Tom Jacobi »
Grey Matter(s)
Exhibition: 28 May – 15 Aug 2016
Max Hünten Haus
Schulstr. 3
18374 Zingst
038232-165110
Das Umweltfotofestival »horizonte zingst« 2016 präsentiert
Tom Jacobi
"Grey Matter(s)"
Ausstellung: 28. Mai bis 15. August 2016
Dieses Projekt von Tom Jacobi erblickte im Grau der Antarktis das Tageslicht, einem unwirtlichen Ort. Die meiste Zeit sorgt eine sich permanent verändernde Bewölkung dafür, dass sich die Antarktis in sämtlichen Schattierungen von Grau präsentiert. Es ist kein trister Ort, sondern ein meditativer. Die graue Landschaft verströmt eine unglaubliche Kraft und Ruhe.
Farben sehen ist ein kleines Wunder. Sie sind nichts weiter als reflektiertes Licht, aufgenommen von den Zapfen unserer Netzhaut, individuell zusammengesetzt in unserem Gehirn (im Englischen auch »Grey Matter« genannt). Kein Licht, keine Farbe. Und wie immer ist es am Ende das Gehirn, das für uns entscheidet, wie wir die Realität wahrnehmen. Nicht nur, dass wir Menschen Farben unterschiedlich erkennen. Die Arbeit für dieses Projekt führte Tom Jacobi über einen Zeitraum von zwei Jahren in entlegene Winkel auf sechs Kontinenten. Er suchte Plätze, die geeignet waren, in Farbe fotografiert zu werden und in Grau zu erstrahlen. Er fand archaische Landschaften, die über Jahrtausende von der Natur geschaffen wurden und dennoch zeitlos, ja modern sind. Ob Hund oder Katze, Vogel oder Biene, selbst unser nächster Verwandte, der Affe – alle Wesen sehen diese Welt in anderen Farben als wir. Gibt es sie überhaupt, die Farben? Oder ist all das, was wir als farbig betrachten, nur eine Illusion?
Der berühmte Künstler Alberto Giacometti (1901–1966) beabsichtigte niemals, nur mit Grau zu malen, aber am Ende gab er auf: "Ich habe es versucht, aber im Verlauf meines Schaffens habe ich eine Farbe nach der anderen eliminiert, und was übrig blieb ist Grau, Grau, Grau!" Wenn die Naturkulissen langsam ins farblose Dunkel der Nacht gleiten und morgens aus dem Schattenreich wieder auftauchen, wirken sie wie mystische Inszenierungen aus einer anderen Welt. Kein »Farbgespinst« trübt dann das Erleben des Wesentlichen. Reduziert auf ihre Grautöne ist die Kraft dieser Orte atemberaubend. Sie macht demütig und berührt uns dort, wo wir herkommen: aus dem Zwielicht unserer prähistorischen Dunkelheit.