Pauline Boudry & Renate Lorenz »
Schweizer Pavillon an der 58. Internationalen Kunstausstellung - La Biennale di Venezia
mit der Kuratorin Charlotte Laubard
Artist Talk:
Thu 14 Mar 18:00
Charlotte Laubard, die von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia zur Kuratorin des Schweizer Pavillons an der 58. Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia (11. Mai bis 24. November 2019), entwickelt die Ausstellung im Pavillon gemeinsam mit dem Künstlerinnenduo Pauline Boudry / Renate Lorenz.
Über ihre Zusammenarbeit mit Pauline Boudry und Renate Lorenz sagt Charlotte Laubard: «Pauline Boudry und Renate Lorenz hinterfragen geschlechtsspezifische Muster und werfen einen prüfenden Blick auf die Normen, die unsere Repräsentationen und unser soziales Leben bestimmen. Dabei liegt die besondere Stärke ihrer Arbeit darin, dass sie sich nicht darauf beschränken, eine Kritik zu äussern oder eine Dekonstruktion vorzunehmen. Vielmehr sind ihre Installationen, Filme und Performances darauf angelegt, andere Arten des Daseins in der Welt aufzuzeigen, die nicht durch Kategorisierungen und identitäre Binarismen gespalten sind. Durch ihre Praxis der «Denormalisierung» richten sie den Fokus auf die ‹Handlungsfähigkeit› (agency) von künstlerischen Objekten oder Gesten in deren Beziehung zu ihrem Publikum. Ihr Interesse an diesen Handlungsweisen steht in enger Verbindung zu ihrem Willen, Stellung gegenüber der Tendenz des Rückzugs auf sich selbst und des Antagonismus zu beziehen, die wir zurzeit erleben.»
Charlotte Laubard und Pauline Boudry / Renate Lorenz werden das Projekt “Moving Backwards”, das sie für den Schweizer Pavillon in Venedig entwickeln, besprechen, diskutieren die im Projekt aufgeworfenen Fragen und verknüpfen diese mit vorherigen Arbeiten der Künstlerinnen. Das Gespräch wir in Englisch geführt.
Biographie
Pauline Boudry / Renate Lorenz
Pauline Boudry und Renate Lorenz arbeiten seit 2007 gemeinsam in Berlin. In ihren Filmen zeigen sie Performances vor der Kamera und choreografieren die Spannung zwischen Sichtbarkeit und Opazität. Ihre Inszenierungen rütteln an normativen historischen Narrativen und an Konventionen des Zuschauens, indem sie Figuren und Handlungen zeitübergreifend präsentieren, übereinanderschichten und neu imaginieren. Mit ihren Darstellerinnen und Darstellern führen die beiden Künstlerinnen jeweils lange Gespräche über die Bedingungen des Performens, die gewalttätige Geschichte der Sichtbarkeit und die Pathologisierung von Körpern, aber auch über Kameradschaft, Glamour und Widerstand. Ihr jüngstes Werk «Telepathic Improvisation», mit Performances von Marwa Arsanios, MPA, Ginger Brooks Takahashi und Werner Hirsch, wurde 2017 im Participant in New York uraufgeführt. Davor war «Silent» (Performerin: Aérea Negrot) im November 2016 erstmals an der Biennale de l'Image en Mouvement in Genf zu sehen, und 2015 gastierte das Duo mit «I Want» (Performerin: Sharon Hayes) in der Kunsthalle Zürich sowie im Nottingham Contemporary. Weitere Einzelausstellungen der letzten Jahre waren «Telepathic Improvisation» im Centre culturel suisse in Paris (2018) und im CAMH Houston (2017), «Portrait of an Eye» in der Kunsthalle Zürich (2015), «Loving, Repeating» in der Kunsthalle Wien (2015), «Patriarchal Poetry» im Badischen Kunstverein (2013), «Aftershow» im CAPC Bordeaux (2013), «Toxic Play in Two Acts» in der South London Gallery (2012) sowie «Contagieux! Rapports contre la normalité» im Genfer Centre d'Art Contemporain (2011).
Charlotte Laubard
Charlotte Laubard ist Professorin und Leiterin des Departements für Visuelle Künste an der Genfer Hochschule für Kunst und Design (HEAD).
Schwerpunkte ihrer Arbeit sind der Nutzwert der Kunst, der Einfluss des Digitalen in einer Gesellschaft im kulturellen Wandel und autodidaktische Lernpraktiken. Zudem ist Laubard künstlerische Direktorin des Ausstellungsraums LiveInYourHead in Genf sowie Mitgründerin, Leiterin und Vermittlerin der Société suisse des Nouveaux commanditaires, einer Organisation zur Förderung der Teilhabe der Öffentlichkeit an der Vergabe von Aufträgen für Kunstwerke in der Schweiz.
Von 2006 bis 2013 das Museum für zeitgenössische Kunst CAPC in Bordeaux, wo sie für rund 50 Ausstellungen und über 200 multidisziplinäre Veranstaltungen verantwortlich war. Des Weiteren begleitete sie als Beraterin die Eröffnung des Museums für Gegenwartskunst der Pinchuk-Stiftung in Kiew (2006) und wirkte als Kuratorin für renommierte Galerien, Festivals und Institutionen aus dem Bereich der zeitgenössischen Kunst. Dies umfasst die künstlerische Leitung der Nuit Blanche 2017 in Paris mit rund 30 Projekten unter dem Motto «Gemeinschaftlich Kunst erschaffen» sowie die Kuratierung mehrerer grosser Ausstellungen im CAPC, wie «Sigma, festival d’avant-garde 1965–96» (2013), der Retrospektive «Michel Majerus» (2012) oder «Jim Shaw, Left Behind» (2010).