Alfons Eggert »
Kombinatorische Fotografie - 1972
Apparative Kunst, Algorithmen und Abstraktion
Exhibition: 13 Sep – 3 Nov 2019
Fri 13 Sep 19:30
Städtische Galerie Iserlohn
Theodor-Heuss-Ring 24
58636 Iserlohn
+49 (0)2371-2171940
galerie@iserlohn.de
www.galerie-iserlohn.de
Wed-Fri 15-19, Sat 11-15, Sun 11-17
"Kombinatorische Fotografie 1972"
Apparative Kunst, Algorithmen und Abstraktion
Ausstellung: 13. September bis 3. November 2019
Eröffnung: Freitag, 13. September, 19:30 Uhr
1972 schuf Alfons Eggert das Verfahren der "Kombinatorischen Fotografie" – gegenstandslos, apparategeneriert und nach mathematischen Berechnungen – womit er mittels eines eigens entwickelten Apparates visuelle Welten in Farb- und Kreiskompositionen auf Diafilm belichtet hat. Damit hat Eggert, der sein Verfahren sogar zum Patent anmeldete, Fotogeschichte geschrieben. Der hohe Grad an Harmonie in den Fotografien, die im systematischen Wechsel von Farbe und Helligkeit geometrisch oszillieren, berührt bis heute – 47 Jahre nach ihrer Entstehung und in Allgegenwart virtuell generierter Computergrafiken.
Alfons Eggert, der nie eine Kunstschule besuchte und von Haus aus als Landwirt einen Hof bei Münster bewirtschaftet hat, hat die Leidenschaft für die Fotografie von seinem Vater übernommen. In den 1960er Jahren stellt Eggert fest, "dass der Beruf nicht die einzige Leidenschaft sein kann" und beginnt mit fotografischen und optischen Experimenten, die ihn 1972 zur Erfindung der "Kombinatorischen Fotografie" bringen.
Aufgrund seiner Verdienste um die künstlerische Fotografie wird Eggert 1978 in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen. In der Folge blieb das Verfahren jedoch über Jahrzehnte nahezu unbeachtet und geriet fast in Vergessenheit. Die Kombinatorische Fotografie wurde so etwas wie ein blinder Fleck der Fotogeschichte. Allein durch die Bemühungen zur Wiederentdeckung dieser eigenwilligen ästhetischen Werke, die der Bildwissenschaftler und Kurator Stephan Sagurna seit einigen Jahren konsequent verfolgt, konnten die Arbeiten Eggerts vor dem Vergessen bewahrt werden. "In den letzten Jahren gab es durchaus Interesse an meinen Fotografien aus den 70er-Jahren, einige Galerien und Museen, von Berlin bis Zürich, haben diese Bilder präsentiert", berichtet der heute 90jährige Eggert.
Neben den Farb- und Kreiskompositionen beleuchtet die Ausstellung auch die Hintergründe zum Entstehungsprozess der Arbeiten. Anhand von Original-Materialien aus der Eggertschen Kreativ-Werkstatt wird nachvollziehbar wie der Künstler gearbeitet hat und mit welchen Apparaten er fotografisch experimentierte. Zu sehen sind auch Programmblätter mit Zahlenketten für die "Programmierung" des Kombinatorischen Apparates, ein Auszug aus der Patentschrift und filmtechnische Experimente zur exakten Farbwiedergabe auf analogem Kodak Ektachrome Film-Material sowie fotografische Notizen aus dem Werkstattbuch.
Böse Zungen behaupten, dass solche kreativen Kompositionen heute von jedem Bildschirmschoner am Computer in Sekundenbruchteilen durchgeführt werden können. Das ist sicherlich richtig, aber vergewissern Sie sich selbst, dass mit der analogen Kombinatorischen Fotografie aus dem Jahre 1972 ein ganz eigener ästhetischer Charme einhergeht, wenn beim Betrachten der Werke plötzlich das Filmkorn der Fotoemulsion zu entdecken ist und sich Spuren des immer wieder in kleinen Details unvollkommenen apparativen Prozesses offenbaren, die letztlich Dank Eggert, das ästhetische Potential, dass im Fotomaterial enthalten ist, aufzeigen.
Zur Ausstellung erscheint ein Bildband, der exklusiv in der Städtischen Galerie Iserlohn mit einer limitierten, nummerierten und signierten "Kombinatorischen Fotografie" von Alfons Eggert erhältlich ist.