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EIN LEBEN / ONE LIFE
Knut Wolfgang Maron: aus der Serie EIN LEBEN

Knut Wolfgang Maron »

EIN LEBEN / ONE LIFE

Exhibition: 10 Mar – 20 Sep 2015

Mon 9 Mar 19:00

Kloster Obermarchtal

Klosteranlage 2/1
89611 Obermarchtal

07375-959100


www.knut-maron.de

Mon-Sat 8-20 by appointment only

EIN LEBEN / ONE LIFE
Knut Wolfgang Maron: aus der Serie EIN LEBEN

Knut Wolfgang Maron
"EIN LEBEN"

Ausstellung: 10. März bis 20. September 2015
Eröffnung: 9. März, 19 Uhr

Knut Wolfgang Maron hat in dem langjährig erarbeiteten Zyklus "Ein Leben" die letzten Lebensjahre seiner Mutter fotografisch in deren Tod hinein begleitet reflektiert. In der Verlusterfahrung nutzte Maron den vorgefunden Nachlass im Elternhaus als assoziationsreiche Projektionsfläche für eine subjektive fotografische Erforschung und Auseinandersetzung mit den Persönlichkeiten der Eltern. In der vorliegenden Publikation "EIN ALBUM" werden ein Teil dieser Arbeiten zu einer eigenständigen Form als Buch verdichtet umgesetzt. Knut Wolfgang Maron benutzt hier eines der zahlreichen fotografischen Familienalben als historisch vertiefte Projektionsfläche für seinen Ansatz. Geschickt kontert er Faksimilereproduktionen dieses Albums mit seinen eigenen Arbeiten. In dieser Konfrontation von Familiengeschichte und deren Ereignissen findet Maron eine vitale Erweiterung seines in der fotografischen Arbeit angestrebten Assoziationsraums. Dieses Wirkprinzip ist ein für sein gesamtes Oeuvre typisches Bestreben und wird mit dieser Künstlerpublikation nun auch über das Bildmedium hinaus nachhaltig im Buch eingesetzt. Dieses Künstlerbuch ergänzt das Buch EIN LEBEN, das anlässlich der Ausstellungen in der Kunsthalle Erfurt, dem Kunstmuseum Mülheim/Ruhr und dem Staatlichen Museum Schwerin erschien.

Für diese Serie begleitete Knut Wolfgang Maron seine Mutter mit der Kamera in ihren letzten Lebensjahren und teilte nach seinen Worten mit ihr "eine wunderbare und nicht benennbare Intimität." In diesem Langzeit-Projekt setzt sich der Fotograf eindrücklich mit der Gebrechlichkeit und dem nahenden Tod seiner Mutter auseinander. Zur Serie gehört auch eine Art Inventar der Dinge, die nach dem Tod der Mutter als Nachlass im Haus verblieben sind und denen noch die Spuren des Gebrauchs eingeschrieben sind. Hinter all diesen Dingen scheint indirekt das Bild der Mutter auf, es wird aber auch die Nähe spürbar, die der Sohn sucht, und die Trauer des Abschiednehmens. Im fokussierten Blick auf seine Mutter ist diese Serie auch als fotografischer Beitrag zur Lebenswelt der Kriegsgeneration, ihrer materiellen Kultur und ihrer Kulturtechniken zu verstehen. In ihrer persönlichen, dennoch objektivierten Art der Annäherung stellen die Fotografien einen eigenen Beitrag dar zum gesellschaftlich relevanten Thema des demografischen Wandels, der Überalterung und des Umgangs mit Hinfälligkeit, Gebrechlichkeit und Tod.

Was bleibt, wenn ein Mensch die Welt der Lebenden verlässt? Individuelle Erinnerungen, Bilder von der Erscheinung dieses Menschen, vielleicht ein Erbe oder ein paar Habseligkeiten als Gabe an die Nachkommenden. Obwohl das Sterben zum Leben gehört wie das Geborenwerden, neigt die moderne, funktional ausdifferenzierte Gesellschaft zur Verdrängung des Bewusstseins von der Sterblichkeit und der Anwesenheit Sterbender, weist ihnen spezielle Bereiche zu, die der alltäglichen Erfahrung nicht mehr zugänglich sind. Gern überlässt man das Feld den Spezialisten – Altenpflegern, Ärzten, Psychologen und Geistlichen. Anders der Essener Fotograf Knut Wolfgang Maron (*1954). Er führte im Haus seiner 82jährigen Mutter fotografisch Tagebuch über die letzte Phase ihres Lebens; teilte mit ihr "eine wunderbare und nicht benennbare Intimität", wie er es selbst formuliert. Es entstanden berührende Bilder nicht nur von der Mutter in ihrer rapide zunehmenden körperlichen Zerbrechlichkeit, sondern auch von der sichtbaren Ordnung, die ihr Leben prägte. Ein halbe Ewigkeit bewohnte die Mutter ein Haus, schuf in diesem Raum ein Bezugssystem, das ihren Alltag strukturierte und nun – in der Perspektive des Fotografen – symbolisch auch die innere Ordnung dieser Persönlichkeit zum Ausdruck bringt. Das Leben im Gleichmaß alltäglicher Verrichtungen, unterstützt von Gegenständen, denen der lange und intensive Gebrauch in die Oberflächen eingeschrieben wurde. Hinter all diesen Dingen scheint indirekt das Bild der Mutter auf, wird aber auch die Nähe spürbar, die der Sohn sucht und die Trauer des Abschiednehmens. Nichts Spektakuläres erscheint da im Bild, doch in der Intensität der fotografischen Einfühlung in ein anderes Leben, das sich sichtbar seinem Ende zuneigt, ein künstlerisches Ereignis, das zu Recht mehrfach mit Preisen gewürdigt wurde und nun in der Auswahl einer Ausstellung auch in dem Kloster Obermachtal gezeigt wird.

EIN LEBEN / ONE LIFE
Knut Wolfgang Maron: aus der Serie EIN LEBEN

Knut Wolfgang Maron studierte an der Folkwangschule in Essen in der Klasse Prof. Dr. Otto Steinert und dessen Nachfolger Prof. Erich vom Endt gemeinsam mit Gosbert Adler, Wendelin Bottländer, Joachim Brohm und Andreas Gursky und Volker Heinze. Wesentliche Prozesse der Auseinandersetzung unter den Folkwangschülern spielten sich dabei im Farblabor der ersten, von Erich vom Endt an einer deutschen Hochschule konzipierten, professionellen Farbfotoabteilung ab.

Erste Farbarbeiten Marons von 1979 stellte Ute Eskildsen bereits 1981 im Museum Folkwang aus. Knut Maron erhielt neben zahlreichen Stipendien und Preisen bereits 1993 den Leopold Godowsky Jr. Award für Farbfotografie des Photographic Recource Centers, Boston USA. Knut Maron ist in zahlreichen Sammlungen vertreten u.a. im Museum Folkwang, Essen; im Museum Ludwig, Köln;in der Sammlung des Landes NRW,im Staatlichen Museum Schwerin, in der Staatsgalerie Stuttgart; dem Musée Européen de la Photo, Paris; der Bibliotheque Nationale de France, Paris.

EIN LEBEN / ONE LIFE
Knut Wolfgang Maron: aus der Serie EIN LEBEN
EIN LEBEN / ONE LIFE
Knut Wolfgang Maron: aus der Serie EIN LEBEN