Norman Behrendt
"burning down the house"

Ausstellung: 5. Juni bis 4. Juli 2015
Vernissage: Freitag, 5. Juni, 19 Uhr

Norman Behrendts Fotobuch "burning down the house" gewann 2013 den Fotobook-Dummy Award beim internationalen Fotobookfestival in Kassel und wurde im Januar 2015 langersehnt beim Verlag Seltmann+Söhne unter großem Beifall veröffentlicht. Innerhalb von kürzester Zeit war die limitierte Auflage, eingebunden in original Anti-Graffiti Sitzbezug der Berliner U-Bahn, ausverkauft.

Die Jury des internationalen Fotobookfestival in Kassel dazu: "This dummy impressed the jury the most as it felt that not only had a great deal of work gone into photographing and compiling the extensive book as a whole, but that its »packaging« perfectly suited its subject matter on Berlin graffiti writers, i.e. in that the paper used for the cover was based on the design of the seating material used in Berlin S-Bahn trains. A well-conceived and striking object!"

Behrendts fotografische Arbeit gibt erstmalig einen seltenen sowie intimen Einblick in die im Verborgenen agierende Graffiti Gemeinschaft Berlins. Heimlich, von der Dunkelheit umhüllt und versteckt vor neugierigen Blicken, erobern sie Berlins Straßen, Dächer und Zugdepots — wie eine unsichtbare Legion oder ein mysteriöser Geheimbund, dessen Anonymität dem Selbsterhalt dient. Ihre Namen geistern über die Bahnlinien der Stadt, doch ihre wahre Identität wird nie offenbart.

"Writer sein ist ein großes Geheimnis. Es ist das größte Geheimnis, das ich vor meinen Eltern habe. Man teilt es nicht mit vielen Leuten, man teilt es nur mit Menschen, denen man vertrauen kann. Es ist ein großer Antrieb, das Geheimnis zu bewahren." — Duko.

Über einen Zeitraum von 5 Jahren erhielt Behrendt nicht nur einen ungewöhnlichen Zugang zu den Graffiti Writern, er näherte sich ihnen auch auf ungewöhnliche Art und Weise. Losgelöst von Stereotypen und mit der bewussten Entscheidung, auf die Abbildung von Graffiti zu verzichten, zielt Behrendt darauf ab, die unbekannten Autoren des öffentlichen Raums von Berlin vorzustellen und dem erregt diskutierten Thema ein Gesicht zu geben. Im Verzicht auf den üblich Adrenalin beladenen Dokumentationsprozess sowie die daraus resultierende Ikonografie entschied sich Behrendt für die leisere Variante — ein Porträt. Zeit und Ort werden von den Protagonisten gewählt.

"Ich möchte die Möglichkeit schaffen, sich mit dem Menschen, ihrer Identität und ihren persönlichen Orten auseinanderzusetzen. Die Orte, die dem Writer für das Porträt zum einen als Bühne dienen, auf denen er sich präsentiert und inszeniert und zum anderen die Orte, die Kulissen und Möglichkeitsräume darstellen, welche das Potenzial des Sinnbildes in sich tragen und sich als Metapher einer Geschichte eignen." — Norman Behrendt.

Die Ausstellung in der Urban Spree Galerie beinhaltet mehr als 40 Fotografien, darunter eine einzigartige Serie von Polaroid-Porträts, die die Writer ursprünglich erkennbar zeigte, doch in einem zweiten Schritt individuell, z.B. mit Zeichnungen und Cut-Outs durch die Protagonisten, verfremdet wurden. Die dabei entstandenen Porträts zeugen in sehr anschaulicher Weise vom besonderen Spannungsverhältnis von Sichtbarkeit und Anonymität und forcieren eine mögliche Erkennbarkeit und damit einhergehende potenzielle Identifikation durch Dritte wie der Polizei.

Weitere Informationen: www.burningdownthehouse.de