Johanna Diehl »
In den Falten das Eigentliche
Exhibition: 29 Nov 2019 – 1 Mar 2020
Haus am Waldsee
Argentinische Allee 30
14163 Berlin
+49 (0)30-8018935
info@hausamwaldsee.de
www.hausamwaldsee.de
Tue-Sun 11-18
Johanna Diehl
"In den Falten das Eigentliche"
Ausstellung: 29. November 2019 bis 1. März 2020
Künstlergespräch mit Katja Blomberg und Susanne Weiß
Donnerstag, 23. Januar 2020, 19.30 Uhr
Das Haus am Waldsee zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung in Berlin mit der vielfach ausgezeichneten Fotokünstlerin Johanna Diehl (*1977).
Nach einem Zitat Walter Benjamins: "In den Falten das Eigentliche", entwickelt die Künstlerin ihre Arbeit aus dem Gedanken heraus, dass das Eigentliche der Geschichte in den Falten der Erinnerung liegt. So spürt sie das Verborgene, oft auch Vergessene im jüngeren Gedächtnis Europas auf und findet zu Bildern, die konstatieren, statt nur aufzuklären oder zu beeindrucken.
In ihren ersten Serien ging es der Künstlerin um beschädigte Synagogen in der Ukraine, die als Sporthallen, Kinos und Fabriken genutzt wurden. Oder sie suchte faschistische Bauten in Italien auf, die wie aus der Zeit gefallen bis heute ihre politische Botschaft aussenden. Die Frage nach der Identität eines heutigen Europas und nach der Überschreibung von Geschichte durch Umwidmungen stand auch im Vordergrund, als sie Kirchen auf Zypern fotografierte, die inzwischen als Moscheen genutzt werden.
In ihren jüngsten Reihen bezieht sich Diehl auf private Biographien der westdeutschen Nachkriegszeit. Dafür hat sie Diamagazine, Tagebücher und Archive ihrer Großelterngeneration ausgewertet. Darunter prominente Verleger und Architekten in Kassel. Präzise setzt die Künstlerin Traumata der Nazivergangenheit ins Bild. Ihre Arbeiten handeln von Aufbruch und Schweigen sowie von den seelischen Nachwirkungen bis heute.
Zur Ausstellung sind zwei neue Filmarbeiten sowie fotografische Installationen entstanden. Durch eine assoziative Hängung wird in der Ausstellung der Versuch unternommen, "Visuelles Begreifen" erfahrbar zu machen. Damit nimmt Diehl einen
Begriff ihres Großonkels Arnold Bode auf, der 1955 die documenta in Kassel gegründet hat.
Johanna Diehl hat in Leipzig und Paris unter anderem bei Timm Rautert, Boris Mikhailov sowie Jean-Marc Bustamante Kunst studiert. Sie ist Professorin für Fotografie in Würzburg und lebt in Berlin.
Kuratiert von: Katja Blomberg und Johanna Diehl.
Es erscheint ein Katalog in Deutsch und Englisch mit einem Beitrag von Annette Tietenberg im Verlag der Buchhandlung Walther König.