Ralf Peters »
Zwischen Nacht und Tag
Exhibition: 9 Apr – 9 Jul 2017
Kunsthalle Wilhelmshaven
Adalbertstr. 28
26382 Wilhelmshaven
04421-41448
kunsthalle.wilhelmshaven@t-online.de
www.kunsthalle-wilhelmshaven.de
Tue 14-20, Wed-Sun 11-17
Ralf Peters
"Zwischen Nacht und Tag"
Ausstellung: 9. April bis 9. Juli 2017
Seit beinahe 20 Jahren stößt der international bekannte und tätige Ralf Peters in den durch die digitale Revolution in den Grundfesten erschütterten Raum dessen vor, was wir Fotografie nennen. Aber ist sie inzwischen nicht das, was die Malerei seit Jahrtausenden war? 1960 in Lüneburg geboren, an den Akademien in Braunschweig, Nîmes und München in Malerei und Bildhauerei ausgebildet, kennt der Künstler die Mittel nur zu genau: Farbe, Licht, Raum, Fläche, Kontur, Perspektive, das Mit- und Gegeneinander von Formen - in einem Wort: die Komposition.
Das künstlerische Werk von Ralf Peters breitet sich von Anfang an in einer bemerkenswert stringenten und konzeptuellen Ordnung vor uns aus: Über viele Jahre hat der Künstler ausgewählte Motive und formale Zusammenhänge verfolgt und in Serien mit Titeln veröffentlicht. Mit Tankstellen (1998-2001), Indoor (2001-2002), Candies (2002-2004) wurde er weithin bekannt, seitdem ist das OEuvre um etwa ein Dutzend Werkgruppen und eine Anzahl von Einzelwerken gewachsen. Die Ausstellung in der Kunsthalle Wilhelmshaven präsentiert rund 35 spektakuläre Arbeiten aus den Serien Skylines (2002-2014), 24 Hours (2008), SAR (2009), Night Colours (2010), Keen Insight (2014-2016) sowie verschiedene Einzelwerke und knüpft an eine erste Ausstellung des Künstlers in Wilhelmshaven in 2004 an.
Night Colours löst unwillkürlich Assoziationen und Fragen aus: Das vom Nachtschwarz eingehüllte Objekt ist scheinbar durch ein Spotlight erhellt, dessen Richtung und Quelle allerdings nicht angegeben werden können. Vor der dunklen Fläche tritt die Plastizität des Gegenstands deshalb ausgeprägt in Erscheinung – und dessen Farbigkeit. Freilich, wir wissen: In der Nacht sind alle Katzen grau. So handelt es sich bei den Nachtmotiven eben um "künstliche", sehr künstlerische Anordnungen, deren Wirkung sich aus der kalkulierten Unterscheidung von Bildwirkung und der alltäglichen Seherfahrung ergibt. Diese Abweichung ist das eigentliche Ziel fast aller künstlerischen Absichten von Ralf Peters.
Mit Skyline ist gemeinhin die Silhouette einer Großstadt aus großer Entfernung bezeichnet. Ralf Peters adaptierte diesen Begriff als Titel einer zwischen 2002 und 2014 entstanden Serie von Werken, die von einem extremen Hochformat und einem besonders tief liegenden Horizont gekennzeichnet sind. Stadt- und Naturpanoramen sowie Gegenstände bei Tageslicht und in der Nacht sind ihre Motive. Stets nimmt der Himmel 2/3 bis 4/5 der Bildfläche ein und erscheint in ein monochromes Taghell oder Nachtdunkel aufgelöst. Die gegen die gängigen Formate komponierte Flächenaufteilung, die selbst im Dunkel scharf sich abzeichnende Kontur des Bildmotivs und ferner die Hängung der Bilder ergeben eine überraschende Führung des Blicks, die als Metapher gedeutet werden darf.
Keen Insight heißt übersetzt so viel wie "Scharfblick", aber auch "tiefer Einblick" im übertragenen Sinn. Technisch bietet diese Werkserie etwas dem Auge in der Natur Unmögliches: Nämlich die Scharfstellung der Einzelmotive unabhängig von ihrer Position im Vorder-, Mittel- oder Hintergrund. Fokussiert das Auge (oder die Kameralinse) ein Nahmotiv, verliert sich normalerweise die Schärfe im Hintergrund – und umgekehrt. Dieser Zusammenhang bildet den Kern jedes räumlichen Sehens. Die Entdeckung des malerischen Sfumato, des "Eintauchens" eines Landschaftshintergrunds in "nebligen Dunst" (Unschärfe!), in der Renaissance hängt zum Beispiel eng mit der Erkenntnis dieses optischen Effekts zusammen. Leonardo da Vinci hat es verwendet, um die Vorherrschaft der mathematischen Idealperspektive zu brechen, mit der bis dahin der Bildraum in der Malerei konstruiert wurde. Die Motive in den Bildern von Keen Insight erscheinen jedoch überall scharfgestellt.
Die 2008 entstandene Serie 24 Hours zeigt Ansichten von Plätzen, Architekturen, Industrie- und Parkanlagen. Jedes Bild verändert von den Rändern zur Mitte sich von dunkel zu hell. Bei genauerem Hinsehen erkennt man
schließlich, dass es sich nicht nur um Belichtungstricks, Filter etc. handelt: Tag- und Nachtansicht desselben Ortes sind in einer eigenwilligen Synchronität auf einem Bild vereint! In den dunklen Zonen leuchten Lampen und Laternen, und Plätze sind menschenleer. In der hellen Mitte herrschen urbanes Treiben und Tageslicht. Auch in diesen Bildern dreht sich alles um Fokussierung und um die Möglichkeit und die Bedingungen des Sehens.
Weitere Informationen: www.ralfpeters.info