Jana Romanova »
The Alphabet of Shared Words
Exhibition: 12 Mar – 3 May 2015
Wed 11 Mar
Museum für Photographie
Helmstedter Str. 1
38102 Braunschweig
Tue-Fri 13-18, Sat/Sun 11-18
Museum für Photographie Braunschweig
Helmstedter Str. 1
38102 Braunschweig
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Tue-Fri 13-18, Sat/Sun 11-18
Jana Romanova
"The Alphabet of Shared Words"
Ausstellung: 12. März bis 3. Mai 2015
Eröffnung: Mittwoch, den 11. Mai, 19 Uhr
Künstlergespräch mit Jana Romanova und Dr. Gisela Parak: 9. April, 19 Uhr
Kuratorenführung mit Dr. Gisela Parak: Donnerstag, 30. April, 18 Uhr
Ein Paar. Im Bett. Er hält sie und sie hält ihn. Nackt, schutzlos. Die Intimität der festgehaltenen Szene könnte nicht größer sein. "Waiting", eine fotografische Serie Jana Romanovas, zeichnet das Gesellschaftsbild junger Erwachsener über die Metapher des Schlafes. Wie die Fotografin selbst, wurden die abgebildeten Paare in der Sowjetunion geboren. Theoretisch steht ihnen alles offen. Doch von großen Sprüngen ist in den spärlich ausgestatteten Wohnungen nichts zu sehen.
Romanova fixiert mit den Portraits träumender werdender Eltern das Sinnbild eines entrückten Schwebezustands. Reglos im Limbus des (politischen) Vakuums festgehalten, scheint für die jungen Erwachsenen alles möglich, aber gleichsam in Frage gestellt. Welche Perspektiven kann diese Generation ihren eigenen Kindern bieten? Aus der hegemonialen Luftperspektive heraus aufgenommen, bringen die Fotografien gleichsam Voyeurismus und Anteilnahme zum Ausdruck und fragen nach einem gesellschaftlichen Masterplan, der doch von den Observierten selbst hervorgebracht werden muss.
Jana Romanova arbeitet mit dem Format des Portraits. Ihr partizipativer Ansatz generiert einen sozialen Aktionsraum, in dem die Fotografin mit den Portraitierten interagiert. Auf dem Maidan fragt Romanova Beteiligte unterschiedlicher politischer Couleur nach Begriffen, die in der russischen und ukrainischen Sprache gleichlauten und stellte den Akteuren die Aufgabe, diese Worte in einem Portraitfoto als Sprachbild vorzustellen. Die für das entstehende »Alphabet of Shared Words« getroffene Auswahl sorgt für Überraschungen und zeigt neben vereinzelten patriotisch besetzten Vokabeln die Gemeinsamkeiten der Sprache und Kultur der politischen Kontrahenten auf.
Der Arbeit "Shvilishvili" (Enkelkind) ging ein privater Wiederannäherungsprozess mit dem georgischen Familienzweig der Fotografin voraus. Im Sinne eines "Anti-Fotoalbums" reflektiert die Arbeit die Funktion des Familienalbums als kollektives Erinnerungsbild, das die Erinnerung an ein besonderes Ereignis vertieft. Die Arbeit führt dabei visuell die in zwei Länder verteilte Verwandtschaft der Fotografin zusammen, die durch die politischen Rahmenbedingungen und einen tragischen Todesfall den Kontakt zueinander verloren hatte. Als visuelle Konstruktion dieser Familiengeschichte legt das „Anti-Fotoalbum“ in einer medialen Rekonstruktion offen, wie fotografischer Einblick in die persönliche Biografie und die Komplexität individueller Schicksale nicht zur Deckung gebracht werden können, sich der fotografischen Dokumentation und der visuellen Erfassung entziehen.
Die Arbeit "Immerse" hingegen, entstanden 2014, initiierte eine physische Auseinandersetzung junger Erwachsener mit den Hinterlassenschaften politischer Machtdemonstration in Sevastopol auf der Krim. Als "Eintauchen" in die Geschichte und als räumliche Interaktion mit den Denkmälern bemühen sich die Portraitierten um Bezüge. Dabei entwickelt ihr ironischer Vergleich zwischen körperlicher Selbstinszenierung und Monument einen kaum schärfer denkbaren Kontrast.
Die Arbeiten der 1984 in St. Petersburg geborenen russischen Fotografin Jana Romanova reflektieren die politischen Spannungen und Krisen der Post-Sowjetunion und die kulturelle Eigenständigkeit, aber auch die Gemeinsamkeiten Russlands und der Ukraine. Dabei ist für Romanovas Arbeiten oftmals das Kontrastieren politisch konträrer Positionen und der Versuch einer spielerischen Versöhnung derselben charakteristisch. Ihre Arbeiten zeichnen sich zudem durch eine beeindruckende Übersetzung theoretischer Reflexion des Mediums der Fotografie in autonome Kunstwerke aus.
Jana Romanova lebt und arbeitet in St. Petersburg. Sie erwarb ihr Diplom im Studiengang Journalismus an der Saint Petersburg State University. Ihre Arbeiten wurden in internationalen Gruppenausstellungen und Festivals wie dem "Encontros da Imagem" (Braga, Portugal), dem "Backlight Festival" (Tampere, Finland), dem "Encuentros Abietros Festival" (Buenos Aires, Argentina), der Ausstellung "Perchance to Dream" in der Andrea Meislin Gallery New York, der Ausstellung "New Saint Petersburg" in der Nieuw Dakota Gallery Amsterdam und der Ausstellung "Me, myself and I" in der Anzenberger Gallery Wien gezeigt. Als vielversprechende aufstrebende Nachwuchskünstlerin stellt die Einzelausstellung im Museum für Photographie Braunschweig e.V. ein besonderes Moment in der Karriere der noch jungen Fotografin dar.