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GRACIELA ITURBIDE
Magnolia (1), Juchitán, México, 1986
© Graciela Iturbide / Colecciones Fundación MAPFRE, 2019

Graciela Iturbide »

GRACIELA ITURBIDE

mit Celina Lunsford

Kuratorenführung:

Sun 17 Mar 15:00

FFF Fotografie Forum Frankfurt

Braubachstr. 30-32
60311 Frankfurt (Main)

+49 (0)69-291726


www.fffrankfurt.org

Tue-Sun 11-18

Ihre Bilder sind immer schwarzweiß – und zeigen zugleich alle Schattierungen der menschlichen Existenz. Traditionen und ihre Brüchigkeit, Glaube und Religion, Gemeinschaft und Tod gehören zu den zentralen Themen von Graciela Iturbide. Ihr über fünf Jahrzehnte entstandenes Œuvre gilt als grundlegend für das Verständnis der mexikanischen und der gesamten lateinamerikanischen Fotografie. Das Fotografie Forum Frankfurt (FFF) ehrt die 1942 in Mexiko-City geborene Künstlerin mit der ersten Retrospektive in Deutschland. Die Ausstellung "GRACIELA ITURBIDE" wurde von der Fundación MAPFRE, Madrid, organisiert und präsentiert in Kooperation mit dem FFF Werke aus allen Schaffensphasen dieser außergewöhnlichen Fotografin. Die ausgestellten Werke gehören seit 2008 zur Sammlung der Fundación MAPFRE.

Viele der Arbeiten von Graciela Iturbide kreisen um Normen und Werte, thematisieren kulturelle Spannungen, vor allem in ihrem Heimatland. Das zeigt sich bereits in ihrem ersten Hauptwerk, der Langzeitstudie "Juchitán de las Mujeres" (Juchitán of Women). Zwischen 1979 und 1988 reist Iturbide immer wieder in die mythische Stadt Juchitán im südmexikanischen Staat Oaxaca, Heimat der antiken Hochkultur der Zapoteken und heute bekannt für die Dominanz der Frauen in der örtlichen Wirtschaft und Politik. Sie lebt zeitweise in der matriarchalen Gemeinschaft, porträtiert die Frauen, ihre tief verwurzelte Unabhängigkeit und ihre würdevolle Stärke.

Ein anderes Projekt, das Graciela Iturbide zwischen dem Dokumentarischen und dem Poetischen positioniert, befasst sich ab Ende der 1970er Jahre mit den Seri-Indianern in der Sonora-Wüste. Dabei gelingt es ihr, über die konkreten Lebensumstände hinaus den Zwiespalt einzufangen, der das indigene Leben zwischen ethnischer Tradition und westlicher Moderne prägt.

Immer aufs Neue zeigt sich Iturbides Talent, mit ungewöhnlichen visuellen Metaphern von der Vielschichtigkeit des Lebens zu erzählen. Dazu gehört die Theatralik religiöser Feiern und karnevalartiger Totenrituale in den Straßen Mexikos, der Körperkult der 1980er-Straßengang "White Fence" in Los Angeles und die mystische Atmosphäre in Gärten und Landschaften, die sie in Mexiko und auch auf ihren Reisen in so gegensätzliche Länder wie Indien, Italien und Madagaskar entdeckt. Und dazu gehören über alle Jahre hinweg ihre faszinierenden Fotoessays über Vögel.

2006 durfte Graciela Iturbide als Erste eines der Badezimmer im Haus von Frida Kahlo fotografieren, das seit deren Tod 1954 geschlossen war. Voller Respekt nähert sich die Ikone der mexikanischen Fotografie der Ikone der mexikanischen Malerei – im Dialog mit den Objekten und Utensilien der Malerin, die Iturbide in dem Raum vorfindet. Ganz gemäß ihrem künstlerischen Anspruch, "photography is a pretext to discover". Mit anderen Worten: Fotografieren um zu erkennen.

Graciela Iturbide, Tochter einer traditionellen katholischen Familie, studierte zunächst Film an der Nationalen Universität Mexico City, ehe sie inspiriert von ihrem Lehrer Manuel Álvaro Bravo die Fotokamera für sich entdeckte. Zugleich war die Fotografie für sie ein Weg, den Tod ihrer sechsjährigen Tochter zu verarbeiten. Iturbides Arbeiten wurden in aller Welt gezeigt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem W. Eugene Smith Fund Grant (1987), dem International Grand Prize of the Museum of Photography in Hokkaido, Japan (1990) und dem renommierten Hasselblad-Award (2008). Graciela Iturbide lebt und arbeitet im Künstlerviertel Coyoacán in Mexico-City.