UMBO (Otto Umbehr) »
NACHLASS UMBO
130% SPRENGEL
Exhibition: 5 Jun – 4 Sep 2016
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
+49 (0)511-16843875
sprengel-museum@hannover-stadt.de
www.sprengel-museum.de
Tue 10-20, Wed-Sun 10-18
130 % SPRENGEL
Aus der Erwerbung "NACHLASS UMBO", 2016
Ausstellung: 5. Juni bis 4. September 2016
Leben und Werk Umbos (bürgerlich Otto Maximilian Umbehr, 1902-1980) stehen exemplarisch für jene Künstlerbiografien, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wichtige lebensreformerische Impulse aus der Wandervogelbewegung erhielten und nicht selten in den frühen 1920er-Jahren über das Bauhaus zu einer avantgardistisch-produktiven Hochphase fanden: Im Berlin der "Goldenen Zwanziger" war Umbo einer der gefragtesten Fotografen und Mitarbeiter der erfolgreichen Agenturneugründung Dephot unter Leitung von Simon Guttmann. Seine Porträts und die häufig surreal anmutenden Bilder von Schaufensterpuppen und städtischen Situationen gelten heute als Ikonen des neuen, dynamisch-urbanen und zugleich melancholischen Lebensgefühls jener Jahre.
Anders als viele Kollegen verließ Umbo Deutschland nach der Machtergreifung Hitlers nicht. Er suchte sein Auskommen als Fotograf für Blätter der Unterhaltungsindustrie – Theater und Zirkus hatten ihn schon immer besonders fasziniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand er wie viele andere auch, angesichts der Verluste auf allen Ebenen der Existenz vor einem Neuanfang: Atelier und Archiv lagen in Trümmern. In Hannover verbrachte Umbo die Jahre von 1945 bis zu seinem Tod, quasi die zweite Hälfte seines Lebens, unter beschwerlichsten Bedingungen.
Erst 1976 wurde sein Werk in einer Chicagoer Ausstellung der fotografischen Sammlung des New Yorker Galeristen Julien Levy wieder entdeckt. Seine erste Einzelausstellung nach dem Krieg durfte er 1979 in der SPECTRUM PHOTOGALERIE noch erleben.
Das Sprengel Museum Hannover schätzt sich glücklich, im Rahmen von 130 % SPRENGEL erstmals Einblick in den 2016 gemeinsam mit der Stiftung Bauhaus Dessau und der Berlinischen Galerie erworbenen Nachlass des Künstlers geben zu können. Ermöglicht wurde diese Sammlungserweiterung aus den Händen der Galerie Kicken, Berlin, der Tochter des Künstlers Phyllis Umbehr und des Sammlers Thomas Walther, Vaduz, durch das Engagement der Kulturstiftung der Länder, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Ernst von Siemens Kunststiftung und zusätzlich für Hannover der Fritz Behrens Stiftung, der Landeshauptstadt Hannover, des Landes Niedersachsen, der Stiftung Niedersachsen und des Vereins der Freunde des Sprengel Museum Hannover e.V.
Die bereits 2008 mit Mitteln des Landes Niedersachsen erworbenen gut 270 Fotografien und Archivalien aus dem Nachlass von Simon Guttmann, London, konnten nun um 452 Werke Umbos ergänzt werden. Für 2019 ist in Kooperation mit der Stiftung Bauhaus Dessau und der Berlinischen Galerie eine Ausstellung in Vorbereitung.
Zu sehen ist nun neben einigen frühen Arbeiten, darunter zwei Zeichnungen, die Serie "CLOWN GROCK" aus den Jahren 1928-29, von Herbert Molderings in seiner wegweisenden Monografie als erste Reportage in der Geschichte des Mediums benannt.