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WEGE IN DIE ABSTRAKTION 
Marta Hoepffner: Hommage à Kandinsky, 1937, Fotogramm
© Museum – Galerie Lände, Kressbronn

Marta Hoepffner »

WEGE IN DIE ABSTRAKTION 

Exhibition: 29 Nov 2019 – 19 Apr 2020

Zeppelin Museum

Seestr. 22
88045 Friedrichshafen

07541-38010


www.zeppelin-museum.de

Tue-Sun 9-17

WEGE IN DIE ABSTRAKTION 
Marta Hoepffner: Scheibenspirale, Farbinterferenzbild, 1972
© Estate Marta Hoepffner

"Wege in die Abstraktion"
Marta Hoepffner und Willi Baumeister


Ausstellung: 29. November 2019 bis 19. April 2020

Marta Hoepffner (1912-2000) ist eine zentrale Vertreterin der experimentellen Fotografie, die es in dieser Ausstellung zu entdecken gilt. Ihr Oeuvre ist bis heute eher unbekannt und nur selten in Ausstellungen gezeigt worden. Mit über 50 Werken, die einen umfassenden Einblick in ihr Schaffen geben, widmet das Zeppelin Museum der Fotografin erstmals eine große Ausstellung.

Gezeigt werden frühe sw-fotografische Experimente (Fotogramme, Mehrfachbelichtungen und Solarisationen), Porträts bis hin zu farbfotografischen Studien. Hoepffners innovative künstlerische Entwicklung zeigt sich vom Lichtbild über die Lichtgraphik bis zum Lichtobjekt. In konsequenter Aneignung fotografischer Mittel geht sie immer wieder über deren Grenzen hinaus und macht sie zu einer Pionierin der experimentellen Fotografie. 1949 gründete sie die eigene Privatschule für Fotografie, die 25 Jahre lang existierte. Für die über 1000 Schülerinnen und Schüler bildete sie eine Brücke zwischen der Ästhetik der Vorkriegsmoderne und den Avantgardebewegungen nach 1945.

Hoepffners Arbeiten treten mit Gemälden von Willi Baumeister, einem der bedeutendsten Vertreter der abstrakten Malerei, in Dialog. Hoepffner war ab 1929 an der Frankfurter Kunstschule die Schülerin von Baumeister. Als er 1933 seine Professur verliert, verlässt auch sie solidarisch die Schule.

Die Impulse, die Hoepffner von Baumeister erhält, sind prägend für ihre künstlerische Entwicklung. Die moderne Malerei schult ihren Blick und bildet die Grundlage für ihr Werk. Obwohl die beiden KünstlerInnen auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet sie der Weg in die Abstraktion und die Ablösung vom Gegenständlichen.

WEGE IN DIE ABSTRAKTION 
Willi Baumeister: Heroisches Mauerbild Roland, 1923
Öl und Sperrholzteile auf Holz,
Galerie Stadt Sindelfingen Sammlung Luetze
Foto: Benjamin Knoblauch © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Beide beschäftigten sich mit ähnlichen Motiven, Bildkompositionen und Themen. Baumeister begann in den 1920er Jahren mit Sand zu experimentieren, die er für verschiedene Werke verwendet. Hoepffner spürte in ihren fotografischen Sandstudien abstrakten Formen in der Natur nach. Beide haben sich intensiv mit dem menschlichen Körper beschäftigt: Hoepffner in den Porträt-, Sport- und Aktaufnahmen, die durch Solarisationen oder Mehrfachbelichtungen verfremdet wurden. Baumeisters Auseinandersetzung mit figürlich-gegenständlichen Darstellungen reicht von der Höhlenmalerei der Steinzeit bis zu Zeitgenossen der französischen Malerei wie Fernand Léger. Hoepffners geometrische Fotogramme und Fotomontagen sind formal sehr stark von Baumeister beeinflusst. Durch Rhythmisierung von konstruktiven Elementen werden hier abstrakte Bildkompositionen geschaffen.

Die Ausstellung folgt der Konzeption des assoziativen Sehens, sie spürt nach, wie sich Formen und Motive im Werk der KünstlerInnen entwickelt haben. Gezeigt wird zum einem die Verbindungen, wie die Beschäftigung mit abstrakten Urformen, zum anderen macht sie die unterschiedlichen Herangehensweisen sichtbar. Denn in gewisser Weise waren die künstlerischen Entwicklungen in der Abstraktion von Baumeister und Hoepffner fast gegenläufig: Während sich Baumeister ausgehend von einer streng-geometrischen Bildkompositionen zu amorph-fluiden Formen hinbewegt hat, ist bei Hoepffner eine umgekehrte Entwicklung zu beobachten, die vor allem im Spätwerk stark geometrisch-konstruktive Bilder hervorbringt. Von der Malerei kommend, eignete sich Hoepffner über die Fotografie bis hin zu den lichtkinetischen Objekten, verschiedene Gattungen an, die mit der endgültigen Loslösung von der Zweidimensionalität einhergeht. Diese variochromatischen Objekte (Durchlichtkästen mit drehbar angeordneten Foliensets) können von den BetrachterInnen bewegt werden, um so ganz unmittelbar den Prozess vom Unsichtbaren zum Sichtbaren nachzuvollziehen.

"Es geht mir um die visuelle Konkretisierung einer Wirklichkeit, die sich mit malerischen Mitteln nicht veranschaulichen lässt: Licht, Raum, Bewegung." ― Marta Hoepffner, 1982

Die Ausstellung stellt das vielfältige Werk Hoepffners und Baumeisters vor, die präsentierten Arbeiten reichen von den 1910er bis in die 1970er Jahre. Neben Werken aus der Sammlung des Zeppelin Museums sind hochkarätige Leihgaben und Archivalien zu sehen.

Kuratorinnen: Dr. Claudia Emmert, Direktorin im Zeppelin Museum und Ina Neddermeyer, Leiterin der Abteilung Kunst im Zeppelin Museum.



Zur Ausstellung ist ein Katalog bei edition cantz erschienen (24,90 €, zu bestellen im Museumsshop.)

WEGE IN DIE ABSTRAKTION 
Marta Hoepffner: Selbstbildnis im Spiegel, 1941, Überblendung
© Museum – Galerie Lände, Kressbronn
WEGE IN DIE ABSTRAKTION 
Marta Hoepffner: Skurrile Schlucht II, 1950, Dia-Solarisation
© Museum – Galerie Lände, Kressbronn
WEGE IN DIE ABSTRAKTION 
Marta Hoepffner, Selbstbildnis, 1935 © Estate Marta Hoepffner