Aufbrüche. Bilder aus Deutschland
Fotografien aus der Sammlung Fricke
Ursula Arnold » Sibylle Bergemann » Christian Borchert » René Burri » Chargesheimer » Hermann Claasen » Arno Fischer » Leonard Freed » Jürgen Hebestreit » Rudolf Holtappel » Barbara Klemm » Robert Lebeck » Will McBride » Rudi Meisel » Stefan Moses » Hilmar Pabel » Helga Paris » Toni Schneiders » Hans Martin Sewcz » & others
Exhibition: 1 Oct 2015 – 10 Jan 2016
Thu 1 Oct 19:00
Galerie der Stadt Fellbach
Marktplatz 4
70734 Fellbach
+49 (0)711-5851364
kulturamt@fellbach.de
www.fellbach.de
Tue-Sun 14-18
"Aufbrüche. Bilder aus Deutschland"
Fotografien aus der Sammlung Fricke
Ausstellung: 1. Oktober 2015 bis 10. Januar 2016
Eröffnung: Donnerstag, 1. Oktober 2015, 19 Uhr
Grußwort: Kulturamtsleiterin Christa Linsenmaier-Wolf
Einführung: Sylvia Böhmer, Suermondt-Ludwig-Museum Aachen
Das Sammlerehepaar Fricke ist anwesend.
In Zusammenarbeit mit dem Suermondt-Ludwig-Museum Aachen präsentiert das Kulturamt Fellbach in der Galerie der Stadt Fellbach rund 90 ausgewählte Originalfotografien aus der Sammlung Fricke. Den Schwerpunkt dieser Ausstellung bildet Reportagefotografie aus den 40er- bis 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die sich überwiegend der deutschen Nachkriegsgeschichte widmet.
In mehr als 40 Jahren haben Dr. Christiane und Karsten Fricke eine Sammlung bedeutender Bilder von rund 120 Fotografenpersönlichkeiten zusammengetragen. Schon in jungen Jahren kaufte Fricke Fotoliteratur und gelegentlich auch Originalabzüge bekannter Fotografen. Leidenschaft, verbunden mit wachsender Expertise und einem sich auch in Deutschland langsam entwickelnden Sammlermarkt für Originalfotografie, ermöglichten über die Jahre die Zusammenstellung einer Kollektion wichtiger Fotografien von musealer Qualität. Schwer-punkte der Sammlung sind Bildjournalismus, daneben Porträts und einige Landschaften.
Die Fellbacher Ausstellung dokumentiert die Entwicklung Deutschlands vom Nachkriegs-elend über das Wirtschaftswunder bis hin zur Teilung und Wiedervereinigung. Das aufkeimende politische Bewusstsein der Endsechziger- und 1980er-Jahre findet seinen Wiederhall in den Fotografien, die mit dem historischen Moment der Wiedervereinigung abschließen. Nie verleugnen die Fotografien ihren dokumentarischen Charakter, doch immer steht auch das authentische Einzelfoto im Fokus: das inhaltlich wie formal überzeugende Bild.
Bilder von 32 Fotografen wurden für die Ausstellung ausgewählt. Berühmte Namen wie Robert Lebeck, René Burri, Barbara Klemm und Stefan Moses aus dem Westen, aber auch Fotografen der ehemaligen DDR wie Sibylle Bergemann und Arno Fischer sind in der Aus-stellung vertreten. Die Schau stellt zudem Vertreter der jüngeren Fotografie vor, deren Sujets einen frischen Blick auf das Thema "Deutschland" werfen. Als Meilensteine des Fotojournalismus sind einige der gezeigten Werke im Bildgedächtnis vieler Menschen verankert.
Die frühesten Aufnahmen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit berühren vor allem durch ihre stille Kraft. Dies gilt besonders für Hermann Claasens Trümmerbilder, die aufwühlend und zugleich ästhetisch sind. René Burris Bilder zeugen von einer souveränen Bildkomposition. Stefan Moses markiert mit seinem inszenierten fröhlich-optimistischen Bilderzyklus "Deutsche", in dem einzelne Menschen oder Gruppen mit Arbeitsgerät und Arbeitskleidung vor einem provisorisch aufgehängten Vorhang posieren, einen Wendepunkt der Nachkriegs-fotografie. Sibylle Bergemann machte in der DDR der 1980er-Jahre Modefotografie für die nach ihr benannte Modezeitschrift "Sibylle". Bemerkenswerte Bilder, die durchaus auch Skepsis gegenüber der oktroyierten Zuversicht eines omnipräsenten Staates demonstrieren. Rudolf Holtappel dokumentiert die Verhältnisse im Ruhrgebiet. Wie bei Walter Vogel und Jürgen Hebestreit scheint der Mensch gegenüber den mächtig aufragenden Zechengebäuden verletzlich, doch gleichermaßen widerstandsbereit und zuversichtlich. Das politische Deutschland spiegelt sich in Aufnahmen von Robert Lebeck, Engelbert Reineke oder Barbara Klemm. Arno Fischers Silvesterbild 1989/90 am Brandenburger Tor beschließt diese bemerkenswerte Schau gelebter Geschichte.
Kuratorin der Ausstellung ist Sylvia Böhmer (Suermondt-Ludwig-Museum Aachen). Sie zeichnete für viele bemerkenswerte Fotoausstellungen verantwortlich und baute die fotografi-sche Sammlung des Museums auf. Die Sammlung Fricke gehört als Dauerleihgabe zu den wichtigen Beständen des Museums. Zur Ausstellung ist die Publikation "Aufbrüche – Bilder aus Deutschland. Fotografien aus der Sammlung Fricke" 2015 in einer Neuauflage erschie-nen, die in der Galerie erworben werden kann.
Die Schau knüpft an eine Reihe wichtiger Ausstellungen zur Dokumentarfotografie des 20. Jahrhunderts an, die sich in Erinnerung an die Fellbacher Reportagepioniere Hansel Mieth und Otto Hagel als roter Faden durch die Fellbacher Ausstellungstätigkeit ziehen.