Ingrid von Kruse »
Punto in Aria
Exhibition: 20 Apr – 24 Jun 2016
Wed 20 Apr 18:30
DEAR Photography
Kleine Reichenstr. 1
20457 Hamburg
by appointment only
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Thu-Sat 14-18
Ingrid von Kruse
"Punto in Aria"
Ausstellung: 20. April bis 24. Juni 2016
Vernissage: 20. April, 18.30 Uhr
"Fotografieren ist Schreiben mit Licht", sagt Ingrid von Kruse in ihrem Brief an den Lyriker und Nobelpreisträger Joseph Brodsky. Wo das Auge des Dichters "der Schreibfeder vorangeht", da jagt das Auge des Photographen dem Licht hinterher.
Venedig ist eine Stadt des Lichts, erst durch das Licht nimmt sie Gestalt an. Die ausdrucksstarken Schwarzweißphotographien von Ingrid von Kruse bestechen durch ihren ausschnitthaften Charakter und ihre Liebe zum Detail: der steinerne Pferdekopf, das Schattenspiel der Treppe, der scheue Blick der Katze. Es sind Momentaufnahmen voller Symbolik, die in ihrer Gesamtheit ein Stillleben ergeben, dass nicht nur Venedig, sondern diese Stadt völlig neu in Erscheinung treten lässt; eine Stadt in ihrer schönen Melancholie, die dennoch voller Leben ist.
Mächtige Quader tragen die Türme und Paläste, Backsteinwände werden zu kubischen Formen gefügt und mit Travertin verkleidet, weiße und bunte Marmorplatten bilden feierliche Kirchenfassaden. Italien baute und baut aus Steinen. Diese Steine erzählen von dem, was war – und damit sind sie Eckpfeiler und Bestandteil zugleich von überdimensionalen Museen -, und sie erzählen von dem was ist und was sein wird.
Die Bilder der Photographin Ingrid von Kruse scheinen weniger Momentaufnahmen, entstanden aus dem impulsiven Erleben des Augenblicks, als vielmehr zurückhaltend betrachtete Einblicke und Ausblicke zu sein, die eher zeitlos wirken und wirken wollen. Wenn Goethe in Italien die Metamorphose von Gestein und Pflanzen studierte, so verfolgte Ingrid von Kruse die Metamorphose von Steinen, die allmählich wieder zu Natur werden, die sich in den Zustand des Ursprünglichen rückverwandeln. Erosion und pflanzliche Überwucherung verwandeln Künstliches zu Natürlichem.
Ingrid von Kruse beschwört nicht nur bildmächtig den Eindruck von Vergänglichkeit. In ihren Bildern spiegeln sich Geschichte, poetisches Empfinden und ein hohes Maß an Komposition. Ihre märchenhaften Stillleben, photographische Wunder gemacht mit der Camera Obscura, wirken in ihrem natürlichen Licht sanft entrückt und zugleich in stimmungsvoller Balance.