Gerard Petrus Fieret »
G. P. Fieret
Exhibition: 19 Jan – 3 Mar 2018
Thu 18 Jan 18:00
Galerie Julian Sander
Bonner Str. 82
50677 Köln
+49 (0)221-170 50 70
galerie@galeriejuliansander.de
www.galeriejuliansander.de
Wed-Fri 10-18, Sat 12-16 + b.a.
G. P. Fieret
Exhibition: 19 January – 3 March, 2018
Opening: Thursday, 18 January, 6pm
Galerie Julian Sander is very pleased to show the photographs of Dutch artist Gerard Petrus Fieret. The exhibition presents the great variety of Fierets photographic work and his creative approach to the technical modalities of photography itself.
Gerard Petrus Fieret (1924 – 2009) was born in Den Haag (The Hague) in the Netherlands where he worked and spent his life, except for the year 1943 when he was transported to Germany and worked as a forced labourer. After a year and a half, Fieret was able to escape and continue his bohemian life as an artist and poet in his hometown. In 1959 Fieret acquired a pre-owned 35mm Praktiflex SLR, and shifted to photography as his main source of artistic expression pursuing a career in portrait and street photography.
In his hometown, Fieret was a well-known public figure. He met his "models", or rather everyday women, on the streets and in cafés. The photographs shown at Galerie Julian Sander were shot in the 1960s and -70s, when Fieret focused on portraying women in black-and-white silver gelatine prints. Besides self-portraits of the artist, these portraits constitute the main subject in Fierets œuvre. The women are staged in any possible manner, sometimes in very unusual poses, very often as nudes. Although some of the pictures are explicitly erotic, all the photographs show his personal relation to the models and are the result of a free-spirited workflow, as Fieret allowed them to move freely and be themselves. The artists affection for his Models is translated into the photos, thus saving them from being pornographic and mirroring beautifully the liberal spirit of the time.
It is said that Fieret was afraid of theft and copyright infringement throughout his career and therefor claimed his work distinctively by making the prints unique and clearly assigned to him with his signature on the front and stamps all over the print. Nevertheless, all of Fierets photographs are untitled. Another remarkable fact of Fierets work is the condition of his prints, which are often cracked, stained, dirty and show traces of footprints, in short a conservator’s nightmare. But those traces and condition issues are part of Fierets working process and refer to his approach to art, for it was his aim to produce "art for art’s sake", elevating the importance of the subject and formation of the photograph over the print.
Fierets playful, free-spirited and experimental stance on photography shows his great affection for the medium, while ignoring handed down rules and established technical modalities.
G. P. Fieret
Ausstellung: 19. Januar bis 3. März 2018
Eröffnung: Donnerstag, 18. Januar, 18 Uhr
Die Galerie Julian Sander freut sich sehr, die Fotografien des niederländischen Künstlers Gerard Petrus Fieret zu zeigen. In dieser nach dem Fotografen benannten Ausstellung präsentiert sich die große Vielfalt im fotografischen Werk Fierets sowie sein kreativer Zugang zu den technischen Möglichkeiten und Spielarten des Mediums Fotografie.
Gerard Petrus Fieret wurde 1924 in Den Haag geboren, wo er Zeit seines Lebens wohnte und arbeitete und im Jahr 2009 verstarb. Einzig im Jahr 1943 wurde Fieret zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Nach anderthalb Jahren gelang Fieret die Flucht und er konnte in seine Heimatstadt zurückkehren, um dort sein Leben als Künstler und Dichter wiederaufzunehmen. Im Jahr 1959 erstand der als Glasmaler ausgebildete Fieret eine gebrauchte 35mm Praktiflex SLR Kamera. Die Fotografie sollte fortan zu seinem bevorzugten künstlerischen Ausdrucksmedium werden und Porträts und Street-Photography seine Motivwahl bestimmen.
In seiner Heimatstadt war Fieret eine populäre Figur. Seine "Modelle", die vielmehr Frauen mitten aus dem Leben waren, sprach er auf der Straße und in Cafés an. Die Fotografien die in der Ausstellung gezeigt werden, sind in den 1960er und -70er Jahren entstanden, in einer Zeit, in der Fieret vornehmlich Frauen in schwarz-weißen Gelatinesilberabzügen porträtierte. Diese Werkgruppe macht neben Selbstporträts des Künstlers den größten Teil im fotografischen Œuvre Fierets aus. Die porträtierten Frauen werden auf jede erdenkliche Art inszeniert, manchmal in äußerst ungewöhnlichen Posen, sehr oft als Akt. Obwohl einige dieser Aufnahmen explizit erotisch sind, verweisen die Fotografien auf eine vertrauensvolle und persönliche Beziehung zwischen Modell und Fotograf und sind das Ergebnis eines freigeistigen Arbeitsprozesses: Fieret ermutigte seine Modelle, sich frei und ungezwungen zu bewegen und ganz sie selbst zu sein. Diese künstlerische Zuneigung zu seinen Modellen übersetzte Fieret in seine Arbeiten und bewahrt sie so zum einen davor, die schmale Grenze zum pornografischen zu überschreiten und spiegelt zum anderen auf wunderbare Art und Weise den liberalen Zeitgeist der 1960er und -70er Jahre wider.
Man sagt, Fieret hätte große Angst davor gehabt, dass man ihm seine Motive oder die Urheberrechte an seinen Arbeiten streitig machen könnte. Aus diesem Grund kennzeichnete er seine Arbeiten ganz unmissverständlich, indem er seine Unterschrift auf die Vorderseite der Abzüge setzte und sowohl Vorder- als auch Rückseite mit Stempeln überhäufte. Und dennoch sind alle seine Arbeiten unbetitelt.
Bemerkenswert ist darüber hinaus der Zustand von Fierets Abzügen: Sie sind häufig geknickt, mit Flecken und Schmutz übersäht und zeigen gar Spuren von Fußabdrücken, alles in allem also der Alptraum eines jeden Restaurators. Doch diese Spuren und Schäden sind nicht nachträglich entstanden, sondern gehören vielmehr zu Fierets Werkprozess. Sie verweisen auf seine Herangehensweise an einen Kunstbegriff, der die Kunst um der Kunst willen verstand und die Rolle des Motivs und die Werkgenese über den tatsächlichen Abzug als Objekt erhebt. Fierets spielerischer, freigeistiger und experimenteller Blick auf die Fotografie zeigt so eine große Hingabe an das Medium bei einer gleichzeitigen Ablehnung tradierter verfahrenstechnischer Regeln und festgeschriebener Bildmodalitäten.