Georg Petermichl / Claudia Rohrauer / Anja Ronacher
Georg Petermichl » Claudia Rohrauer » Anja Ronacher »
Exhibition: 16 Mar – 28 Apr 2018
Thu 15 Mar 19:30
FOTOHOF
Inge-Morath-Platz 1-3
5020 Salzburg
+43 (0)662-849296
fotohof@fotohof.at
www.fotohof.at
Tue-Fri 15-19, Sat 11-15
Georg Petermichl | Claudia Rohrauer | Anja Ronacher
Georg Petermichl, Claudia Rohrauer und Anja Ronacher sind herausragende Positionen der jüngeren Generation, deren vielschichtiges Werk weniger die dokumentarischen Möglichkeiten des Mediums für die Darstellung der Welt als Bild nützt als vielmehr selbstreferenziell den Abbildungsapparat Fotografie untersucht.
Georg Petermichl
In Hinblick auf den zeitgenössischen Kunstbetrieb sind es Nebenfiguren wie AusstellungsfotografInnen, kuratorische bzw. künstlerische AssistentInnen und Aufbauhilfen, die maßgeblich zur Enderscheinung einer künstlerischen Arbeit beitragen. Als Künstler, mit zweitem Standbein in der Ausstellungs- und Reprofotografie, ist Georg Petermichl diese Positionierung als Nebenrolle sehr vertraut.
Die fotografische Dokumentation von Kunstwerken schafft die visuelle Grundlage der kunsthistorischen Rezeption im zeitgenössischen Kunstbetrieb und ermöglicht die weltweite digitale Verbreitung via Internet. Allen, die ein Kunstwerk nicht in persona betrachten können, bleibt ausschließlich die Perspektive der FotografInnen. Ihr individueller Blickwinkel ist es, der die Beschaffenheit des Werkes bzw. dessen Verankerung in der Architektur des Raumes festmacht.
Petermichls farbenprächtige und wandfüllende Wallpapers werden im digitalen Fotoprintverfahren hergestellt. Sie entstehen durch das vorherige Abfotografieren der darunterliegenden Wandteile, und dokumentieren die im Raum vorhandenen Farbstiche der vorangegangenen Ausstellung von Werner Schnelle. Auf den Fotos erscheinen die Wände vorderhand weiß, haben aber die Lichtfarbe der künstlichen Ausstellungsbeleuchtung aufgefangen, genauso wie die natürlichen und von außen hereintretenden Lichtstrahlen. Die Übersteigerung dieser Kolorierungen helfen im Alltag der Ausstellungsfotografie die einzelnen Farbstiche in Photoshop zu erkennen und gesondert neutralisieren zu können, um die Prägnanz der Kunstwerke zu unterstreichen. Den BesucherInnen ermöglichen die Wallpapers damit eine sinnliche Wahrnehmung dieser Herangehensweise, die normalerweise Nebeneffekte der abzubildenden Räumlichkeiten, wie etwa eine spezifische Ausleuchtung oder inkorrekte Farbtendenzen kompensieren würden.
Die Wandarbeiten stehen zudem als Tapetenhintergrund in Zusammenhang mit zwei langjährig angelegten Fotoserien, die Georg Petermichls Ausstellungsbeteiligung komplettieren, und die divergierenden Pole von Amateur- und Profifotografie untersuchen: "After Pirelli" bezeichnet eine Aktfotoserie, die eingebettet in eine mäßig attraktiv wirkende Landschaft, auf den Motorhauben von Fahrzeugen der Mittelklasse inszeniert ist. − Die Aktbilder mit wechselnden Subjekten stellen eine Annäherung an die Amateurfotografie dar, deren Spannungsmoment in der Auseinandersetzung mit den oft idealisierten und manierierten Darstellungen und den Grenzen ihrer Ressourcen liegt.
Die Plastiksäcke, die in "BAGS" abgebildet sind, stammen aus der Sammlung des Künstlers, die er in seiner Kindheit begonnen hat. Das Sammeln von Kulturgütern stellt eine Beziehung zwischen Museumsarbeit, der Praxis von FotografInnen und affektiven Strategien der Selbstbehauptung in der Mittelschicht dar. In den Fotos werden diese Nebenprodukte, wie jene Produkte behandelt, die sie beworben und vermutlich getragen haben.
Ich möchte zunächst zwei Dinge erwähnen: Mein künstlerisches Interesse gilt großen, sozialen Formationen an Realität. Grundsätzlich forsche ich an ihrer Komplexität, weil sie − zu groß als solches − immer in Ausschnitten, und in Abfolge, sowie in Analogien und Metaphern erkannt werden müssen. Ich finde diesen Zugang zur Realität sehr fotografisch; und in der Beziehung zum Kunstpublikum recht demokratisch: Schließlich könnte doch zumindest an den zu großen Realitätskonstruktionen dieselbe Überforderung uns allen zu eigen sein. (G. P.)
Georg Petermichl, geboren 1980 in Linz, lebt und arbeitet in Wien, studierte Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien und Fotografie sowie an der Akademie der bildenden Künste in Wien. georgpetermichl.com