Helga Paris »
Helga Paris, Fotografin
Exhibition: 8 Nov 2019 – 12 Jan 2020
Thu 7 Nov 19:00
Akademie der Künste
Pariser Platz 4
10117 Berlin
+49 (0)30-20057-1000
Tue-Sun 11-19
"Helga Paris, Fotografin"
Ausstellung: 8. November 2019 bis 12. Januar 2020
Eröffnung: Donnerstag, 7. November, 19 Uhr
Eine Ausstellung der Akademie der Künste in Kooperation mit dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen).
Die Akademie der Künste am Pariser Platz zeigt das in den Jahren zwischen 1968 und 2011 entstandene fotografische Werk von Helga Paris (geb. 1938). Mit rund 275 Schwarz-Weiß-Fotografien, darunter zahlreiche erstmals gezeigte Einzelbilder und Serien, bietet die Ausstellung den bisher umfassendsten Einblick in ihr Schaffen. Erstmals zu sehen sind u.a. Ausschnitte aus den Serien Leipzig, Hauptbahnhof 1981/82, Moskau 1991/92 und Mein Alex (2011).
Am Mikrokosmos Bahnhof der traditionsreichen Messestadt entwickelt die Serie Leipzig, Hauptbahnhof 1981/82 ein vielschichtiges, facettenreiches Gesellschaftsbild. Helga Paris fotografiert auf den Bahnsteigen, in der Halle, im Restaurant, der Küche, Reisende, Wartende, Eilende und die Menschen, die an diesen Orten arbeiten. Es sind stille, präzise Alltagsbeobachtungen, stets getaucht in die Melancholie eines uneingelösten Versprechens auf Weltoffenheit.
Moskau 1991/92 zeigt Straßenszenen jener Jahre politisch bedingter persönlicher Verunsicherung in intensiv-surrealen Aufnahmen. Helga Paris' Bildwelt ist hier von unwirklich anmutender, aber doch sehr konkreter Absurdität. Ähnlich wie in der in Leipzig entstandenen Arbeit gelingt es ihr dabei, ein ganzes Feld von Referenzen – von den brennenden Palästen der Revolution, den utopischen Versprechen der Nachrevolutionszeit über Bulgakows Meister und Margarita bis zum Einzug von Coca Cola – zu öffnen.
Mein Alex (2011) ist die bisher letzte von Helga Paris fotografierte Serie. In zehn Fotografien beschreibt sie eine Art phänomenologische Erfahrung dieses Platzes. Dabei geht es tatsächlich um die zeitlose Erfahrung eines Ortes, mit dem sie zutiefst vertraut ist, aus der Erinnerung des Körpers heraus.
Helga Paris, 1938 in Gollnow, heute Goleniów, geboren und in Zossen bei Berlin aufgewachsen, begann in den 1960er Jahren als Autodidaktin zu fotografieren. Sie wurde bekannt mit Aufnahmen ihrer Nachbarschaft im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg, Bildern von Kneipenbesuchern, Müllfahrern, den Frauen aus dem Bekleidungswerk VEB Treffmodelle, Künstlern, Punks, Kindern aus Hellersdorf und Passanten vom Alexanderplatz und damit eine der zentralen Chronistinnen des Berliner Ostens.
Helga Paris fotografierte darüber hinaus unter anderem in Siebenbürgen (1980), Georgien (1982), in Halle (1983–1985), wo ihre Serie Diva in Grau entstand, die erst 1989/90 gezeigt werden durfte, Wolgograd (1990), New York (1995) und Polen (1996/97).
Mit freundlicher Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die die Erschließung des Vorlasses sowie die Neuprints dreier bislang unveröffentlichter Serien ermöglicht hat. Das Dokumentarfilm-Triptychon der Filmemacherin Helke Misselwitz über Leben und Werk von Helga Paris wurde unterstützt von der DEFA-Stiftung sowie der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.