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Dr. Christiane Stahl spricht mit Jörn Vanhöfen
Jörn Vanhöfen
Necropolis # 254, 2013
C-print auf Alu Dibond
122 x 147 cm
© Jörn Vanhöfen, Courtesy Galerie Kuckei + Kuckei, Berlin

Jörn Vanhöfen »

Dr. Christiane Stahl spricht mit Jörn Vanhöfen

Artist Talk:

Sun 8 Mar 14:00

Alfred Ehrhardt Stiftung

Auguststr. 75
10117 Berlin

+49 (0)30-20095333


www.aestiftung.de

Tue-Sun 11-18

In seinen Bildern thematisiert Jörn Vanhöfen den natürlichen Zyklus von Entstehen und Vergehen des vom Menschen Konstruierten. Ob ein dicht besiedelter Stadtteil oder die menschenleere Nekropole Kairos, die mehrere Jahrhunderte verlassene Ruinenstadt Ani oder eine verwaiste Siedlung auf Wustrow, ob Autobahnen, Steinbrüche oder Gletscher – sie alle haben eines gemeinsam: Es sind Orte, die der Mensch mit seinen zivilisatorischen Spuren geprägt hat und die früher oder später wieder in Natur übergehen werden. Mögen die Staudämme, Tunnel und Verbauungen unwegbarer Gebiete wie die der Alpen noch so unverrückbar dastehen, mögen diese gigantischen Monolithe herausragen wie Fremdkörper oder sich gar optisch harmonisch in die Gebirgslandschaft einfügen – ihre Endlichkeit ist bereits in ihrer Oberfläche eingeschrieben. Wenn Beton und Asphalt aus zermalmtem Gestein ersteht, so zerfällt es auch wieder zu Gestein – früher oder später. Diesem ewigen Kreislauf widmet sich Vanhöfen in seiner Reihe Loop, über die er mit Dr. Christiane Stahl, Leiterin der Alfred Ehrhardt Stiftung, sprechen wird.

Jörn Vanhöfen (geb. 1961) studierte Fotografie an der Folkwangschule Essen und ab 1989 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Dort schloss er 1993 sein Studium als Meisterschüler ab. Er arbeitet seit dieser Zeit als Fotograf, war bis 2001 Mitglied des Berliner Fotografenkollektivs Ostkreuz. Er ist Mitbegründer des Berliner Forums Fotografie am Schiffbauerdamm (heute Neue Schule für Fotografie), dessen Leiter er bis 2007 war. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht: im Jahre 2000 über die Elbe im Kiepenheuer Verlag sowie 2004 über Südafrikas Küste und 2011 die Monographie Aftermath im Hatje Cantz Verlag. Sein letztes Buch "HeimatFront" erschien 2014 als Editionsband im Reche Verlag. Jörn Vanhöfen lebt in Berlin und Kapstadt.

Wegen des beschränkten Platzkontingents wird um Voranmeldung per e-Mail gebeten.

Es sind die kleinen und die gigantischen Umwälzungen, die Materialmetamorphosen, von denen Jörn Vanhöfens Bilder künden. Die Gletscherschmelze ist nicht aufzuhalten, auch nicht durch kunstvoll angebrachte Dämmschichten. Erdflächen werden freigesetzt, die Jahrtausende lang bedeckt waren. Kontinente treten zutage, während ganze Küstenstriche von der Landkarte verschwinden werden. Aber die Zukunft ist hier keine apokalyptische Vision. Es ist die Vision einer Natur, die sich in einem posthumanen Zeitalter ihren Raum auf zwingende Weise zurückerobern wird.

Nicht nur der Mensch, auch das Menschengemachte zerfällt wieder zu Staub. Der anorganische Teil der Natur bildet keine Ausnahme vom allgemeinen Geschehen des Werdens, Vergehens und Wiederentstehens. Solange diese Vorgänge ablaufen, solange Gesteine entstehen, verwittern, abgetragen und neu gebildet werden, wird der Planet Erde leben. Mögen die Staudämme, Tunnel und Verbauungen unwegbarer Gebiete wie die der Alpen noch so unverrückbar dastehen, mögen diese gigantischen Monolithe herausragen wie Fremdkörper oder sich gar optisch harmonisch in die Gebirgslandschaft einfügen – ihre Endlichkeit ist bereits in ihrer Oberfläche eingeschrieben. Wenn Beton und Asphalt aus zermalmtem Gestein ersteht, so zerfällt es auch wieder zu Gestein – früher oder später.

Optimistische Metaphern für den natürlichen Zyklus von Konstruktion und Dekonstruktion waren bereits in Vanhöfens Serien Disaster und Aftermath angelegt, wo das vom Menschen Konstruierte in kleine Teile zerfällt, aus dem neue Teile konstruiert werden. Die häufig auf Zentralität ausgerichteten, Monumentalität und Erhabenheit erzeugenden Kompositionen verweisen so auf den Kreislauf aller Dinge und lassen bewusst assoziativen Freiraum, bieten Interpretationsmöglichkeiten und erwecken Neugierde. Man verbleibt im Unwissen über die inhaltlichen Hintergründe und fantasiert das Abwesende.