f/12.2 Projektstipendium
mit Dr. Christina Leber
Ketuta Alexi-Meskhishvili » Gwenneth Boelens » Eiko Grimberg » Tatiana Lecomte » Sara-Lena Maierhofer »
Kuratorenführung:
Thu 6 Dec 18:00
ART FOYER DZ BANK
Platz der Republik
60265 Frankfurt (Main)
Tue-Sat 11-19, Thu 11-20
Kunststiftung DZ BANK
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Tue-Sat 11-19
Kuratorenführung: Donnerstag, 6. Dezember, 18 Uhr mit Dr. Christina Leber
Die Ausstellung "f/12.2 Projektstipendium" setzt die Ausstellungsreihe fort, in der die DZ BANK Kunstsammlung Arbeiten präsentiert, die im Rahmen der beiden Projektstipendien entstanden sind, die alle zwei Jahre an internationale Künstler vergeben werden. Aktuell werden die Werke der beiden ausgelobten Stipendiatinnen Tatiana Lecomte und Sara-Lena Maierhofer im Zusammenspiel mit Arbeiten von Ketuta Alexi-Meskhishvili, Gwenneth Boelens und Eiko Grimberg gezeigt. Die präsentierten Werke werden für die DZ BANK Kunstsammlung erworben.
Für das Projektstipendium 2018 wurden rund 45 Arbeitsproben und Projektideen eingereicht, in denen sich die Künstlerinnen und Künstler im weitesten Sinne mit fotografischen Techniken und Materialien auseinandersetzen. Mit der einvernehmlichen Entscheidung für Tatiana Lecomte und Sara-Lena Maierhofer als Preisträgerinnen hat die siebenköpfige Jury zwei überzeugende Projektideen gekürt. Verbunden mit den drei künstlerischen Positionen der Shortlist präsentiert die Ausstellung ganz unterschiedliche Zugriffe auf das Medium der Fotografie und zeigt damit einen repräsentativen Querschnitt gegenwärtiger künstlerischer Praktiken auf.
Analytische Verfahren sind kennzeichnend für die künstlerische Praxis der diesjährigen Projektstipendiatin Tatiana Lecomte (* 1971, Bordeaux, Frankreich), deren herausragendes Werk im Kontext der Konzeptkunst zu sehen ist. In Auseinandersetzung mit gefundenem dokumentarischem Material deckt sie die "Fehlstellen" des Mediums der Fotografie auf. In ihrer Arbeit "Es gibt keinen Stroop-Bericht mehr" geht sie der Frage nach, wie man zu einer angemessenen Form der Sichtbarmachung des Unvorstellbaren kommen kann – ohne den Schrecken und das Leid bildlich zu reproduzieren. In ihrer Projektarbeit demontiert die Künstlerin den sogenannten "Stroop-Bericht", in dem der Generalleutnant der Waffen-SS Jürgen Stroop die Niederschlagung des Aufstandes im Warschauer Ghetto 1943 dokumentierte. Einer Strafarbeit gleich, der sich die Künstlerin über Monate hinweg ausgesetzt hat, bringt sie einzelne Wörter dieses Berichtes immer wieder zu Papier und lässt ihn so bis zu seiner "Auflösung" in einzelne Bestandteile zerfallen.
Eine politische Lesart gibt auch das Werk der zweiten diesjährigen Projektstipendiatin vor, der noch jungen Künstlerin Sara-Lena Maierhofer (* 1982, Freudenstadt im Schwarzwald). Ihre Arbeit "Kabinette" lässt sich als Untersuchung zu den Wanderungen künstlerischer Formen über die Zeit und Kulturgrenzen hinweg beschreiben. Die Künstlerin hat öffentliche Debatten in Deutschland verfolgt, die Maßnahmen zur Dekolonisierung verhandeln – etwa die inhaltliche Neuausrichtung völkerkundlicher Museen. Sie begegnet diesen Verhandlungen mit den Mitteln der Kunst: Als eine Art der Bestandsaufnahme fungieren zum einen ihre baukastenartigen "Foto-Skulpturen", die die Grundrisse völkerkundlicher Museen wiedergeben und mit Fotografien von Artefakten aus den jeweiligen Ausstellungshäusern belichtet sind. Zum anderen sind Fotogramme von Schubfächern und Regalen aus den Depots ethnologischer Sammlungen entstanden. Beide Werkformen bilden „Echoräume“, in denen etwas an- und nachklingt. Mit ihnen wird der unbestimmte Status von Archivierungsstätten angesprochen wie auch der Objekte, die in ihnen lagern. Die Formen der Wissensorganisation und Wissensvermittlung in Archiven und Präsentationsorten wie Museen sind noch nicht abgeschlossen.