Iris Hutegger »
Iris Hutegger / Alice Bailly
Exhibition: 20 Aug – 30 Oct 2016
Kunstmuseum Solothurn
Werkhofstr. 30
4500 Solothurn
+41 32-624 4000
kunstmuseum@solothurn.ch
www.kunstmuseum-so.ch
Tue-Fri 11-17 . Sat, Sun 10-17
Die zeitgenössische Künstlerin Iris Hutegger (*1964) und die bedeutende Schweizer Kubistin Alice Bailly (1872-1938), die sich im Graphischen Kabinett des Kunstmuseums Solothurn begegnen, trennen mehrere Generationen und unterschiedliche Kunstformen. Ihr „Malen mit Fäden“ bildet jedoch eine Brücke und regt zum Vergleich an: zwischen den Wollbildern, den sog. Tableaux laine von Alice Bailly und den mit der Nähmaschine bearbeiteten Fotografien von Iris Hutegger. Dabei zeigen die Werke eine Radikalität und Sinnlichkeit, die alle Klischee-Vorstellungen herkömmlicher Textilkunst fulminant unterlaufen.
Das Hauptgewicht der Ausstellung, die sich auf drei Säle und den Verbindungsgang erstreckt, gilt dem Schaffen von Iris Hutegger. Dabei handelt es sich um die erste grössere Präsentation in einem Museum. Die aus dem österreichischen Schladming stammende Künstlerin lebt seit 1990 in der Schweiz, wo sie 2005 ihre Studien an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel abgeschlossen hat und heute von Galerien in Frankreich, Belgien und Italien vermittelt wird. Zur ausgefallenen Technik benähter Fotografien ist Iris Hutegger durch einen Zufall gekommen: Als ihr eine eigene Fotografie allzu banal vorkam, legte sie den Abzug wütend unter die Nähmaschine, um das Bild zu zerstören. Dabei entdeckte sie, dass die Darstellungen dank dem Gespinst von farbigen Fäden, die an Moose oder Netze erinnern, eine plastische Präsenz erhalten, die das Erleben steigern – und zugleich die Illusion des Motivs brechen. Nicht nur der Wechsel der Grössen, sondern auch der Seh-Distanz ermöglicht ganz unterschiedliche Eindrücke zwischen Illusion und Ungegenständlichkeit.
Das Nebeneinander von Darstellung und Abstraktion macht auch die Tableaux laine von Alice Bailly aus, die im kleinsten der drei Säle gezeigt werden. Die Vereinfachung des Motivs ist vorerst dem groben Material des Wollfadens geschuldet; doch entspricht die Wahl der abstrahierenden Technik durchaus dem kubistischen Formwillen der Avantgardistin. Für die Ausstellung ist es dank der Grosszügigkeit mehrerer Museen und Privatsammlungen gelungen, eine repräsentative Gruppe der seltenen Wollbilder zusammen zu tragen.