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tief blicken
Simone Demandt: Rechtsmedizin II Universität Heidelberg, 2009, 150 x 200 cm
© VG Bild-Kunst Bonn 2015

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tief blicken

Hanna-Nagel-Preis 2015

Exhibition: 23 Apr – 7 Jun 2015

Wed 22 Apr 18:00

Städtische Galerie Karlsruhe

Lorenzstr. 27
76135 Karlsruhe
Wed-Fri 10-18, Sat/Sun 11-18

Städtische Galerie Karlsruhe

Lorenzstr. 27
76135 Karlsruhe

+49 (0)721-133-4401


www.staedtische-galerie.de

Wed-Fri 10-18, Sat/Sun 11-18

Simone Demandt
"tief blicken"
Hanna-Nagel-Preis 2015

Ausstellung: 23. April bis 7. Juni 2015
Eröffnung und Preisverleihung: Mittwoch, 22. April, 18 Uhr

Die in Baden-Baden lebende Fotografin Simone Demandt erhält 2015 den Hanna-Nagel-Preis, der im zweijährigen Rhythmus an eine zeitgenössische bildende Künstlerin aus dem Regierungsbezirk Karlsruhe verliehen wird. 1959 in Dortmund geboren, studierte Simone Demandt von 1979 bis 1985 an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und an der Universität Stuttgart. Seit 1987 ist sie ausschließlich als freie Künstlerin tätig. Ihre Fotoarbeiten sind in Sammlungen im In- und Ausland vertreten und werden regelmäßig auf Ausstellungen in nationalen und internationalen Museen, Kunstvereinen und Galerien gezeigt. Lehraufträge und Professuren für Künstlerische Fotografie hatte sie an der Freien Hochschule für Grafik-Design und Bildende Kunst Freiburg, an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim und an der Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken inne.

Die Ausstellung "tief blicken" im Forum der Städtischen Galerie Karlsruhe zeigt großformatige Fotoarbeiten aus der Werkgruppe "Dunkle Labore/Labs overnight" und bietet zugleich spannende Einblicke in die Arbeitsbücher der Künstlerin. In den Jahren 2008 und 2009 machte Simone Demandt fotografische Aufnahmen von verschiedenen wissenschaftlichen und industriellen Forschungslaboren. Sie fotografierte u. a. das Max-Planck-Institut für Pflanzenforschung in Köln, die Rechtsmedizin in Heidelberg oder auch Labore der Zellbiologie und Physik an der Universität Karlsruhe (heute KIT) – menschenleer bei Nacht. Dabei nutzte sie lediglich das geringe Eigenlicht von Leuchtdioden oder Monitoren in den nächtlichen Räumlichkeiten und eine lange Belichtungszeit von ca. 8 Stunden.

Anders als wir es von den meisten Fotografien gewohnt sind, wird hier nicht ein flüchtiger Moment eingefroren und dem raschen Strom der Zeit entrissen, ganz im Gegenteil. Bei dieser Werkgruppe verwendet die Künstlerin ihre Kamera genau zum umgekehrten Zweck: Sie sammelt Zeit und akkumuliert die Spanne einer ganzen Nacht in einer einzigen Aufnahme. Die Stätten des Fortschritts, der wissenschaftlichen Forschung oder auch der Suche nach Erkenntnis lösen sich so in Strukturen, Lichtstreifen, Lichtpunkte und schwarze Flächen auf. Sichtbar werden lediglich die Lichter von Displays, Kontrollleuchten und ähnlichem mehr. Zusammen mit der diffusen Außenbeleuchtung durch Mond- oder Straßenlicht, das in die Räume hinein scheint, geben sie Einblicke in die fremd und geheimnisvoll anmutenden Szenerien.

So setzt die Fotografin die Dunkelheit als Darstellungsmittel und Möglichkeit zur Abstraktion sehr bewusst ein. Sie entzieht sich dem Prozess der Bildgestaltung und -manipulation, indem sie – nach der Wahl des fotografischen Ausschnitts und der technischen Bedingungen – die analoge Kamera ohne weitere Eingriffe der Finsternis der Räume überlässt. Der Zufall, das Unvorhersehbare haben somit einen wichtigen Anteil am Entstehungsprozess ihrer Lichtbilder, deren Genese durchaus an die Ursprünge dieses Mediums vor der Mitte des 19. Jahrhunderts denken lässt: Auch damals waren extrem lange Belichtungszeiten notwendig. Doch anders als zu Zeiten der Fotografiepioniere Nièpce oder Daguerre, denen noch keine anderen technischen Möglichkeiten offen standen, macht sich Simone Demandt den Faktor Zeit absichtsvoll zunutze. Ihr dient die Kamera als eine Art Nachtsichtgerät, das einen neuen, tiefen, überraschenden und zuweilen irritierenden Blick auf die Dunkelheit ermöglicht – auf ihre Ästhetik und auf das, was sich in ihr verbirgt.