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Fotografie – Medien – Globalität. Orte erkunden im Werk Francesco Jodices
Francesco Jodice: What We Want, Las Vegas, 2002 © Francesco Jodice.

Francesco Jodice »

Fotografie – Medien – Globalität. Orte erkunden im Werk Francesco Jodices

mit der Medienwissenschaftlerin Regine Buschauer

Sonderführung:

Sat 22 Apr 16:00

Fotomuseum Winterthur

Grüzenstr. 44+45
8400 Winterthur

+41 (0)52-2341060


www.fotomuseum.ch

temp. closed

"Panorama" ist die erste internationale Retrospektive des italienischen Fotografen und Filmemachers Francesco Jodice (*1967), die zwanzig Jahre seines künstlerischen Schaffens umspannt. In Panorama treffen nicht nur Orte, Zeiten und Geschichten aufeinander, um soziologische Fragen an die urbane Welt zu adressieren. Über eine Vielzahl von Dokumenten wie Landkarten, Bücher, Zeitungsausschnitte oder Interviews, ausgebreitet auf 40 Meter langen Tischelementen, gibt die Ausstellung auch einen Einblick in den Schaffensprozess des Künstlers zwischen Theorie und Praxis. "Panorama" ist ein geopolitischer Rundblick und ein eklektisches Mosaik unserer stets im Wandel begriffenen Gegenwart.

Im umfangreichen und bildgewaltigen Universum von Francesco Jodice ist der Denk- und Entstehungsprozess ebenso zentral wie die letztendliche Form seiner Werke. Entsprechend bildet Panorama die Prozesse ab, aus dem Francesco Jodices künstlerische Forschung und Arbeit hervorgeht. Die Ausstellung lädt dazu ein, den Spuren von Jodices "fluider" Arbeitsweise nachzugehen, welche soziologische und philosophische Tendenzen unserer Zeit widerspiegeln. Dies betrifft sowohl seinen interdisziplinären künstlerischen Ansatz, die von ihm angewandten Techniken und verhandelten Systeme sowie die verschiedenen Publikumsgruppen, an die er sich richtet.

Aus Jodices Gesamtwerk werden im Fotomuseum sechs beispielhafte Projekte präsentiert. Sie machen eine Welt erfahrbar, die nah und gleichzeitig fern wirkt, indem er sie über zentrale Verfahren wie "Engagement", "Vernetzung", "Recherche" und "Erzählkunst" dekonstruiert und im Massstab zum Menschen befragt. "What We Want", Jodices 1996 begonnener fotografischer Atlas von der Evolution der sozialen Landschaft, zeigt beispielsweise 150 Metropolen und abseitige Orte, deren Gemeinsamkeiten grösser sind als ihre Unterschiede. Gleiches gilt für die Menschen, denen er für seine Arbeit "The Secret Traces" von 1996–1997 in der Manier eines Privatdetektivs nachspürte, oder für die filmischen Fallstudien zu São Paulo, Dubai und dem Aralsee in "Citytellers" (2006–2010), einer dreiteiligen Reihe über geopolitische Sinnbilder. In "The Room" (2009–2016) stehen für einmal keine Fotografien im Zentrum, sondern gesammelte Zeitungsseiten, die Jodice bis auf wenige Wortfetzen fast vollständig mit schwarzer Farbe übermalen lässt. "Solid Sea" (2002) geht aus der Zusammenarbeit mit dem Kollektiv Multiplicity hervor. Erstmals auf der documenta11 gezeigt, verwandelt sich das Mittelmeer in dieser Rauminstallation in eine verfestigte und bedrohlich solide Form. Als hypothetischer Aggregatszustand markiert es eine bemerkenswert vorausschauende Konstante in Zeiten sich rasch auflösender Gesellschaften und Nationalstaaten.

Francesco Jodice lebt in Mailand, wo er als Professor für Urbane Visuelle Anthropologie an der NABA Kunstakademie sowie als Dozent für Fotografie an der Fondazione Forma per la Fotografia tätig ist. Seine Werke waren unter anderem auf der Documenta11, auf den Biennalen von Venedig und São Paulo, in der Tate Modern, der Reina Sofia sowie im Castello de Rivoli zu sehen.

Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit Camera – Centro Italiano per la Fotografia, Turin, und wird gemeinsam von Francesco Zanot und Thomas Seelig kuratiert.

Begleitend erscheint ein reich illustrierter Katalog im Spector Verlag, der das schöpferische Universum von Francesco Jodice in seiner Ganzheit zeigt. Als dekonstruierte Anthologie konzipiert, werden in der Publikation die Felder Kunst, Politik, Philosophie, Anthropologie, Stadtplanung und Geografie in spannungsreiche Beziehungen gesetzt.