[An-]sichten - Das Künstlerische im Dokumentarischen
Eine Auswahl von Barbara Klemm
Roger Ballen » Gabriele Basilico » Sibylle Bergemann » Laurenz Berges » Claus Bury » Pietro Donzelli » Arno Fischer » André Gelpke » Mario Giacomelli » Anthony Haughey » Helen Levitt » Will McBride » Simone Nieweg » Robert Rauschenberg » Timm Rautert » Evelyn Richter » Heinrich Riebesehl » Boris Savelev » Shirana Shahbazi » Dennis Stock » Wolfgang Volz » Ulrich Wüst »
Exhibition: 25 Oct 2019 – 1 Feb 2020
Kunststiftung DZ BANK
Platz der Republik
60325 Frankfurt (Main)
+49 (0)69-7680588 00
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kunststiftungdzbank.de
Tue-Sat 11-19
[AN-]SICHTEN
Das Künstlerische im Dokumentarischen
Eine Auswahl von Barbara Klemm
Ausstellung: 25. Oktober 2019 bis 1. Februar 2020
Barbara Klemm hat über vier Jahrzehnte die Berichterstattung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu politischen und gesellschaftlichen Ereignissen begleitet und deren Wahrnehmung nachhaltig geprägt. Nicht wenige ihrer Bilder wurden zu Ikonen des 20. Jahrhunderts.
Für die Ausstellung hat Barbara Klemm 93 fotografische Kunstwerke von 22 internationalen Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt. Alle Werke folgen Bildkompositionen, die zeichnerische und malerische Assoziationen oder skulpturale Ansätze in sich tragen. Die Arbeiten spiegeln anschaulich Barbara Klemms feines Gespür für künstlerische Bildkompositionen wider.
Präsentiert werden Arbeiten aus der DZ BANK Kunstsammlung von Roger Ballen, Gabriele Basilico, Sibylle Bergemann, Laurenz Berges, Claus Bury, Pietro Donzelli, Arno Fischer, André Gelpke, Mario Giacomelli, Anthony Haughey, Helen Levitt, Will McBride, Simone Nieweg, Robert Rauschenberg, Timm Rautert, Evelyn Richter, Heinrich Riebesehl, Boris Savelev, Shirana Shahbazi, Dennis Stock, Wolfgang Volz, Ulrich Wüst u.a.
Auf Bilder der Kunstgeschichte verweisen etwa Timm Rautert (*1941 in Tuchel/Westpreußen), Simone Nieweg (*1962 in Bielefeld) und Arno Fischer (*1927 in Berlin; †2011 in Neustrelitz). Timm Rautert lässt mit seinem Bild "New York (Wellington Hotel)" an die Gemälde eines Edward Hopper denken. Simone Niewegs "Kohlfeld, Düsseldorf" erinnert an Landschaftsgemälde aus dem 18. Jahrhundert und Arno Fischers "Ostberlin, Friedrichshain" verweist auf Édouard Manets "Frühstück im Freien".
Horizontale, Vertikale und Diagonale in den Arbeiten von Helen Levitt (*1913 in New York/USA; †2009 ebenda), Evelyn Richter (*1930 in Bautzen), Ulrich Wüst (*1949 in Magdeburg), Wolfgang Volz (*1948 in Tuttlingen), Roger Ballen (*1950 in New York/USA), Gabriele Basilico (*1944 in Mailand/Italien; †2013 ebenda) und Mario Giacomelli (*1925 in Senigallia/Italien; †2000 ebenda) und anderen erinnern an einen zeichnerischen Bildaufbau, der die Tiefenwirkung aufhebt oder verstärkt. Ulrich Wüst und Wolfgang Volz bilden dynamische Diagonalen mithilfe von Stühlen und Autos; Roger Ballen hebt durch seine eigenwillige Anordnung von Mensch, Raum und Gegenständen die räumliche Wirkung gänzlich auf.
Flächen wie Kreise, Rechtecke, Quadrate, Dreiecke und Rauten führen ebenso wie Striche, Linien und Punkte zur Abstraktion der Bildinhalte. Pietro Donzelli (*1915 in Monte-Carlo/Monaco; †1998 in Mailand/Italien) geht mit Licht und Schatten um, als lege er ein Raster aus Linien und Flächen über die Motive.
Daneben können Unschärfen Pinselstriche simulieren, wie es Boris Savelev (*1947 in Czernowitz, Ukraine) in seiner Arbeit "Zwei Schatten, Moskau" anwendet. Einerseits erzeugt er damit eine flächige Wirkung von Szenerien, die eigentlich perspektivisch hintereinander gelagert sind. Andererseits erscheinen die Schlieren auf der Glasscheibe oder die Schatten wie bewusst gesetzte Akzente mittels eines Pinsels.
Ein skulpturaler Ansatz ist bei Shirana Shahbazi (*1974 in Teheran/Iran), Arno Fischer sowie bei Claus Bury (*1946 in Gelnhausen) erkennbar. Und auch Sibylle Bergemann (*1941 in Berlin; †2010 in Gransee), die zu den großen fotografischen Künstlerinnen der DDR zählt, positioniert Körper und Körperlichkeit wie Skulpturen im Raum. Ihr sehr genauer Blick verbindet sie mit der ostdeutschen Fotografie der Leipziger Schule um Arno Fischer und Sibylle Bergemann. Aber auch Einzelpositionen aus dem ehemaligen Ost-Berlin (Ulrich Wüst) und Dresden (Evelyn Richter) gehören dazu. Evelyn Richter führt in ihren Museumsbildern zwei Ebenen zusammen: Sie verbindet in ihrer Serie „Ausstellungsbesucher“ den Betrachter mit dem Gemälde, das er sich gerade im Museum anschaut. Durch die Auswahl dieser Bilder ehrt Barbara Klemm ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem ehemals anderen Teil Deutschlands, die einer ähnlichen Bildauffassung folgen wie sie selbst.