertigter Bastschuhe und Modeartikel etabliert, von der sie leben können. Im September 1942 gelingt Maywald die Flucht in die Schweiz, wo er nach weiterer Internierung bei einer Pfarresfamilie in Winterthur aufgenommen wird. Er kann sich langsam wieder als Fotograf etablieren, die Protagonisten des kulturellen Lebens in Zürich und Ascona werden von ihm porträtiert.
Das elterliche Hotel in Kleve wurde im Krieg zerstört, dabei verlor Willy Maywald viele Fotografien und Negative, die er in der Heimat sicher geglaubt hatte. Eine Reise ins Nachkriegsdeutschland 1946/47 wurde von ihm auch fotografisch dokumentiert. Neben Bildern der Ruinen entstanden ebenfalls Bilder vom langsam wieder aufblühenden kulturellen Leben mit Aufnahmen der Schriftsteller Theodor Plivier und Margarethe Buber-Neumann.
Im August 1946 kehrte Maywald endlich wieder an die Seine zurück. In seiner 1985 erschienenen Autobiografie "Die Splitter des Spiegels" schreibt er von seinen damaligen gemischten Gefühlen: "Paris. Bei dem Gedanken, Paris nach sieben Jahren wiederzusehen, war ich ganz verrückt vor Freude. Aber wie würde mein Leben dort sein?" Doch die Zweifel legten sich bald, denn er konnte an seine Vorkriegsfreundschaften anknüpfen.
International bekannt wurde Maywald durch seine Modefotografien, die er für die führenden Pariser Couturiers anfertigte. In den 1930er Jahren reicht die Bandbreite seiner Auftraggeber schon von Gérard Albouy zu Robert Piguet. Bei Piguet lernte er auch schon den jungen Christian Dior kennen, für den er nach dem Krieg zu einem der Hausfotografen wurde. Er verhalf Dior von der ersten großen Modenschau des New Look 1947 an durch seine Bilder mit zum Durchbruch. Die verschwenderisch verwendeten Stoffe und die betonte weibliche Silhouette in den Entwürfen Diors, die sich demonstrativ von der Kargheit der Kriegskleidung abwandten, wurden durch die raffinierte Beleuchtung von Maywald im Studio in ihrer ganzen Plastizität und Fülle inszeniert. Durch die Klarheit der grafischen Gestaltung der Fotografien konnten die Haptik der Stoffe und der Schnitt der Kleider sichtbar gemacht werden. Neben den glamourösen Bildern der großen Roben in Pariser Palais arbeitete Maywald bevorzugt auf den Straßen und Plätzen in Paris, vor den großen von ihm als ironische Kulisse genutzten Plakatwänden, oder in den Museen der Stadt, wo die Modelle in den Dialog mit den dort ausgestellten Skulpturen treten.
Maywald arbeitete bis zu Diors Tod 1957 mit ihm kontinuierlich zusammen, auch in den folgenden Jahren fotografierte er für dessen Nachfolger Yves Saint-Laurent. Doch auch die anderen großen Pariser Modehäuser Jacques Fath, Jacques Heim, Jacques Griffe, Pierre Balmain und später Pierre Cardin und Nina Ricci vertrauten auf sein fotografisches Auge. Er fotografierte auch die Vorbereitungen der großen Defilees hinter den Kulissen, die Anproben und die Gäste am Laufsteg. So werden wir intime Zeugen des Pariser Modebetriebs, der in jenen Jahren Berühmtheiten und Schauspielerinnen wie Audrey Hepburn, Marlene Dietrich oder Laureen Bacall anlockte.
Maywalds Fotografien finden sich in den großen Illustrierten und Modejournalen der Nachkriegszeit, von Vogue über Harper’s Bazaar, von der Eleganten Welt bis zu Film und Frau. Besonders in Deutschland galt er als Botschafter der Pariser Eleganz. Reportagen über Prominente aus Film, Kunst und Theater, über ihre Häuser oder die Hotels, sie bevorzugten wurden eine weitere Spezialität von ihm. Willy Maywalds Vertrautheit mit dieser Szene machte ihn zu einem bevorzugten Fotografen, der den Leserinnen das mondäne Leben in Paris und an der Côte d’Azur nahe brachte. Er selbst etablierte in seinem Studio in der Rue de la Grande Chaumière eine Galerie, in der er erfolgreich die Werke seiner Künstlerfreunde präsentierte.
Zur Ausstellung erscheint ein Buch von Katharina Sykora im Kerber Verlag (Bielefeld) mit 336 Seiten und ca. 200 Duplexabbildungen. Es ist zum Preis von ca. 48 € erhältlich.