UMBO. FOTOGRAF.

Ausstellung: 9.2. bis 12.5.2019

UMBO – dieser Name steht spätestens seit der von Herbert Molderings 1995 eingerichteten Retrospektive dieses Künstlers als Synonym für eine Art "Urknall" der modernen Fotografie Mitte der 1920er-Jahre. Otto Maximilian Umbehr wurde 1902 als zweites von zehn Kindern eines Bauingenieurs und einer Lehrerin in Düsseldorf geboren. Unter dem Namen UMBO, den er seit Mitte der 1920er Jahre trägt, gilt erS als Erfinder des Bildes der Neuen Frau, des neuen Bildes der Straße und der fotografischen Reportage schlechthin. Sein Name steht für den jugendbewegten Aufbruch der Wandervögel aus der Wilhelminischen Ära ins frühe Bauhaus. Er steht auch für die in den 1920er- Jahren vor allem durch osteuropäische Immigrant*innen beflügelte Medienmetropole Berlin, für eine sich rasant entwickelnde Film-, Musik-, Theater- und Kleinkunstszene, für Blicke in die Hinterhöfe und Wohnküchen überquellender Mietskasernen.

UMBO – das ist der an sich zweifelnde junge Künstler, der Dank der von seinem Bauhauslehrer Johannes Itten und seinem Künstlerfreund Paul Citroen empfangenen Impulse quasi über Nacht als Fotograf berühmt wird und in allen bedeutenden Avantgarde-Ausstellungen der Jahre 1928 und 1929 präsent ist – und doch immer ein Bohemien, ein ewiger Wandervogel bleibt. UMBO, so die Erzählung, durchsteht den Nationalsozialismus als "Anti", sein Berliner Atelier und Archiv werden 1943 durch Bomben völlig zerstört, ein Anknüpfen an die frühere Existenz als Fotograf der Avantgarde im Wirtschaftswunder der bundesdeutschen Nachkriegszeit in Hannover scheitert. In den 1970er-Jahren wird sein expressives Früh-, dann neusachliches Werk wiederentdeckt. Die im Juni 1979 eröffnete Spectrum Photogalerie im Kunstmuseum Hannover mit Sammlung Sprengel zeigt schließlich eine von einer Publikation begleiteten erste Retrospektive UMBOS nach dem Krieg. UMBO stirbt am 13.5.1980. Es vergehen noch einmal 15 Jahre, bis mit der Monografie Herbert Molderings’ und den von ihm eingerichteten Ausstellungen das facettenreiche Werk UMBOs einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird.

Mit einer Auswahl von etwa 200 Werken sowie zahlreichen Dokumenten aus dem Nachlass des Fotografen UMBO präsentiert das Sprengel Museum Hannover, in Kooperation mit der Berlinischen Galerie und mit der Unterstützung der Stiftung Bauhaus Dessau, im Rahmen des Jubiläumsjahres BAUHAUS 100 gefördert von der Kulturstiftung des Bundes und dem Land Niedersachsen, die erste große Retrospektive des Künstlers seit 24 Jahren.

Mehr als 600 Fotografien und umfangreiches Quellenmaterial, im Fall des Sprengel Museum Hannover aus dem Nachkriegsarchiv REPORT/Simon Guttmann, London, ergänzt um frühere Erwerbungen der Partnerinstitutionen Berlinische Galerie und der Stiftung Bauhaus Dessau, bilden die Basis der Ausstellung. Über Jahrzehnte von seiner Tochter Phyllis Umbehr und Rudolf Kicken (Galerie Kicken) behütet und bewegt, konnte der Nachlass UMBOs 2016 als geschlossenes Konvolut gemeinsam von allen drei Häusern erworben werden.

Der Nachlass umfasst 604 Werke aus 26 Jahren sowie umfangreiche Archivalien, die von Phyllis Umbehr und Manfred Veith-Umbehr als Schenkung übernommen werden konnten.

Ermöglicht wurde die Erwerbung dank der Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, zusätzlich für die Stiftung Bauhaus Dessau: dem Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG, der Fritz Thyssen Stiftung, der Wüstenrot Stiftung, Lotto Sachsen-Anhalt; zusätzlich für die Berlinische Galerie - Landesmuseum für Moderne Kunst, Architektur und Fotografie: der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin; zusätzlich für das Sprengel Museum Hannover: der Landeshauptstadt Hannover, dem Land Niedersachsen, der FRITZ BEHRENS STIFTUNG, der Stiftung Niedersachsen, dem Verein der Freunde des Sprengel Museum Hannover e. V.

Für die Publikation und die Ausstellung im Sprengel Museum Hannover im Rahmen des Programms BAUHAUS 100 ist für die freundliche Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes, des Landes Niedersachsen und der Galerie Kicken, Berlin zu danken. Ein Projekt in Kooperation mit der Berlinischen Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Bauhaus Dessau.

Anlässlich der Ausstellung erscheint die Publikation "UMBO. FOTOGRAF", herausgegeben von Inka Schube, 336 Seiten, ca. 230 Abbildungen und Texten von Umbo, Michael Glasmeier, Stella Jaeger, Anthea Kennedy & Ian Wiblin, Angela Lammert, Annelie Lütgens, Sabrina Mandanici, Patrick Rössler, Inka Schube, Bernd Stiegler, Christoph Wagner und Georg Wiesing-Brandesca. 230 Abbildungen, Snoeck, 48€.