"Die Kopie ist das Original"

Erik Kessels im Gespräch mit Greta Kühnast

Donnerstag, 23. Juni, 20:30 Uhr

Anlässlich der Fotografieausstellung von Hans-Peter Feldmann erörtern der Künstler und Sammler Erik Kessels und die Kuratorin Greta Kühnast Autorschaft, Originalität, Authentizität und Aneignung als zentrale Topoi postmoderner künstlerischer Praxis.

Kunst an sich hat nichts Heiliges, sondern ist triviale Alltagserscheinung und Kommunikationsform. Sie betrifft jeden, und jeder konsumiert sie unter anderem in Form von Bildern. Diese sind demokratisches Kulturgut in einem unendlichen Fundus beziehungsweise in einem ständig verfügbaren Selbstbedienungsladen. Mit dieser radikalen Haltung zu Unikat und Reproduktion hat Hans-Peter Feldmann in den 1960er Jahren die Kunst vom Genius des Künstlers befreit.

Was jedoch sind die Auswirkungen seiner künstlerischen Praxis und des kalkulierten Regelbruchs? Wie reagieren die Betrachter auf das Unterlaufen jeglicher Form von Kategorisierung und Sinngebung? Ohne Signatur oder Begrenzung der Stückzahl – wie geht der Kunstmarkt mit diesem bewussten Aushebeln kapitalistischer Spielregeln um? Und wie erweitert eine jüngere Generation von Künstlern im Zeitalter der Digitalisierung und permanenten Samplings den Feldmannschen Kunsbegriff?

Erik Kessels gilt als einer der einflussreichsten Kreativen in den Niederlanden, der das Denken über Bilder auf unorthodoxe Weise ständig neu prägt. Neben seiner Tätigkeit als Kreativdirektor ist er Fotograf, ein Sammler fotografischer Werke sowie Kurator mehrerer Ausstellungen, in denen er gefundenes oder appropriiertes Bildmaterial präsentiert. So wie Hans-Peter Feldmann transformiert er Bildwelten, bringt sie in eine neue Struktur und reflektiert damit gesellschaftliche Verwendungsformen von Fotografie. Seit 2000 ist er zudem Herausgeber des alternativen Fotomagazins "Useful Photography".

Anlässlich des 75. Geburtstages von Hans-Peter Feldmann präsentiert C/O Berlin eine Retrospektive mit etwa 250 Bildern. Die Fotografieausstellung zeigt einen Überblick über das Gesamtwerk – angefangen bei Positionen der späten 1960er Jahre bis hin zu neuesten Arbeiten. Zur Ausstellung, die von Felix Hoffmann und Greta Kühnast kuratiert wurde, erscheint im Verlag Walther König ein Künstlerbuch mit dem Titel "Nur für Privat".

Das Gespräch ist auf Englisch.