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1955-1986
"Hair"Darsteller in Pappkartons, München, 1968 © Will McBride Estate, Berlin

Will McBride »

1955-1986

Exhibition: 20 Nov 2016 – 22 Feb 2017

Sat 19 Nov 16:00

Forum für Fotografie

Schönhauser Str. 8
50968 Köln
Wed-Fri 14-18 . Sat 12-18 . Sun 12-16

Forum für Fotografie

Schönhauser Str. 8
50968 Köln

+49 (0)221-3401830


www.forum-fotografie.info

Wed-Fri 14-18 . Sat 12-18

1955-1986
Romy Schneider, Paris, 1964
© Will McBride Estate, Berlin

"Will McBride 1955-1986"

Ausstellung: 20. November 2016 bis 29. Januar 2017
Vernissage: Samstag, 19. November, 16 Uhr
Die Ausstellung wurde kuratiert von Norbert Bunge, Galerie argus fotokunst.

Mit der Ausstellung "Will McBride 1955-1986" erinnert das Forum für Fotografie in Ko-operation mit der Galerie argus fotokunst Berlin anhand einer Auswahl von circa 100 Werken aus der Schaffensphase von 1955-1986 an den großen amerikanischen Fotografen Will McBride (1931-2015), der mit seinem sehr persönlichen Fotojournalismus stilbildend wirkte und prägenden Einfluss auf die folgende Generation von Fotokünstlern hatte. Kaum jemand hat wie er mit so großer künstlerische Freiheit und Dynamik das Lebensgefühl der 1960er Jahre, der Generation zwischen Wiederaufbau und 68er Revolte dokumentiert.

Insbesondere das Berlin der Nachkriegszeit übt auf den jungen Fotografen eine große Faszination aus. Die dort entstandenen sehr spontanen Bildgeschichten sind von großer Dichte, Dynamik und Nähe. Jenseits aller Melancholie und Schwere der rauen Nachkriegswirklichkeit macht ihn seine von Zuversicht geprägte Sichtweise zum Chronisten der Jugend und ihren neugewonnenen Freiräumen und Lebensstilen. Er findet schnell Anschluss und wird Teil der Stadt und seiner Bewohner. Das ausgelassene Treiben seiner Freunde hält er mit seiner Leica aus nächster Nähe fest. Die radikale Subjektivität seiner Aufnahmen entsteht aus dieser unmittelbaren Teilnahme am Geschehen und ermöglicht ihm Zeitdokumente von einzigartiger Authentizität.

Mit der Spontanität seiner Herangehensweise und gestalterischen Ansätzen wie der Einsatz kühner Perspektiven, Grobkörnigkeit und harter schwarz-weiß Kontraste entwickelt er seinen persönlichen Stil, der mit überkommenen Bild- und Wahrnehmungsmustern bricht. Mit dem Ziel, die atmosphärische Dichte und Ausdruckskraft seiner Fotografien zu maximieren, macht er den Schritt vom neutralen Dokumentaristen zum formenden Künstler. "Ein Fotograf sollte in seinen Bildern nur eine Sache ausdrücken: sein ganzes Selbst", so Will McBride.

1955-1986
Riverboat Shuffle, Berlin, 1959 © Will McBride Estate, Berlin

Neben zahlreichen Bildessays und Reportagen für Zeitschriften wie Quick, Geo, Stern, Life, Look und Paris Match findet McBride insbesondere in dem gerade gegründeten Magazin twen die kongeniale Plattform zur Veröffentlichung seiner Arbeiten. Der dort tätige Layouter Willy Fleckhaus ist begeistert von der Expressivität seiner Fotografie und setzt diese in großzügigen Bildstrecken in Szene. Zahlreiche der damals publizierten Fotografien haben heute den Status von Ikonen, so das Portrait seiner schwange-ren Frau Barbera in offenen Jeans oder seine erste Fotostrecke für twen "Jazz auf dem Fluss".

Schnell steigt sein Bekanntheitsgrad auch durch die zahlreichen, inzwischen berühmten Politikerportraits von Kennedy, Brandt und Adenauer. Er fotografiert für diverse Kampagnen (HB, Levi's, Audi und Lufthansa). Prominente wie Andy Warhol stehen Schlange, um sich in seinem erfolgreichen Werbestudio in der Maximilianstraße München ablichten zu lassen.

Insbesondere die Portraits von Konrad Adenauer (1965 als eigener Fotoband veröffentlicht) und von Romy Schneider zählen zu den bemerkenswertesten Zeugnissen dieses stets um die Authentizität seines Sujets bemühten Fotografen. Mit großer Einfühlsamkeit widmet sich McBride dem komplexen Facettenreichtum der in den Fokus genommen Physiognomie. Das Portrait wird zum Psychogramm, der Fotojournalist zum Künstler. Dabei war McBride nie besonders an Einzelbildern interessiert. "Sein photografisches Medium war und ist der Essay, breit publiziert in einem Magazin oder Buch. Denn er wollte beeinflussen, möglichst viele Menschen mit seinen visualisierten Botschaften von Liebe und Frieden erreichen. Sein Credo 'Was ich nicht fühle, kann ich nicht photographieren' ist wortwörtlich zu verstehen. McBride ist nie unbeteiligter Augenzeuge, er hat seine Bilder erlebt und erlitten und damit einen neuen Stil des subjektiven Essays geprägt, der von Photographen und Photographinnen wie Nan Goldin, Michael Ackermann und Antoine d'Agata aufgenommen und weitergeführt wurde.

1955-1986
Barbara, schwanger, Berlin, 1960 © Will McBride Estate, Berlin
1955-1986
Stöffie und Freunde, Strandbad Wannsee, Berlin, 1959 © Will McBride Estate, Berlin