image/con/text
Komplementäre Zeugnisse im dokumentarischen Diskurs
Edmund Clark » Joan Fontcuberta » Eva Leitolf » Regine Petersen » Max Pinckers »
Symposium: 29 Oct – 30 Oct 2019
"image/con/text"
Komplementäre Zeugnisse im dokumentarischen Diskurs
Symposium zum Thema Bild und Text: 29. & 30. Oktober 2019
Veranstaltet vom Studiengang "Fotojournalismus und Dokumentarfotografie" im Rahmen der Kurt-Schwitters-Symposien an der Hochschule Hannover
Über die Idee eines Vergleichs der Medien von Bild und Text hinaus möchte das Symposium die Gesamtheit und Komplexität der Relationen von Bild und Text in Projekten insbesondere aus dem Bereich Fotobuch, aber auch im Film, Multimedia, Comic und den Erzählformen des Archivs untersuchen. Ein Hauptaugenmerk gilt dabei der Frage, welche Auswirkungen die "Vernähung von Bild und Text" auf Konzeptionen von Zeugenschaft und Dokumentarismus hat. Kann die Idee der Komplementarität der Zeugnisse die Kluft zwischen Positionen absolutierter Wahrheit und Relativismus navigieren?
Programm
Dienstag, 29. Oktober 2019
"Layered Contexts"
15:00
Begrüßung und Einführung (dt.)
[IMAGE MATTERS]-Team
15:20
Bild und Kontext. Einige begriffliche Anmerkungen zur semantischen Anomalie der Bilder (dt.)
Prof. Dr. Klaus Sachs-Hombach
In seinem Vortrag wird Dr. Klaus Sachs-Hombach, Professor für Medienwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen, auf die verschiedenen Mechanismen eingehen, auf die wir uns beim bildlichen Zeigen und beim sprachlichen Mitteilen stützen. Unter anderem beleuchtet er die erhöhte Wirksamkeit von Bildern zum Preis einer verstärkten Kontextabhängigkeit.
16:10
Text-Bild-Verhältnisse in dokumentarischen Comics. Ein intermedialer Dialog (dt.)
Kai Pfeiffer, Prof. Dr. Friedrich Weltzien
Der Comiczeichner Kai Pfeiffer und Friedrich Weltzien, Professor für Kreativität und Wahrnehmungspsychologie an der Hochschule Hannover, werden erkunden, inwiefern die unterschiedlichen Techniken des Comics geeignet sein können, auch auf andere Text-Bild-Verhältnisse angewendet zu werden. Dabei werden sie auch den Diskurs selbst mit Mitteln des Sprechens, des Schreibens, des Zeichnens und Aufzeichnens führen.
17:00
'Image et Parole' – Szenarien der Wort- und Bildkritik im Werk Jean-Luc Godards seit 1968 (dt.)
Thomas Helbig
Thomas Helbig ist assoziiertes Mitglied in der Abteilung "Das Technische Bild" am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin und forscht im Rahmen seines Promotionsprojektes zu Jean-Luc Godards Videoessay Histoire(s) du cinéma. Sein Vortrag wird sich den verschiedenen historischen Stationen Godards widmen und das jeweilige Verhältnis von Bild und Sprache beleuchten.
18:00
Bild/Text – Bild/Hypertext (eng.)
Prof. em. Fred Ritchin
In seinem Vortrag plädiert Fred Ritchin, emeritierter Dekan am International Center of Photography (ICP) und Autor von Büchern wie "After Photography" und "Bending the Frame: Photojournalism, Documentary, and the Citizen", für eine produktivere Beziehung zwischen Foto und Text, die beiden Medien eine eigene Stimme zugesteht, welche die jeweils andere verstärkt (und manchmal einen Gegensatz bildet). Die nicht lineare Erzählung in Hypertext und Hypermedien fördert eine oftmals spielerische Herangehensweise, welche die unterschiedlichen Bedeutungen von Text und Bild, je nach ihrer Position in der jeweiligen Sequenz, herausstellt.
Mittwoch, 30. Oktober 2019
"Weaving Hidden Stories"
10:00
Counter Narratives: Bild und Text in Deutsche Bilder – eine Spurensuche und Postcards from Europe (dt.)
Prof. Eva Leitolf
Die Arbeiten der Fotografin Eva Leitolf führen Bilder von Orten mit sorgfältig recherchierten Texten über vergangene Ereignisse an diesen Schauplätzen zusammen. Das Wechselspiel von Bild und Text untersucht neben den Phänomenen Fremdenfeindlichkeit und Migration auch Aspekte der Wahrnehmung, Prozesse der Bedeutungsbildung sowie Grenzen und Möglichkeiten von Repräsentation.
10:45
Show, Don't Tell? Research-based Fotobücher von Laia Abril, Christian Patterson und Regine Petersen (dt.)
Dr. Anja Schürmann
In ihrem Beitrag widmet sich Anja Schürmann dem Erzählen 'zwischen' Bild und Text und seinen epistemischen Folgen. Methodisch wird sie sich fragen, was an pikturalen Evidenzverfahren in den "research-based" Fotobüchern The Epilogue, Redheaded Peckerwood und Find a Fallen Star zu finden ist.
11:45
Bending the Screen: Ekphrasis, das Offensichtliche und das innere Monster (eng.)
Edmund Clark
Der Fotograf Edmund Clark wird in seinem Vortrag auf sein Interesse an der Visualität von Text in Beziehung zu Vorstellungen von Beweis, Abwesenheit und Verständnis eingehen und vier seiner Arbeiten exemplarisch vorstellen: Guantanamo: If the Light Goes Out, Orange Screen, Negative Publicity: Artefacts of Extraordinary Rendition und My Shadow’s Reflection<7em>.
12:30
Mittagspause
13:45
Diskussion: "Weaving Hidden Stories" (engl.)
Edmund Clark, Prof. Eva Leitolf, Regine Petersen, Dr. Anja Schürmann
Moderation: Prof. em. Fred Ritchin
"Found in Translation"
14:30
Das entliehene Archiv: die kollaborative Arbeitspraxis des Kashmir Photo Collective (engl.)
Alisha Sett
Alisha Sett ist Autorin, Kuratorin und Pädagogin. Ihr Vortrag soll aufzeigen, wie Erinnerungen – die während des Archivierens als narrative Fragmente erscheinen – über eine handgeschriebene Beschriftung durch die Archivare verwandelt werden und inwiefern diese Art der Erinnerungsbildung die Handlungsmacht über das entliehene Archiv bei der Erzeugerin oder dem Erzeuger des Albums belässt.
15:15
Margins of Excess: Text und Bild im zeitgenössischen dokumentarischen Fotobuch (engl.)
Max Pinckers
Der Fotograf Max Pinckers präsentiert sein Buch Margins of Excess und nimmt dabei besonders in den Blick, wie die Beziehung zwischen Bild und Text die dokumentarische Erzählung formt. In Ablehnung einer absoluten Wahrheit oder eines ultimativen Primats des Wissens vereinen seine Arbeiten unterschiedliche Perspektiven. Dabei treffen Textausschnitte aus vorliegenden Quellen auf Fotografien und stellen gemeinsam einen narrativen Zusammenhang her.
16:15
Fotografie im Fegefeuer (engl.)
Joan Fontcuberta
Seit über vier Jahrzehnten widmet Joan Fontcuberta sein Leben der Fotografie und der künstlerischen sowie theoretischen Auseinandersetzung mit ihr; insbesondere konzentriert er sich auf die Konflikte zwischen Natur, Technologie, Fotografie und Wahrheit. In seinem Vortrag wird Fontcuberta verschiedene frühere Arbeiten diskutieren und den Fokus auf seine aktuelle Forschung zu beschädigten Fotografien richten: Nils Strindbergs Aufnahmen von Andrées tragischer Polarexpedition 1897. Sie können als Überreste fotografischer Materialität betrachtet werden, geben aber ebenso Anlass zu spekulativen Geschichten.
17:15
Diskussion: "Found in Translation" (engl.)
Joan Fontcuberta, Max Pinckers, Alisha Sett
Moderation: Prof. Dr. Friedrich Weltzien