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Chris Amon und sein Team stossen den Ferrari 312/68 V12 zur Startlinie. British Grand Prix in Brands Hatch von 1968.
© motorsportfriends.ch, Courtesy Museum im Bellpark

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Ein Versuch über den Motorsport

Exhibition: 23 Aug – 8 Nov 2015

Sat 22 Aug 17:00

Museum im Bellpark

Luzernerstr. 21
6011 Kriens

+41 (0)41-3103381


www.bellpark.ch

Wed-Fri 14-17, Sat+Sun 11-17

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Die Ferrari-Teamkollegen Gilles Villeneuve und Didier Pironi im Gespräch am XX. Grand Prix du Canada in Montreal von 1981. Foto Denis Brodeur, CAN
© motorsportfriends.ch, Courtesy Museum im Bellpark

"VROOOOAAAMMM"
EIN VERSUCH ÜBER DEN MOTORSPORT

Ausstellung: 23. August bis 8. November 2015
Eröffnung und Buchvernissage: Samstag, 22. August 2015, 17 Uhr

Begrüssung: Judith Luthiger, Gemeinderätin Kriens
Redner: Hilar Stadler, Leiter Museum im Bellpark und Patrick Frey, Edition Patrick Frey, Zürich und Anthony Carter, Wisbech, Cambridgeshire

In seinen Jugendjahren war der Automobilrennsport archaisch, wild, tödlich. Davon erzählen die Fotografien der Ausstellung "VROOOOAAAMMM". Sie faszinieren uns deshalb so sehr, weil sie von einer entwaffnenden Authentizität sind. Viele dieser Bilder wurden von Amateurfotografen gemacht, die uns mit ihren eindrücklichen und schon bald intimen Bildern an ihrer Faszination für das Phänomen des Motorsports teilhaben lassen. So hat der Motorsport des sogenannten "Golden Age" eine eigene Bilderwelt hervorgebracht, welche die Ausstellung als fotografische Sensationen erlebbar macht. Die Farb- und Schwarzweiss-Fotografien stammen aus dem fantastischen Motorspot-Archiv von Thomas Horat und werden erstmals öffentlich gezeigt. Angereichert durch denkwürdige Objekte geht die Ausstellung der Frage nach, welche Mythen mit dem Kult um die schnellen Autos entstanden sind. Die Ausstellung wurde kuratiert von Hilar Stadler und Martin Stollenwerk in Zusammenarbeit mit Thomas Horat. Zeitgleich zur Ausstellung erscheint in der Edition Patrick Frey der Bildband "Gasoline and Magic" mit Texten von Anthony Carter und Max Küng.

In seinen grossen Tagen fand der Motorsport auf den Strassen statt, entwickelten ambitionierte Tüftler ihre Rennmaschinen in Werkstätten auf dem Dorf und waren selbst die Rennfahrer der Grand Prix Helden zum Anfassen. "The Golden Age" nennen Aficionados jene Jahre und genau aus dieser Zeit berichten die Fotografien der Ausstellung VROOOOAAAMMM. Die Bilder zeugen von Leidenschaft und "Amateurismus", die zumindest im heute medial vermittelten Automobilrennsport so nicht mehr anzutreffen sind. Die Fotografen, selber Teil dieses Spektakels, führen uns mit ihren Bildern direkt zum Akteur des Geschehens: dem Rennfahrer, dem charismatischen Einzelkämpfer, dem Helden der Massen, der durch die Massen erst hervorgebracht wird. Und sie eröffnen in der Darstellung des Renngeschehens einen Kosmos von Zeichen und Charakteren, denen unser spezielles Interesse gilt. Dieser Kosmos ist von den gleichen Ingredienzien durchzogen, die bereits in den Mythen der Antike enthalten sind und auch unsere modernen Epen kennzeichnen.

Die meisten Autoren waren keine Berufsfotografen. Sie fotografierten in der Regel ohne direkten Auftrag und von ihrer Faszination für den Rennsport getrieben. Die Bilder sind also aus dieser Motivation heraus, vorerst absichtslos, einfach gemacht worden. Sie zeugen vom Zusammentreffen zweier Gruppen begeisterter Aficionados. Die einen zelebrieren in einem performativen Akt das Geschehen vor der Kamera, die anderen fassen die Ereignisse in Bilder. Wir haben es also mit zwei Gruppen von Menschen zu tun, die mit Enthusiasmus ihrer Leidenschaft nachgehen und im Zusammenspiel diesen Schatz an Bildern hervorgebrachte haben.

Die Fotografen hatten dabei jedoch, wie die Bilder eindrücklich beweisen, sehr wohl Vorstellungen von Komposition, Inszenierung, Lichtregie und Dramaturgie. Die Wahl von Objektivbrennweite, Kameraposition und Standpunkt demonstriert, dass sich diese Fotoamateure gestalterisch wie technisch mit ihrem Medium befasst haben. Und nicht nur dies. Die Aussagekraft dieser Bilder liegt gerade darin begründet, dass die Autoren zu den Eingeweihten gehörten und sowohl mit den Regeln und Riten der Teams als auch mit den technischen Details der Maschinen bestens vertraut waren. Diese Kennerschaft macht die Integrität dieser Bilder aus und erzeugt, wie wir meinen, zusammen mit dem ungezwungenen Auftreten der Protagonisten eine authentische, ja fast intime Nähe zum Geschehen.

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Judy Kondratieff, Janet Guthrie, Sharlene Seavey und Rosemary Smith vor ihrem Austin Healey Sprite beim 12 Stunden-Rennen Sebring, 1970
© motorsportfriends.ch, Courtesy Museum im Bellpark

Die Ausstellung betrachtet die Praxis des Motorsports jener Jahre als eigene Kultur. Dieser Bildbestand stellt in der Tat ein überwältigendes Angebot an möglichen Anknüpfungspunkten bereit. Während früher der Motorsport, streng vom Kulturbetrieb abgegrenzt, eher mit profaner Freizeitbeschäftigung assoziiert wurde, ist es heute möglich das Phänomen mit den Augen der Kulturwissenschaft zu betrachten. Wir haben uns vorgenommen, das umfangreiche Material als Dokument einer vergangenen Kultur zu lesen. Und selbstverständlich interessiert es uns, dass diese Bilderwelt eine inhaltliche und formale Nähe zu den Ausdrucksweisen des Films, der Mode und der Kunst erschliesst.

Mit dem umfassendem Bildbestand des Schweizer Filmemachers und Sammlers Thomas Horat (motorsportfriends.ch) stand uns ein grossartiges Konvolut historischer Farb- und Schwarzweissbilder zur Verfügung. Die meisten Fotografien dieser Ausstellung werden erstmals öffentlich zugänglich gemacht. Nicht nur das Kolorit der frühen Farbfotos verströmt, zusammen mit den abgebildeten Szenen, einen unwiderstehlichen Charme, auch die Ästhetik der frühen Rennboliden, der Rennstrecken und der Mode der damaligen Zeit ist eine wahre Augenweide. Die rund 75’000 Fotos der Sammlung decken die Geschichte des Autorennsports im 20. Jahrhundert ab. Der Fokus für die Auswahl der Ausstellung liegt auf der Entwicklung in der Zeit der 60er bis in die 80er Jahre.

Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung:

20. September 2015, 11.30 Uhr, Museum im Bellpark
Rundgang durch die Ausstellung mit dem Sammler und Filmemacher Thomas Horat und den Kuratoren Martin Stollenwerk und Hilar Stadler.

25. Oktober 2015, 11.30 Uhr, Museum im Bellpark
Rundgang durch die Ausstellung mit den Rennmechanikern und Kontrukteuren Edi Wyss und Charles Graemiger sowie dem Sammler und Filmemacher Thomas Horat.

8. November 2015, 11.30 Uhr, Museum im Bellpark
Zur Finissage Rundgang durch die Ausstellung mit dem Sammler und Filmemacher Thomas Horat und den Kuratoren Martin Stollenwerk und Hilar Stadler. Anschliessend Filmvorführungen.

Publikation:
"Gasoline and Magic"
Mit Bildern aus dem Motorsport-Archiv von Thomas Horat, herausgegeben von Hilar Stadler und Martin Stollenwerk, mit Texten von Anthony Carter und Max Küng (englisch), gestaltet von Hi – Megi Zumstein und Claudio Barandun, erschienen in der Edition Patrick Frey, 264 Abbildungen, 288 Seiten, gebunden, 31,5x21 cm, Zürich 2015, CHF 68.-

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Björn Waldegård im Porsche 908/03 an der Targa Florio 1970 in Sizilien. Foto: Tony Triolo.
© motorsportfriends.ch, Courtesy Museum im Bellpark