Hier können Sie die Auswahl einschränken.
Wählen Sie einfach die verschiedenen Kriterien aus.

eNews

X





Wie Alfred Ehrhardt um 1940 mit seinen Fotografien mittelalterliche Skulpturen in die Gegenwart holte
Alfred Ehrhardt: Stehender Heiliger, Sammlung Hartmann, 1942 © Alfred Ehrhardt Stiftung

Wie Alfred Ehrhardt um 1940 mit seinen Fotografien mittelalterliche Skulpturen in die Gegenwart holte

Prof. Dr. Werner Schnell

Vortrag:

Wed 7 Mar 19:00

Alfred Ehrhardt Stiftung

Auguststr. 75
10117 Berlin

+49 (0)30-20095333


www.aestiftung.de

Tue-Sun 11-18

"Wie Alfred Ehrhardt um 1940 mit seinen Fotografien mittelalterliche Skulpturen in die Gegenwart holte"

Vortrag von Prof. Dr. Werner Schnell: Mittwoch, 7. März 2018, 19 Uhr

Eintritt frei. Wegen beschränktem Platzkontingent wird um Voranmeldung gebeten: info@alfred-ehrhardt-stiftung.de

Alfred Ehrhardt ist vor allem durch seine Aufnahmen von Naturphänomenen bekannt geworden und kann dadurch seine Position in der Fotogeschichte behaupten, was zu lange hat übersehen lassen, dass er seit 1938 bis in die sechziger Jahre zahlreiche Fotobände wie auch Kulturfilme über mittelalterliche bis moderne Skulpturen veröffentlichen konnte.

Anhand von ausgewählten Aufnahmen aus dem reichen Bestand der Stiftung wird gefragt, wie Ehrhardt die Skulpturen von Altarschreinen, Taufsteinen und Einzelstücken in Museen und der Sammlung Hartmann mittels Kamera inszenierte; was es beutet, wenn er "sich in das innerste Wesen dessen, was der Schöpfer dieses Werks zum Ausdruck bringen wollte, hineinzutasten" für nötig hielt, um den jeweiligen Plastiken als Fotograf gerecht zu werden.

Ehrhardt nutzte bei vielteiligen Altären Nahaufnahmen, damit bei begrenztem Buchformat die einzelnen Szenen noch entzifferbar blieben. Zwingend dafür war die Publikationsmöglichkeit von damals weniger bekannten Kunstwerken. Während er neben der Gesamtaufnahme eines Objekts häufig auch Details in Nahaufnahmen herausstellt, die nur selten Ausschnittvergrößerungen sind, finden sich in einem Band sogar nur solche, die sich auf die Köpfe konzentrieren. Sie behaupten somit eine anthropologische Zeitlosigkeit, die dem Betrachter 1942 viel Einfühlungspotential bot, aber heute nicht weniger bietet.

Wichtiger und fraglos motivationsfördernd für Ehrhardt als Fotograf von Skulpturen war aber sein Interesse am bildhauerischen Material. Er fokussiert durch die Nahaufnahme die sich geschichtlich verändernde Oberflächenstruktur, so dass die Frage nahe liegt, wie weit seine Fotografien dokumentarischen Charakter haben, hinsichtlich des Objekts wie hinsichtlich der Fotografiegeschichte. Erwartungsgemäß ähneln viele der Skulpturenfotos Ehrhardts denen, die er gleichzeitig von Conchylien aufnahm. In der gleichzeitig laufenden Ausstellung "NAUTILUS – Schnecken, Muscheln und andere Mollusken in der Fotografie" bieten diese sich zum aufschlussreichen Vergleich an.

Werner Schnell, I. Staatsexamen in Kunstpädagogik in Braunschweig, Promotion in Kunstgeschichte in Köln, Museumsassistent in Leverkusen, wiss. Assistent und Habilitation in Berlin; Vertretungsprofessuren in Bamberg, Heidelberg und Göttingen, dort dann von 1989-2009 Professor für neuere und neueste Kunstgeschichte. Forschung und Publikationen bis heute zur Malerei, Skulptur und Fotografie des 19. bis 21. Jahrhunderts.