"NACK"
Fotografien von Frédéric Barzilay, Karl Bohrmann und Cyril Schirmbeck

Ausstellung: 17. Mai bis 20. Juni 2015
Eröffnung: 16. Mai, 18 Uhr

Die Ausstellung "NACKT" mit Fotografien des französischen Künstlers Frédéric Barzilay, der wie kein Zweiter die Schönheit des weiblichen Körpers in Fragmenten fotografierte, ist stark beeinflusst von der Formensprache Man Rays. Seinen Arbeiten werden zum einen Fotografien aus dem Atelier des Malers, Zeichners und Druckgraphikers Karl Bohrmann (†1988 in Köln, u.a. Leiter der Städel-Abendschule von 1972-80), zum anderen neue Arbeiten des jungen, aufstrebenden Fotografen Cyril Schirmbeck (*1986 in Frankfurt am Main) gegenübergestellt.

Locker, aber doch elegant steht diese junge Frau vor der weissen Studioleinwand. Ihre Augen wurden vom Fotografen oberhalb des Bildes abgeschnitten, somit bleibt ihre Identität verborgen. Die feinen Gesichtszüge, der Porzellanteint ihrer Haut, der ebene Körper verweisen auf die Schönheit ihrer späten Jugend. Ein Arm über dem Kopf erhoben, der andere berührt zart die Schulter. Das von allen Seiten stark angeschnittenen und abstrahierte Porträt dieser schönen, nackten Unbekannten findet seinen Wiederschein am rechten Bildrand der Fotografie. Über diesem Bild ist so viel sichtbare Kompositionskraft des Autors zu erkennen, dass man die Augen schliessen muss, vor soviel Anmut und Schönheit. Diese Akt Porträts verschiedener Frauen veröffentlichte Frédéric Barzilay 1965 in seinem Fotoband "Les Corps illuminés", im Mercure Verlag in Paris. Sie werden in ihrem vielseitigem Formenreichtum und ihrer Übersetzung feinster Nuancen von Grautönen als Grundton zu einem Seherlebnis der ganz besonderen Art.

Geboren wurde Frédéric Barzilay 1917 in Thessaloniki, Griechenland. Mit sechs Jahren kam er mit seinen Eltern nach Paris. Unter deutscher Besatzung wurden diese nach Auschwitz deportiert und kehrten nie wieder zurück. Barzilays erste Fotografien entstanden 1936. Seine ersten Porträts über den weiblichen Körper sind auf 1939 datiert. Zwischen 1953 und 1977 war Frédéric Barzilay zum Broterwerb als internationaler Abgeordneter für die Unesco in Paris tätig. Sein fotografisches Oeuvre entwickelte er parallel und in phänomenaler Stringenz im Selbststudium. Wissen über Ästhetik, Komposition und Technik eignete er sich über Ausstellungsbesuche in Galerien und Museen an. Hier interessierte ihn vor allem der Kubismus und die Avantgarde des neuen Sehens der 20er Jahre. Seit Ende der 30er Jahre verband ihn eine enge Freundschaft mit Man Ray, Paul Eluard und Yves Klein. Sie wurden seine wichtigsten Lehrer, weil sie ihn, wie man bis heute auf seinen Bilder sehen und spüren kann, das "Sehen" lehrten. 1960 erhielt Frédéric Barzilay seine erste Soloausstellung an der Société française de photographie in Paris. Die erste Retrospektive wurde jedoch erst 2009 von Albert Dichy im Museum Abbaye d’Ardenne in Caen ausgerichtet. In Deutschland waren Barzilays Bilder in Deutschland in den frühen 80er Jahren im Museum Ludwig in Köln zu sehen. Frédéric Barzilay lebt heute mit 98 Jahren zurückgezogenen in Paris.

Die Frankurter Galeristin Marcela Munteanu entdeckte die sensiblen Körperakte bei einer Auktion. Sie zeigt nun das Werk dieses großen, noch unbekannten Künstlers und bekundet ihre späte Anerkennung seines großen, tief humanistischen und singulären Werkes. Marcela Munteanu, die in ihrer Galerie vor allem Themenaustellungen konzipiert, stellt die Arbeiten Barzilays, dem 1998 verstorbenen Aktfotografen Karl Bohrmann (1928-1998) und dem jungen, aufstrebenden Fotografen Cyril Schirmbeck (1986) gegenüber.