Marc Riboud »
Meine Bilder sind Notizen
Exhibition: 6 Oct 2018 – 6 Jan 2019
Fri 5 Oct 19:00
Suermondt-Ludwig-Museum
Wilhelmstr. 18
52070 Aachen
+49 (0)241-47980-40
info@suermondt-ludwig-museum.de
www.suermondt-ludwig-museum.de
Tue-Sun 10-17
Marc Riboud
"Meine Bilder sind Notizen"
Fotografie aus fünf Jahrzehnten
Ausstellung: 6. Oktober 2018 bis 6. Januar 2019
Eröffnung: Freitag, 5. Oktober, 19 Uhr
Mit dem Landrover gen Osten, die Gebiete Afghanistans, Indiens und Nepals durchquerend und mit China zum Ziel, bereiste Marc Riboud (1923-2016) Länder, die in den 1950er Jahren oftmals eine bis dahin für Ausländer nicht zugängliche Welt darstellten. Die spitzen Felsen Kappadokiens, die Gesichter Russlands und der Fortschritt Chinas… oft entschied Riboud selbst die Richtung, reiste nach seinem Rhythmus und bewahrte sich seine künstlerische Freiheit. Jede seiner Aufnahmen veranschaulicht auch ein Stück seiner Lebenszeit.
Aus Frankreich stammend machte Riboud zunächst mit einer frühen Pariser Fotografie auf sich aufmerksam: Eine Zigarette lässig im Mundwinkel haltend und völlig ungesichert bewegt sich ein Anstreicher beinahe tänzerisch in luftiger Höhe auf den Streben des Eiffelturmes, während er mit großer Anmut Farbe aufträgt. Diese Aufnahme wurde 1953 in der Illustrierten Life publiziert. Henri Cartier-Bresson und Robert Capa boten Riboud daraufhin an, Mitglied ihrer Foto-Agentur Magnum zu werden.
Um das Leben und die Welt zu sehen, Augenzeuge großer Ereignisse zu sein und die Persönlichkeit der einfachen Leute festzuhalten, bereiste Riboud fortan die entlegensten Orte der Erde. Sich seiner Rolle als Fremder in anderen Kulturen stets bewusst, entdeckte er diese als sensibler Beobachter. Mit großer Empathie erfasste er das andersartige Lebensgefühl und die Schönheit der "kleinen Dinge", die ansteckende Freude spielender Kinder, deren Fantasie die oft trostlosen Straßen in den schönsten Spielplatz der Welt verwandeln. Als Abbilder des Alltäglichen entfalten seine Aufnahmen auf diese Weise ein subtiles Mosaik der Gegensätze: Armut, Tradition, Fortschritt, Politik und Natur überlappen und widersprechen sich, reagieren aufeinander und verbinden sich zu einem vielschichtigen Gesamtbild, das berührt und kritisch kommentiert, aber auch Würde und Respekt transportiert. Selten inszenierte Riboud große Emotionen – nie die direkte Gewalt – und beeindruckt gerade auf diese Weise nachhaltig.
Seine Aufnahmen bewegen sich stets zwischen ästhetischer Qualität und kritischem Subtext. Sie wurden von bedeutenden Zeitschriften wie Stern, Life oder Geo publiziert und dadurch weltberühmt. Trotz ihrer Leichtigkeit und Spontaneität liegen den Aufnahmen hoch komplexe Kompositionen zugrunde. Sie sind der perfekt gewählte Ausschnitt eines fortlaufenden Raumkontinuums, dessen geometrische Linien, Muster und Formen eine starke Faszination auf Marc Riboud ausübten.
Riboud fotografierte in einer Zeit, als Magazine noch Raum hatten für raumgreifende Bildreportagen - Kontaktabzüge belegen anschaulich, dass nur einzelne herausragende Aufnahmen eines Motivs seinem kritischen Blick Stand hielten.
Für sein Lebenswerk erhielt Marc Riboud zahlreiche Ehrungen und Preise. In den letzten Jahren waren seine Fotografien in bedeutenden Ausstellungen von Paris über New York bis Shanghai und Tokio zu sehen. Erstmals wird dem 2016 in Paris verstorbenen Fotografen nun auch in Deutschland mit dieser umfassenden Retrospektive eine große Werkschau gewidmet. Gezeigt werden 140 Arbeiten von den frühen 1950er Jahren bis 2002, darunter so bekannte Werke wie "La Jeune fille à la fleur" von 1967.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Archiv Marc Riboud in Paris.