Jung-Jin Lee »
Echo
Exhibition: 7 Mar – 5 Jun 2017
Tue 7 Mar 19:00
Städtische Galerie Wolfsburg
Schlossstr. 8
38448 Wolfsburg
Tue 13-20, Wed-Fri 10-17, Sat 13-18, Sun 11-18
Städtische Galerie Wolfsburg
Schlossstr. 8
38448 Wolfsburg
05361-281017
staedtische.galerie@stadt.wolfsburg.de
www.staedtische-galerie-wolfsburg.de
Tue 13-20, Wed-Fri 10-17, Sat 13-18, Sun 11-18
Jungjin Lee
"Echo"
Ausstellung: 7. März bis 5. Juni 2017
Eröffnung: Dienstag, 7. März, 19 Uhr
Die Künstlerin wird zur Eröffnung anwesend sein und ihre Bücher signieren.
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Fotomuseum Winterthur.
Verschiedene Reisen führten Jungjin Lee (*1961 Korea) Anfang der 1990er Jahre in die endlosen Weiten Amerikas, wo sie Wüsten, Felsen, Gestrüpp und Kakteen in archaischen Urmomenten festhielt. Der große Robert Frank beschrieb Lees fragmentarisch poetischen Bildserien einmal als "landscapes without the human beast". Damit bezog er sich auf die fast vollständige Abwesenheit des Menschen im Werk von Jungjin Lee, auch wenn in ihren Fotografien vereinzelt zivilisatorische Spuren zu sehen sind und sie einmal auch ihren Körper in Szene setzt.
Neben den Wüstenbildern von "The American Desert" (1990–1994) entwickelte die Künstlerin schon früh den Wunsch, sich zwischen den Kulturen zu bewegen. Es folgten längere Aufenthalte und Reisen sowohl in Korea als auch in den Vereinigten Staaten. Mit "Pagodas" (1998) und "Thing" (2003–2006) entstanden zwei bedeutsame Werkreihen, in denen sie Objekte mithilfe von Schablonen sowie einer weichen und sehr präzise geführten Lichttechnik freistellte. So wird beispielsweise die nach oben sich verjüngende Pagode von fünf Geschossen aus Ziegelsteinen durch einen Kunstgriff Lees an ihrem Fundament gespiegelt. Mit dieser Verdoppelung des Volumens "wächst [die Pagode] nicht nur in die Höhe empor, sondern wurzelt auch in der Tiefe" (Lena Fritsch in der begleitenden Publikation). Auch die Zeichenwelt von "Thing" ist im Spiel von Objekt und Fläche, von Volumen und Nicht-Volumen sorgsam austariert. Handgearbeitete Schalen, Behälter und Möbel werden von Jungjin Lee mit feinem Gespür für die richtige Platzierung ins Bild gesetzt. Zentral, an den oberen und unteren Rändern oder im radikalen Anschnitt entwickeln die Objekte ein auratisch geladenes Leben im großformatigen Bildraum.
Mit "On Road" (2000-2001) und "Wind" (2004–2007) folgen weitere Werkgruppen in diesem Duktus. Der Künstlerin gelingen eindringliche Fotografien, die mit allegorischer Kraft eine transzendentale und fast meditative Gefasstheit ausstrahlen. Mit ihrer künstlerischen Grundhaltung fordert Lee die Grenzen der fotografischen Erzählung heraus und sucht genau an den Schnittstellen von Nicht-Orten und Nicht-Momenten nach Bedeutung und Sinn.
Seit über 25 Jahren lebt die Künstlerin in New York. Von der Vitalität der dortigen Kunstszene angezogen, fand sie schnell ihren individuellen Weg, der, anders als bei vielen Zeitgenossen, nicht in die Konzeptkunst führte. Aus ihrer asiatischen Herkunft und Erfahrung schöpfend, entwickelte Lee eine eigenständige und noch heute gültige Bildsprache, in der Sensibilität und Intuition einen höchst poetischen Resonanzraum bilden. Sie greift dabei auf ein tiefgreifendes Verständnis für Materialität, Textur und Handwerk zurück.
Im Liquid-Light-Verfahren trägt Lee mit grobem Pinsel flüssige, lichtempfindliche Emulsion auf handgeschöpftes Hanji-Reispapier auf. Anders als bei industriell gefertigten Fotopapieren brillieren ihre von Hand entwickelten Fotoabzüge nicht mit makellos verschlossenen Oberflächen, sondern lassen durch den unkontrollierbaren Prozess Unsauberkeiten sichtbar werden. Die feinteiligen analogen Abzüge mit bewusst zugelassenen Fehlstellen werden nicht als mangelhaft gelesen, sondern brechen auf intelligente Art mit dem vermeintlichen Wahrheitsanspruch der Fotografie. Auf einmal scheint das technische Medium von seiner inneren Logik befreit ermöglicht den Betrachtenden einen in der zeitgenössischen fotografischen Rezeption ungewohnt körperlichen und elementaren Zugang.
Zur Ausstellung ist eine Publikation im Spector Verlag, mit einer Einleitung von Thomas Seelig sowie Beiträgen von Lena Fritsch, Hester Keijser und Liz Wells erschienen.
Begleitende Veranstaltungen:
Workshop: Sonntag, 26. März 2017 von 14-17 Uhr
"ARCHAISCHE URMOMENTE: Analoge Fotografie im Hier und Jetzt."
Dieser experimentelle Workshop setzt sich mit der sehr besonderen Arbeits- und Sichtweise von Jungjin Lee auseinander. Die Kunstvermittlerin und Künstlerin Ina Hengstler gibt außerdem praktische Einblicke in die Verfahrensweise und Möglichkeiten der analogen Fotografie. Mithilfe einer Großformatkamera kann sogar ein Sofortbild in sehr guter Auflösung produziert und eine einfache Fototransfertechnik kennengelernt werden.
Kosten 8 €, Teilnahme ab 12 Jahren, Anmeldung unter Tel. 05361.2810-21
Gespräch: Dienstag, 9. Mai, 18 Uhr
Susanne Pfleger im Austausch mit Barbara Hofmann-Johnson, Museum für Photographie Braunschweig