Ende der 1970 Jahre schuf André Gelpke, der von 1990 bis 2012 die Fotoklasse der Zürcher Hochschule der Künste leitete, in St. Pauli sein viel beachtetes fotografisches Langzeitprojekt Sex-Theater. Das Buch über burleske Inszenierungen in Hamburger Sexclubs im spiessigen Umfeld der damaligen Bundesrepublik erschien 1981 in hoher Erstauflage und war nach kurzer Zeit bereits vergriffen. «Die Faszination, die mich als Fotograf erfasste, ging von der Persönlichkeit des Einzelnen aus, dem Darsteller, der bereit war, die geheimen sexuellen Fantasien einer verklemmten Gesellschaft in aller Öffentlichkeit und nur gegen ein Honorar in die Realität umzusetzen.

Vor sechs Jahren erwarb das Fotomuseum Winterthur vom Künstler die gesamte Werkgruppe von 71 Silbergelatine-Abzügen für die Sammlung. Der Zürcher cpress-Verlag und Spector Books aus Leipzig legen nun gemeinsam eine neugestaltete und erweiterte Buchausgabe von Sex-Theater auf, die einer Neuinterpretation gleich kommt.

Bei der Buchvernissage signiert André Gelpke sein Buch und spricht mit Thomas Seelig über das Publizieren gestern und heute, die Distribution von Fotografie und über nicht gemachte Bilder.

André Gelpke: Sex-Theater, 216 Seiten, 170 schwarz/weiß-Abbildungen, Duplex, Deutsch / Englisch 40 € / 50 CHF, cpress, Zürich / Spector Books, Leipzig