Ja, was will sie denn, die Architekturfotografie?
Architekturschaufenster #1
Andreas Gehrke » Beatrice Minda »
Exhibition: 12 Apr – 10 May 2016
Tue 12 Apr 19:00
ARCHITEKTURSCHAUFENSTER e.V.
Waldstraße 8
76133 Karlsruhe
+49 (0)721-1602292
info@architekturschaufenster.de
www.architekturschaufenster.de
Mon-Wed 9-12+14-16, Thu+Fri 9-18, Sat 12-18
"Ja, was will sie denn, die Architekturfotografie?"
Ein Monat Fotografie im Architekturschaufenster #1
12. April bis 10. Mai 2016
Andreas Gehrke
Ausstellung: 12. bis 25. April 2016
Eröffnung: Dienstag, 12. April, 19 Uhr
Einfuührung: Thomas Schirmböck, Leiter ZEPHYR – Raum fuür Fotografie, Mannheim
Beatrice Minda: "Iran. Interrupted"
Ausstellung: 26. April bis 10. Mai 2016
Eröffnung: Dienstag, 26. April, 19 Uhr
Einfuührung: Susanne Weiß, Leiterin Kunstverein Heidelberg
Finissage: Dienstag, 10. Mai, 19 Uhr
Andreas Gehrke und Beatrice Minda im Gespräch mit Prof. Dr. Georg Vrachliotis (KIT) und Christoph Engel
Das Architekturschaufenster initiiert eine neue Ausstellungsreihe, die dem Diskurs (nicht nur) uüber (Architektur-)Fotografie und uüber die Darstellung von Architektur in der Fotografie in Karlsruhe ein größeres Forum bieten will. Gemeinsam mit einem Kuratorium von Karlsruher Architekturfotografen werden jährlich Ausstellungen konzipiert, in denen einen Monat lang zwei bis drei fotografische Positionen aufeinandertreffen, die sich mit dem Gebauten auseinandersetzen.
Der Architekturdiskurs ist immer bildbasiert. Die Kommunikation von Architektur wird bestimmt von ihrer zweidimensionalen Abbildung durch fotografische und filmische Medien, in Publikationen, Blogs, bei Vorträgen. In der angewandten Architekturfotografie ist es "die Kunst, den Gestaltungswillen des Architekten auf den Punkt zu bringen – eine fotografische Synthese zu schaffen" 1. Der fotografische Blick erschafft damit immer auch ein subjektives Bild, eine eigene bildliche Realität. Allzu oft ersetzt dabei das (ikonische) Bild die eigentliche Wahrnehmung des Bauwerks vor Ort.
Aber auch im kuünstlerischen Kontext ist die Architektur ein wichtiges Sujet. Sie umgibt uns als gebaute Umwelt, sie beeinflusst unseren Alltag, sie definiert unser Verhältnis jenseits der natuürlich gewachsenen Formen und Strukturen. Viele Kuünstler/Fotografen setzen sich mit architektonischen Motiven auseinander – ohne Auftrag, ohne fremde Vorgaben, sondern mit dem Ziel, eigene Formvorstellungen, eigenes Raumempfinden und/oder narrative Elemente in einer subjektiven Bildsprache zu formulieren.
Wie kann man Architektur abbilden? Welche Haltungen nehmen Autoren ein? Welche Positionen beziehen sie – zum Stadtraum, zum Gebäude, zum Innenraum, zur Ikone, zum Privaten, zur Infrastruktur, zur Kulturlandschaft? Zur Arbeit von Architekten und Stadtplanern? Welche Form der Ästhetik wählen sie fuür die architektonische Abbildung – und wie präsentieren sie ihre Arbeit, in der Ausstellung, in Publikationsmedien? Welche neuen Ansätze werden formuliert, welche Möglichkeiten und Grenzen gibt es? Oder etwas freier mit Urs Stahel gesprochen – "Ja, was will sie denn, die Architekturfotografie?"
Gezeigt werden mit Andreas Gehrke und Beatrice Minda zwei Fotografen, die jeweils eine charakteristische Haltung zur kuünstlerisch-fotografischen Darstellung von Architektur und Raum entwickelt haben.
Das Kuratorium fuür den 1. Karlsruher Monat der Architekturfotografie besteht aus Dirk Altenkirch, Stephan Baumann, Christoph Engel und Daniel Vieser gemeinsam mit Simone Kraft / Architekturschaufenster.
In der Leere seiner Motive findet Andreas Gehrke eine eigene erzählerische Kraft. Seine Fotografien halten in beredter Weise einen Zustand der Unbestimmtheit fest, der gerade durch die Abwesenheit von Zuordnungen die ihm eigene Schönheit entfaltet. Es sind Orte und Momente, an denen die Dinge aus dem Lot kippen. Momente, in denen der Blick verstellt oder angehalten wird und die stets die eigenen Sehgewohnheiten in Frage stellen. Natur und Architektur dienen Gehrke dabei als visuelle Säulen, an denen seine Fragen manifest werden. Der Betrachter kann im Bild verweilen, muss den eigenen Blick aber immer auch reflektieren. Dadurch fügen sich die Bilder nicht zu einer erklärenden Erzählung, sie fächern sich vielmehr kaleidoskopartig auf. Ein Motiv wird stets gegen das nächste ausbalanciert. So entsteht nach und nach ein komplexes Ganzes. Architektur ist dabei in den Serien "Der Spiegel/IBM Campus/Quelle Versand" (2009-2012), "Brandenburg" (2009–2015), "Incertitudes" (2013) und "Topographie" (2009) Kulturraum und Reflexionsfolie gleichermaßen, sowohl für die Wahrnehmung des Gebauten wie für das Medium Fotografie. Deshalb geben die Bilder auch keine Antworten auf die Frage, was denn Architektur ist oder sein könne. Vielmehr ermutigen sie jeden Betrachter zu einem ganz eigenen Blick. Einem Blick, der dieses Sujet neu auslotet. Weitere Informationen: www.andreasgehrke.de
Beatrice Minda beschäftigt sich immer wieder mit dem Verhältnis von privatem Raum, Erinnerung und Geschichte. "Iran. Interrupted" beschreibt eine orientalische Welt hinter hohen Mauern, in Innenhöfen mit leeren Pools, in zeremoniellen Räumen und in privaten Lebensbereichen, in gestalteten Terrains zwischen Tradition und Moderne. Menschen tauchen nicht im Bild auf, aber ihre Anwesenheit ist nur allzu spürbar. Das Interieur wird zu einer Art Zeichensystem für die Lesbarkeit von Gesellschaft, Politik und ihre stete Veränderung. Es begegnet eine Kultur, die aufgrund der politischen Verhältnisse lange isoliert und abgeschottet war und die bei uns weniger durch reale Bilder als durch märchenhafte Erzählungen vorstellbar war. Beatrice Minda wirft einen Blick von außen auf verschwiegene Innenräume, die sich hinter Gitterwänden, hohen Mauern und zurückgesetzten Fensterfronten zu verbergen scheinen. (...) "Iran Interrupted" schwankt zwischen Dokumentation, berichtender Fotografie und Architekturaufnahme und entwickelt dadurch eine ganz eigene Bildpoesie. (Christiane Kuhlmann) Weitere Informationen: www.beatriceminda.de