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Torbjørn Rødland: Cinnamon Roll, 2015
Courtesy der Künstler und Galerie Eva Presenhuber, Zürich
© Torbjørn Rødland

Torbjørn Rødland »

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Torbjørn Rødland mit Ann-Christin Bertrand, Kuratorin C/O Berlin Foundation Ort

Artist Talk:

Sat 9 Dec 16:00

C/O Berlin

Hardenbergstr. 22-24
10623 Berlin

+49 (0)30-28444160


www.co-berlin.org

Daily 11-20

Eine Zimtschnecke liegt auseinandergep ückt auf Backpapier, dazwischen Teigkrümel, Sesam- und Mohnsamen. Im Teiginneren zwischen Zimt- und Zucker-Schicht ragen Zähne hervor – Zähne eines menschlichen Gebisses. Dann ein durchtrainierter Männerkörper – der sehnig rotblaue Arm des Mannes greift die Füße einer Frau, deren Beine eine hautfarbene Netzstrumpfhose umhüllen. Oder eine Nahaufnahme eines Rückens, ein halb bedecktes Gesäß eines jungen Mädchens. Sie trägt einen bunt gepunkteten Schlafanzug, dessen Hose leicht nach unten gezogen ist. Ihr ausgewaschener Stringtanga wird rechts von einer Damenhand gehalten, links setzen zwei Hände einer älteren Person mit einer Schere zum Zerschneiden des Tangas an...

Jedweder Versuch, diese Bilder des in Los Angeles lebenden norwegischen Fotokünstlers Torbjørn Rødland zu entschlüsseln, stellt den Betrachter vor neue Fragezeichen. Sein Werk vereint häufig disparate Bilderwelten, in denen immer wieder rätselhafte und zum Teil verstörende Details auftreten. Gleichwohl fesseln Rødlands Fotografien unseren Blick und bestechen durch ihre Intelligenz, ihr besonderes Licht, ihr an kommerzielle Fotografie oder Popkultur erinnerndes, steril modernes Setting, aber auch durch ihre intuitiven, erotischen Anspielungen. Genau in dieser Mischung liegt ihre Kraft – Rødlands Bilder greifen tief in unsere Psyche, beschreiben Ängste, Triebe, Fetische, Fantasien und Sehnsüchte, und erschaffen eine ganz eigene Atmosphäre an der Grenze zwischen Vertrautem und Archetypischem.

Mit seinen künstlerischen Eingriffen und szenischen Arrangements zeigt Rødland, dass Bilder im Allgemeinen und die Fotografie im Speziellen immer auch mediale Repräsentationen von Erinnerungen, Assoziationen, Träumen und Wirklichkeiten sind. Diese Sicht auf die Welt erinnert an das surrealistische Prinzip der Avantgarde, in dem Traum und Imagination als Teil des menschlichen (Er-)Lebens und der Erweiterung unserer Realität aufgefasst werden. Rødland übersetzt dieses Prinzip in eine zeitgenössische Form der Fotografie und spielt dabei kontinuierlich mit wohlbekannten kulturellen Symbolen und Darstellungsformen. Auf spielerische und poetische Weise konfrontiert er dabei den Betrachter stets mit den gegensätzlichen Bedeutungen in seinen Bildern, die er bewusst offenlässt und deren Zusammenhang wir beim Betrachten immer wieder selbst zur Einheit bringen müssen.