SPEAK TRUTH TO POWER
Macht und Menschenrechte
Eddie Adams » Paolo Pellegrin » Luca Zanier »
Exhibition: 30 Aug – 8 Nov 2015
"SPEAK TRUTH TO POWER"
Eddie Adams – Luca Zanier – Paolo Pellegrin
Ausstellung: 30. August bis 8. November 2015
Die IG Halle präsnetiert im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil eine Fotografie-Ausstellung zum Thema Macht und Menschenrechte und bringt auf 1100 qm Fläche Werke des berühmten amerikanischen Fotografen Eddie Adams, des Zürchers Luca Zanier und des italienischen Kriegsfotografen Paolo Pellegrin zusammen. Die Ausstellung SPEAK TRUTH TO POWER ist eine Kooperation mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland und der Auftakt zu deren gesamtschweizerischem Programm zur Menschenrechtsbildung.
"SPEAK TRUTH TO POWER" – der Titel der Ausstellung vermag Fragen zu wecken: Geht es um die Wahrheit über die Mächtigen? Um eine Haltung der Wahrhaftigkeit gegenüber dem Unrecht? Oder gar um die Macht der Wahrheit? – Es ist der Titel der Portrait-Serie, die Eddie Adams in den Jahren 1998/99 im Auftrag von Kerry Kennedy geschaffen hat. Eddie Adams (1933–2004), in Amerika einer der bekanntesten und populärsten Fotografen, arbeitete als Kriegsjournalist in dreizehn Kriegsgebieten. Vor allem im Vietnam-Krieg hatten seine Reportagen auch Einfluss auf politische Entscheidungsträger, indem seine Bilder der «Boat People» die Menschen aufrüttelten und schockierten. Sein Werk wurde mit über 500 Preisen, darunter dem Pulitzer Prize ausgezeichnet, und seine Bilder gehören zu den meistpublizierten in den USA.
Menschenrechte bekommen ein Gesicht
Unter den Portraitierten, die nun auch in der Ausstellung in Rapperswil zu sehen sind, befinden sich Persönlichkeiten wie Rigoberta Menchù Tum, der Dalai Lama oder der aktuelle Friedensnobelpreisträger und Aktivist für Kinderrechte Kailash Satyarthi, aber auch weniger bekannte Aktivisten wie Rana Husseini, Jordanien, oder Martin O’Brien, Nordirland. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie sich in herausragender Weise für Gerechtigkeit einsetzen und ihr Leben der Veränderung der Gesellschaft widmen. Ob es um Einschränkung der Meinungsfreiheit oder Folter und Gefangenschaft, um Kindersoldaten, Genitalverstümmelung oder häusliche Gewalt geht – auf der ganzen Welt kämpfen Männer und Frauen unter Lebensgefahr und mit unbeugsamem Mut für den Schutz des Individuums vor Unrecht und Gewalt. Was diese Menschen motiviert und was sie durchhalten lässt trotz ständiger Bedrohung und geringer Erfolgschancen, dieser Frage ging Kerry Kennedy nach, als sie vor gut fünfzehn Jahren mit fünfzig Menschenrechtsaktivisten Interviews führte und deren Lebensgeschichten zusammen mit Adams’ Portraits in dem Buch «Speak Truth To Power: Human Rights Defenders Who Are Changing Our World» veröffentlichte. Kerry Kennedy, die neun Jahre alt war, als ihr Vater Robert F. Kennedy während seiner Präsidentschaftskandidatur 1968 ermordet wurde, ist seit 1981 für Menschenrechte aktiv und präsidiert seit 1987 die Organisation Robert F. Kennedy Human Rights in Washington DC. 2015 wurde nun unter der Leitung von Dr.Christoph Karlo die Robert F. Kennedy Foundation in der Schweiz gegründet, die mit dieser Ausstellung ihr Programm für Menschenrechtsbildung startet. Die IG Halle hat die Möglichkeit, Eddie Adams’ Portraits als erste Institution in der Schweiz auszustellen. Einige der portraitierten Aktivisten werden an der Vernissage anwesend sein: die russische Kämpferin gegen häusliche Gewalt Marina Pisklakova, der Ungar Gábor Gombos, der sich für eine menschenwürdige Behandlung psychisch Kranker einsetzt, sowie der Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta aus Osttimor.
Macht und Ohnmacht
Die Ausstellung spannt einen weiten Bogen von den Opfern von Krieg, Gewalt und gesellschaftlicher Ausgrenzung bis zu den Zentren der Weltpolitik. In der Auswahl von IG Halle-Kurator Guido Baumgartner werden Eddie Adams’ Portraits durch zwei weitere fotografische Positionen ergänzt, die sich inhaltlich, formal und aufnahmetechnisch gegenüberstehen: Paolo Pellegrin mit seinen Aufnahmen aus Kriegsgebieten fokussiert auf das Individuum, das Zerstörung und Willkür ausgesetzt ist. Seine Schwarz-Weiss-Bilder unter dem Titel «As I was dying», in denen Schmerz und Elend aus nächster Nähe sichtbar werden, sind in Libanon, Irak, Afghanistan, Palästina und Ägypten entstanden. Paolo Pellegrin, 1964 in Rom geboren, ist seit 2005 Vollmitglied bei Magnum Photos und zurzeit einer der gefragtesten Fotoreporter. Sein Interesse galt von Beginn an den Benachteiligten und Verletzten der Gesellschaft, wie den Immigranten, Obdachlosen, Kindern in Bosnien nach dem Krieg oder den Roma. 1995 gewann er seinen ersten World Press Photo Award für seine Arbeit über AIDS in Uganda.
Luca Zanier hingegen öffnet den Blick in menschenleere Innenräume der grössten Zentren politischer Macht als Symbole eines global vernetzten Systems von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Luca Zanier, geboren 1966 in Zürich, fotografierte dafür an Orten wie dem UNO Sicherheitsrat in New York, dem Europarat in Strassburg oder der Aula Bunker in Palermo, wo 1986/87 der erste Massenprozess gegen die Mafia stattfand. In Abwesenheit der Mächtigen wirken die «Corridors of Power», die Schaltstellen der Macht, durch die Vorstellungskraft des Betrachters. Dieser kennt aus den Medien die politischen Entscheidungen und die Personen dahinter, hat aber nie die Möglichkeit, die Räume zu sehen, in denen solch weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Die Bilder beziehen ihre ästhetische Kraft aus den architektonischen Strukturen, den grosszügigen geschwungenen Linien, der Symmetrie und konsequenten Ordnung von Form und Farbe. In äusserster Perfektion kommt diese kühle, bis ins letzte Detail berechnete Ästhetik in Luca Zaniers Bildern zur Geltung. Angesichts der unkontrollierbaren Kräfte während Kriegen drängt sich hingegen die Frage auf, wieviel Macht die Mächtigen wirklich haben. Dass auch die Opfer oder diejenigen, die sich für sie einsetzen, viel bewirken können, geht aus Eddie Adams’ Portraits hervor, vor allem aber aus den bestärkenden Lebensgeschichten dieser Helden und Heldinnen, die in der zur Ausstellung erscheinenden dreibändigen Publikation nachzulesen sind.
Echte Helden für Schweizer Schulen
Dass es auch in der Schweiz Menschen gibt, die sich für Menschenrechte einsetzen, können Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe II ab dem neuen Schuljahr mit dem Bildungsprogramm Speak Truth To Power der Robert F. Kennedy Foundation Schweiz erfahren. Dieses basiert auf Adams’ Portraits und wurde um Schweizer Aktivisten ergänzt. Darunter sind Ursula Brunner, die «Bananenfrau» und Pionierin des fairen Handels, oder Gertrud Kurz, die während des Zweiten Weltkriegs ein Hilfswerk aufbaute und sich für eine menschlichere Flüchtlingspolitik einsetzte. Das Angebot für Schulen wurde von der Stiftung unter der Leitung von Vize-Präsidentin Dr.Sandra Hutterli in enger Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Menschenrechte der Universität Zürich und der Pädagogischen Hochschule Freiburg entwickelt. Die Vermittlung von Menschenrechtsthemen an Kinder und Jugendliche ist ein zentrales Anliegen der RFK Foundation. Die IG Halle und die Stiftung arbeiten deshalb auch mit dem bewährten Netzwerk artefix kultur und schule zusammen: Durch die pädagogische Begleitung direkt in der Ausstellung wird den Kindern und Jugendlichen ermöglicht, sich auf vielfältige Weise mit dem Thema auseinanderzusetzen und Bezüge zu ihrem Alltag zu schaffen. Zudem wird Lehrpersonen eine Box mit didaktischen Anregungen zum Besuch der Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Im Laufe der Ausstellung finden diverse Veranstaltungen statt mit prominenten und national oder international bekannten Persönlichkeiten im Bereich der Menschenrechte.
Publikation
"SPEAK TRUTH TO POWER"
Eddie Adams – Luca Zanier – Paolo Pellegrin
Texte: Kerry Kennedy, Dr. Christoph Karlo, Bill Kouwenhoven und Paolo Pellegrin, deutsch und englisch.
IG Halle Rapperswil und Robert F. Kennedy Foundation (Hrsg.)
Drei Bildbände in Schuber. CHF 58,-